„Ohne Worte“ ist im Grunde ein anderer Ausdruck für „mir fehlen die Worte“ oder „mir fällt nichts mehr ein“ und ungefähr so muss sich derjenige gefühlt haben, der mir eben diese Nachricht via Whatsapp um 21.15 Uhr geschickt hatte.  Problem ist nur, es war jemand aus dem Umfeld des HSV, dem dazu eigentlich noch etwas einfallen müsste. Ist aber nicht so und das macht das Dilemma um die nächste Kommunikations-Katastrophe des Vereins nun umso deutlicher.

HAUPTVERSAMMLUNG IN 2018
BEI DER HEUTIGEN AUFSICHTSRATSSITZUNG HABEN DER VORSTAND UND DER AUFSICHTSRAT DER HSV FUSSBALL AG BESCHLOSSEN, DIE ANSTEHENDE HAUPTVERSAMMLUNG INNERHALB DER GESETZLICH VORGESCHRIEBENEN FRIST IM ERSTEN QUARTAL 2018 DURCHZUFÜHREN.

Um 20.09 Uhr verkündete der HSV via Twitter, dass nun doch alles anders ist, als man Fans, Anhänger und Mitglieder glauben lassen wollte. Nichts ist mit „Burgfrieden“, nicht ist mit „man hat sich mit Kühne angenähert“, nichts ist mit „die Krisen-Gespräche verlaufen konstruktiv“. Anstatt gestern nun die Namen derer, die den HSV in die nächsten 3 schlimmen Jahren führen sollen, zu verkünden, verkündet man, dass man sich darin einig ist, nicht einig zu sein. All die lustigen gespielten Namen, sei es nun Michael Behrendt (Hapag-Lloyd), Hans-Walter Peters (Berenberg Bank) oder der kürzlich von der Fahne gegangene Herr Pojer, sie alle sind Schall und Rauch, weil sie offenbar dann doch nicht den Vorstellungen des „Gönners“ entsprachen. Krisen-Manager Meier konnte die Krise nicht aus der Welt schaffen, er hat sie vergrößert.

Welches Bild gibt dieser Verein wieder einmal in der öffentlichen Wahrnehmung ab? Entsprechend dieser Tweet gestern Abend, der den Kern der Sache trifft:

Alles im Griff? Nicht wirklich. Eher Totalschaden für &Co

Nun also vertagt man sich, in der Hoffnung dann was zu erreichen? Eine bessere sportliche Ausgangsposition für die nächsten Personal-Verhandlungen? Eine Verbesserung der finanziellen Situation, die dem Verein ermöglicht, eventuell ohne den „Gönner“ handlungsfähig zu sein? Was für ein Treppenwitz. Nein, man versucht verzweifelt, Zeit zu gewinnen, nicht mehr und nicht weniger. In der Zwischenzeit wird der Verein stündlich handlungsunfähiger und gibt sich täglich mehr der Lächerlichkeit preis.

Zum Glück war man aber bekanntlich in der Lage, zumindest eine neue Kompetenz-Rakete für den „Rat der Retter“ zu generieren, Marcell Jansen. Der ehemalige SKY-Experte, der seine 423.842 Projekte nie geliebt hat, soll nun also Aufsichtsrat werden und ich habe nun gestern verstanden, was die Motivation hinter dieser lächerlichen Charade sein soll. Der Ex-Reha-Patient Cello soll nämlich nicht als Experte für sportliche Fragen in den Rat einziehen, sondern als eine Art Laber-Puffer für Räte dienen, die zwar gern über Profi-Fußball schnacken, aber leider so gut wie nichts davon verstehen. Wenn nun ein Ex-Profi wie Bass Jansen (das Cello war zeitweilig ein wenig aus der Form geraten) mit am Tisch sitzt, dann würden sich die Comunio-Spieler unter den Wirtschaftsexperten zusammenreißen, so die Hoffnung.

Und nein, das soll wirklich kein Scherz sein, das ist die bittere Wahrheit. So gesehen braucht es in dem Rat eigentlich auch noch eine Ex-Klofrau, damit sich die Herren dort nicht stundenlang über die sanitären Probleme im Stadion auslassen. Zum Glück ging der designierte Neu-Rat Jansen bereits gestern medial auf Abstand zum krawalligen Gönner.

Marcell Jansen: Da bin ich nicht nah genug dran. Allerdings gilt: Ein Verein muss immer aus sich heraus stark sein und nicht extern geführt werden. (Sportbuzzer)

Köstlich, unser Hoffnungsträger Amnesie-Marcell. Sollte er etwa vergessen haben, dass er selbst als aktiver Spieler zu Kühne gereist war, um eine Gehaltserhöhung raus zu schlagen? Natürlich am Verein vorbei. Und natürlich wurde in seinem Fall der Verein nicht „extern geführt“.

Anyway, dieser Klub hat sich wieder einmal zum Idioten der Republik gemacht, aber irgendwie gewöhnt man sich dran.