Natürlich war der Aufschrei der Schwachköpfe wieder unüberhörbar. „Was bildet sich dieser Sammer eigentlich ein, „unseren“ HSV derart anzugehen? Was hat der schon geleistet?“ Aber was war eigentlich passiert? Nun, der HSV hatte beim Auswärtsspiel in Freiburg wieder einmal Fußball wie von einem anderen Stern gespielt, von einem sehr dunklen, sehr kalten und sehr weit entfernten Stern allerdings. Das, was man dort im Breisgau ablieferte, war allerschlimmster Folterfußball im besten HSV-Style: Langer Hafer nach vorn, Ballverluste am Stück, technisches Flickwerk, alles auf Zufall aufgebaut. Und so kam es nicht eben überraschend, dass ein Mann wie Matthias Sammer in der Halbzeit klare Worte fand.

„Die Hamburger sollen doch den Antrag stellen, dass sie ohne Ball spielen. Sie wollen gar nicht richtig Fußball spielen. Man kann den Ball mal lang spielen. Aber nicht sieben oder acht Mal. Ich kann das nicht akzeptieren.“

Nun dürfte es kein Geheimnis sein, dass ich Menschen mag, die deutliche Aussagen treffen und die die Dinge so benennen, wie sie sind. Und nicht so, wie sie die liebe „Fußball-Familie“ in ihrer trauten Einigkeit und auf dem gemeinsamen Weg zur Total-Vermarktung gern hätte. Nett, stromlinienförmig und gnadenlos verlogen. Bloß niemandem wehtun, bloß nicht anecken, so bleibt man Teil der Familie und Teil des Millionenspiels. All dies ist Sammers Ding nicht, er hat es auch nicht nötig. Und falls es jemand nicht wissen sollten, Matthias Sammer war

Als Spieler

Europameister (U-18)

Europameister (Herren)

Champions League-Sieger (Mit Dortmund)

Weltpokalsieger

DDR-Meister (2 mal)

Deutscher Meister (3 mal)

DFB-Supercupsieger (2 mal)

Europas Fußballer des Jahres 1996

Als Trainer

Deutscher Meister (mit Dortmund)

Als Funktionär, Sportvorstand

Deutscher Meister (4 mal mit Bayern München)

Nun wäre der HSV nicht der HSV, wenn ihm auf die berechtigte Kritik Sammers nicht etwas richtig Dämliches einfallen würde.

„Ich war natürlich ein bisschen überrascht darüber“. Und weiter: „Dass wir fußballerisch nicht auf bestem Niveau waren, ist ganz klar. Nur: Grundsätzlich kann ich mit solchen populistischen Aussagen nichts anfangen.“ (Markus Gisdol)

Grundsätzlich können sie mit Kritik eh nichts anfangen, Herr Gisdol, hier beginnt ihr Problem. Anstatt im Duett mit ihrem Spottchef die Sachlage beständig zu verharmlosen, sollten sie vielleicht einfach einmal handeln. Vielleicht wäre es dann möglich in den nächsten 4 Jahren sowas wie eine sportliche Weiterentwicklung zu erkennen und nicht nur unrealistische Transfers und volle Taschen aller Beteiligten. Noch deutlicher als sein Trainer wurde jedoch Kapitän Sakai, seit Monaten in bestechender Form.

Es ist scheißegal, ob jemand unsere Art von Fußball kritisiert. Das ist egal, was er denkt und meint. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft zusammenhalten und in die gleiche Richtung marschieren.“

Ach Mensch, Sakai-San, ein wenig mehr das Gehirn von dem, dessen Meinung dir Anti-Fußballer „scheißegal“ ist und du könntest vielleicht irgendwann einmal ein halbwegs durchschnittlicher Bundesligaspieler werden. Das eigentliche Problem des HSV ist: Man hat eben keinen Sammer. Man hat einen schmalzlockigen Profiteur wie Gisdol, eine lächerliche Fehlbesetzung wie Todt, einen arroganten Fatzke wie Bruchhagen, aber eben keinen wie Sammer. Einen Mann, der Erfolgs-besessen bis zur Penetration ist. Einer, der nie zufrieden ist und dem man dies auch anmerkt. In München heißt es, dass sich Sammer keine Trainingseinheit der Bayern entgehen ließ und wenn er nicht direkt am Platz stand, guckte er von seinem Bürofenster aus zu.

Fußballspieler sind grundsätzlich faule Verpisser, die nur das Allernötigste machen, wenn der Trainer nicht hinschaut. Sollte aber in München Pep Guardiola einmal in die andere Richtung geguckt haben, konnte man als Spieler immer noch nicht auf locker machen, denn da war immer noch Sammer und es soll einige Spieler gegeben haben, die nach einer etwas lockeren Einheit im Anschluss einen Termin beim Sportvorstand hatten. Diese Art nervt natürlich extrem, aber sie fördert Höchstleistungen. Das, was Bernd Hoffmann im kaufmännischen Sinne beim HSV vorgelebt hat, lebt Sammer im sportlichen Bereich und genau sowas fehlt in Hamburg.

Allerdings denke ich, dass ein Mann wie Sammer gar nicht möglich wäre, viel zu sehr müssten sich verschiedene Personen an neue Gegebenheiten gewöhnen und umstellen und das hat bereits zum Ende Hoffmanns und zu den Absagen von Sammer und Tuchel geführt. In Hamburg wird eher der gemütliche Mit-Abkassierer gesucht (und gefunden), aber eben nicht derjenige, der vom Erfolg besessen jeden Stein umdrehen würde.

Zum Schluss, das Letzte….

Was sagt dieser Gisdol nach dem Spiel in Freiburg? „Wir sind in letzter Zeit für unsere Spiele gelobt worden und haben keine Punkte geholt. Dann werde ich lieber nicht gelobt und fahre mit einem Punkt zurück.“ BULLSHIT, Gisela! Ihr seid nicht für Drecksfußball gelobt worden, ihr habt euch selbst dafür gelobt. „Es fehlen oft nur 2-5% „(Agentinien-Urlauber Tod). „Das war heute dich am Optimun“ (Schmalzlocke Gisdol). „Ich habe ein großartiges Spiel meiner Mannschaft gesehen“ (Ebender). Kein anderer Mensch lobt euch, das macht nur ihr allein. Gehört in die gleiche Propaganda-Ecke wie „Wenn wir heute das Stadion bauen würden, müssten wir € 300 Mio. bezahlen“.

Dieser Verein ist ein einziges großes Lügenmärchen.

P.S. Zwei freie Tage nach einem sportlichen Offenbarungseid wie der vom letzten Freitag würde es unter Sammer garantiert nicht geben.