Es ist erschütternd. In (un)-regelmäßigen Abständen versuchen sich Schmierblätter wie die Mopo an Themen, von denen sie tatsächlich noch weniger Ahnung haben als vom Fußball selbst. Dann versucht man sich an Geschichten wie „Bilanzen“ oder „Aufsichtsrat“, hat aber nicht mal einen rudimentären Plan, was das alles zu bedeuten hat und welche Auswirkungen bestimmte Handlungen auf andere Bereiche haben werden. Aber – man versucht es wieder und wieder. Heute nun untersucht das Fisch-Einwickelpapier die große Frage, warum man beim HSV grundsätzlich für zuviel Geld zu wenig Leistung bekommt und bemüht hierzu einen Vergleich zum VfL Wolfsburg.

Stolzer Dritter sind da die Wolfsburger, sie zahlen ihren Profis im Schnitt 1,94 Millionen Euro pro Jahr, sind sportlich aber acht Plätze schlechter platziert – bei keinem Team der Liga geht die Schere weiter auseinander. Köln (minus sieben Plätze) folgt, dann kommt schon der HSV. Gemessen am Pro-Kopf-Gehalt (1,109 Mio.) müsste er Neunter sein, befindet sich aber zum sechsten Mal in sieben Jahren im Abstiegskampf. (Quelle: Mopo)

Nun ja, neu ist das wirklich nicht, aber mich hätte zumindest mal der Versuch einer Erklärung interessiert. Die kommt dann auch prompt, aber sie ist schwachsinnig.

Während Ex-VfL-Sportchef Klaus Allofs schon vor Jahren offen zugab, dass die „Wölfe“ ihren Profis mehr Gehalt zahlen müssen, um durch den Standortnachteil attraktiv zu sein, leidet der HSV unter der großen Fluktuation auf den Chefsesseln. Immer wieder neue Sportchefs, stets neue Vorstellungen, ein zusammengewürfelter Kader mit Topverdienern, die über Wert bezahlt werden. (Quelle: Mopo)

Yepp, das ist die Erklärung, die wir in all den Jahren gelernt haben, oder? Zu viele Köche verderben den Brei und am Ende kommt nichts dabei raus. Schade nur, dass diese Erklärung im Falle des HSV kompletter Mumpitz ist.

Mathenia, Santos, Sakai, Walace, Diekmeier (verlängert), Jung, Janjicic, Ekdal, Holtby, Hunt, Kostic, Müller, Wood, Waldschmidt, Schipplock. Sie alle kamen, als die Herren Beiersdorfer und Knäbel ihr Unwesen trieben. Die Transfers von Papadopoulos und Mavraj wurden noch von Beiersdorfer eingefädelt. Das macht 17 Spieler.

Pollersbeck, van Drongelen, Thoelke, Salihovic und Hahn kamen unter der Leitung von Bruchhagen und Todt. Und das soll jetzt ein Kader sein, der von so unfassbar vielen verschiedenen Fachleuten zusammengestellt wurde? Genial.

Wie aber kann der HSV, dessen Gehaltsetat sich jenseits der 50-Millionen-Euro-Grenze eingependelt hat, sich aus diesem Dilemma befreien? Heribert Bruchhagen hat in erster Linie nicht die Senkung der Kosten im Sinn, sondern eine Steigerung der Einnahmen. „Die Kluft zwischen unserem Gehaltsetat und den TV-Geldern, die wir bekommen, ist zu groß“, sagt der HSV-Boss der MOPO. „Unser Ziel muss es sein, mehr TV-Gelder zu bekommen. Jeder Platz in der Fünfjahreswertung macht einen beachtlichen Unterschied von zirka zwei Millionen Euro aus. In diesem Ranking sind wir zurzeit auf Platz 16. Ich bin überzeugt davon, dass wir da deutlich an Boden gewinnen werden.“(Quelle: Mopo)

Das kann doch wirklich nur ein mieser Scherz sein, oder? Im Vorstand des HSV ist man also nicht der Meinung, dass man für Drecksfußball zuviel ausgibt, man nimmt nur zu wenig ein. Und deshalb muss man in der Tabelle klettern, um den Anti-Fußballern auch in Zukunft ihr unverschämtes Gehalt zahlen zu können, ich verstehe. Jeder bessere Tabellenplatz macht also einen Unterschied von ca. € 2 Mio. aus (in der Fünfjahreswertung!!!) und das würde bedeuten, dass der HSV als 13. ungefähr € 4 Mio. mehr einnehmen würde, als wenn er am Ende der Saison 15. werden würde. Also das Gehalt eines Lewis Harry Holtby. Der Kraftakt einer gesamten Saison, nur damit man sich Holtby auf der Tribüne leisten kann, ist ja geil.

Und nein, es wird nicht etwa nach der Sinnhaftigkeit dieser blödsinnigen Aussagen gefragt, es wird mit einer Erkenntnis abgebunden:

Wäre ein Anfang. An Millionengehälter hat man sich gewöhnt, der Markt gibt das her. Was fehlt, sind die dazu passenden Leistungen (Quelle: Mopo)

Stimmt. „An Millionengehälter hat man sich gewöhnt“. In Hamburg. Bei den Beratern. Bei den Spielern, die sich im Herbst ihrer Karriere befinden oder für die es für mehr einfach nicht reicht. In Hamburg kann man kassieren wie in Dortmund, aber man braucht keine Leistung zu liefern, weil der Vorstandsvorsitzende jederzeit in der Lage ist, abenteuerlichen Dünnschiss abzusondern und weil die Hofberichterstatter nicht in der Lage sind, von 12 bis Mittag zu denken.

Merke: Einfach nicht mit einem dann fast 31-jährigen Kreuzband-Patienten Müller verlängern und schon kann man sich zwei Tabellenplätze sparen. Dazu braucht man noch nicht mal einen „HSV-Sanierer“ Wettstein, sondern nur einen Taschenrechner.