Wie einige von euch wissen, habe ich einige Zeit meines Berufslebens bei der SportBild verbracht und während dieser Zeit (in den 90ern) galt ein ungeschriebenes Gesetzt: Der Kicker ist die Bibel. Der Kauf des Sonderhefts vor Saisonstart war quasi Pflicht, was im Kicker stand, das stimmte. Punkte. Aus. Leider hat sowohl Image wie auch Qualität dieses Titels in den letzten Jahren arg gelitten und das liegt unter anderem an solchen Ausfällen:

Vor 13 Stunden

Richtig. Sebastian Wolf ist der Clown, der für den Kicker vom HSV berichtet oder sollte ich lieber sagen, der lächerliche Fanboy? Auf jeden Fall wäre es zu meinem Zeit bei der SportBild einem Kicker-Journalisten nicht eingefallen, derart parteiisch Stellung zu beziehen und einen Spieler einer bestimmten Mannschaft in eine bestimmte Ecke zu stellen. Sowas erwarte ich vielleicht von einem dieser zahlreichen Twitter-Spacken, die ich dank der Blockier-Funktion aus meinem Leben streichen konnte, aber sicherlich von einem Journalisten, der quasi per Definition zur Unabhängig verpflichtet sein sollte.
Dies aber stellt ein weiteres großes Problem da, es gibt einfach keine unabhängige, fachkundige und einigermaßen faire Berichterstattung mehr. Auf der Pressetribüne lungern die HSV-Mitglieder rum und verfassen anschließend Berichte und Einschätzungen über ein Spiel, welches nie stattgefunden hat. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt – dem gestrigen Spiel. Der vom Clown gescholtene Gomez erkläre im Anschluss an die Partie, dass man sehr wohl wusste, was auf einen zukommen würde, aber es ist halt nicht einfach, gegen einen Gegner zu spielen, der eigentlich gar nicht spielen will.
Denkt man an die Ergebnisse der letzten Wochen, denkt man an die Hoffenheimer, die in Hamburg sang- und klanglos mit 0:3 untergingen und anschließend gegen RB Leipzig mit 4:0 gewinnen konnten. Denkt man die Wolfsburger, die neulich noch die starken Gladbacher mit 3:0 nach Haus schickten und die gestern nicht zu einer echten Torchance kamen. Und man fragt sich, wie das passieren kann. Ich denke, die Erklärung ist gar nicht so schwer, wie man vielleicht meinen könnte. Wenn sich in einer Partie Frankfurt und Bremen gegenüberstehen, wenn in Leverkusen Bayer gegen Mainz spielt, dann weiß man, dass dort zwei Teams aufeinander treffen, die Fußball spielen wollen. Kommt man nach Hamburg, dann weiß man, dass hier alles gespielt wird, aber halt kein Fußball.
Das, was der HSV dort Woche für Woche abliefert ist irgendeine seltsame Mischung aus Wrestling, Mittelstreckenlauf, Schlamm-Catchen und Jui Jitsu. Mit Ball. Aber sicher kein Bundesliga-Fußball. Kommt man nun als Fußball-spielende Mannschaft ins Volksparkstadion und versucht die Schlamm-Catcher mit fußballerischen Mitteln zu bekämpfen, wird man nicht gewinnen können. Man muss sich ihrer Sportart anpassen, aber das können viele Teams, besonders die besseren, nun mal nicht oder nur schwer. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich besonders spielstarke Mannschaften in Hamburg so schwer tun.
Ein Spiel gegen den HSV muss 70% der anderen Bundesliga-Teams vorkommen wie die erste Runde im DfB-Pokal. Man spielt gegen eine spielerisch extrem limitierte Mannschaft, die aber um jeden Millimeter kämpft, die kratzt und beißt und die die Rückendeckung ihres Publikums hat. Man selbst ist eigentlich der klare Favorit, kann also im Grunde nur verlieren. Was dann folgt, können wir jedes Jahr im August beobachten. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass sich der HSV besonders gegen Teams schwer tut, die kämpferisch ähnlich angelegt sind, die aber im Bedarfsfall spielen können. Hannover (0:2), Bremen (0:0), Mainz (2:3), Hertha (1:2), Freiburg (0:0).
Betrachtet man das Ganze aus diesem Blickwinkel, so wird auch klar, dass Spieler, die zuvor durchaus nachweisen konnten, dass die das Spiel beherrschen, in Hamburg von Woche zu Woche schlechter zu werden scheinen, aber das ist im Grunde gar nicht so. Sie dürfen im Volkspark halt nur nicht ihrem Beruf nachgehen, sondern sie müssen in eine andere Sportart wechseln. Kaum, dass sie den HSV verlassen haben, finden viele Spieler wieder zur alten Stärke zurück, weil sie dann wieder in Mannschaften agieren, die tatsächlich Fußball spielen wollen. So zu beobachten bei wie Spielern wie Ostrzolek, Gregoritsch  und vielen anderen.
Eines noch: Der Zuschauer, also der, der eine überteuerte Karte kauft und sich bei Schneegrieseln ins Stadion begibt, bezahlt dafür, 90 Minuten Bundesliga-Fußball sehen zu wollen. Trägt man also kein eng-anliegendes rosa Trikot mit der Beflockung „Lasogga“, wird man alle zwei Wochen böse enttäuscht, wenn man auch nur einen Restanspruch anmelden möchte. Das Resultat kommt jetzt, nach und nach. Gestern gegen Wolfsburg, am Samstag um 15.30 Uhr, waren es noch 45.000 und ein ehemaliger Verantwortlicher beim HSV erzählte mir mal, dass man im Volkspark grundsätzlich 5-10% auf die tatsächliche Zuschauerzahl aufschlägt.
Aber ich höre schon die Sprüche. „Schlechtes Wetter“, „Weihnachtsgeschäft“, „Kälte“ bla bla bla. Ist das Gleiche dumme Gelaber wie das des Trainers, der nach der nächsten WWA-Einheit von einem „wirklich guten Spiel“ quatscht. Aber der kriegt ja auch Geld dafür, dass er Märchen erzählt.