Meine Herren, was haben wir uns all die Jahre anhören müssen. Hater, Pester, man wolle dem Verein schaden, man wäre enttäuscht, aus welchen Gründen auch immer. Auf der anderen Seite würde man einen Verein erkennen, bei dem es erkennbar nach oben geht, weil endlich die richtigen Macher am Werk seien. Diese hätten „die Finanzen im Griff“ und Kühne heim geholt. Alles wird wunderbar und man würde blühende Erdbeerfelder am Horizont erkennen können. Tja Freunde, am Arsch. Nicht nur der Blick auf die Tabelle nach dem 17. Spieltag der Saison 2017/18, sondern auch ein Blick in den aktuellen Spiegel lässt erkennen, dass bei diesem Verein nichts, aber wirklich absolut nichts stimmt. Der HSV kurz vor Weihnachten 2017 gibt das Bild eines total kaputten, Tod-geweihten Patienten ab. Punkt.

Der finanziell angeschlagene Fußball-Bundesligist Hamburger SV hat offenbar recht ungewöhnliche Maßnahmen zum Sparen getroffen. Laut eines Papiers mit dem Titel „Kostensenkungsprogramm 2016“ aus dem Datensatz der Enthüllungsplattform Football Leaks, das dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vorliegt, sollten Blumengeschenke für Angestellte der Geschäftsstelle gestrichen und Klubanzüge für Geschäftsstellenmitarbeiter abgeschafft werden.

Der HSV schreibt seit Jahren Verluste. Das abgelaufene Geschäftsjahr wurde mit einem Minus von 13,4 Millionen Euro abgeschlossen. Dies geht aus dem Jahresabschlussbericht für 2016/17 hervor, den die Hamburger Mitte November veröffentlicht hatten. Die Verbindlichkeiten betragen 105,5 Millionen Euro, die erzielten Umsatzerlöse 122,1 Millionen Euro. (Quelle: Spiegel)

Der Wahnsinn beginnt. Und so richtig wie Sparmaßnahmen bei einem Unternehmen auch sind, wenn er mehr Geld ausgibt als einnimmt, das wirklich Kranke passiert danach. Dann nachdem man den Mitarbeitern erklärte, dass man die Gürtel enger schnalle müsse und dass die fetten Jahre vorbei wären, schleudert man auf der anderen Seite nach diesen Ankündigungen zig Millionen für untaugliche Fußballer, Berater-Honorare, Abfindungen und und und raus. Nichts gegen einen Sparkurs, aber dann doch bitte für alle. Wie mögen sich Hauspostboten, Sekretärinnen und Sachbearbeiter fühlen, wenn von ihnen Opfer verlangt werden und sie auf der anderen Seite sehen, wie Teenager mit Millionenverträgen teilweise keine 50 Minuten am Tag ihrer Arbeit nachgehen?

Wettstein drängt auf eine neue Sparrunde. Ein Papier mit dem Titel „Kostensenkungsprogramm 2015“ entsteht. Auf mehreren Seiten werden Dutzende möglicher Sparmaßnahmen aufgelistet, die alle Abteilungen des Klubs betreffen, außer der Profiabteilung, und deren Für und Wider debattiert.  Es wird angedacht, die Rasenheizung herunterzufahren, um Energiekosten abzusenken. Das Risko: „Verschlechterung der Rasenqualität, sollte ein starker Winter kommen, haben wir definitiv ein Riesen-Problem. Die „Clubanzüge für Geschäftsstellen-Mitarbeiter“ sollen abgeschafft werden. Es wird erwogen, Teilnehmern an der HSV-Fußballschule nicht mehr zwei, sondern nur noch ein Trikot zu überlassen. „Das 2. Shirt könnte künftig komplett wegfallen, bzw. durch eine billige Regenjacke „made in China“ ersetzt werden.

Ein weiterer Vorschlag: Den „Deal“ mit einer Firma, die Weine und Sekt für die VIP-Logen im Volksparkstadion liefert, nicht zu verlängern. Folge: Kein Wein & Sekt = schlechtes Angebot im VIP-Bereich, höhere Unzufriedenheit + höhere Kündigungsrate. Hostessen sollen eingespart werden. Die pompöse HSV-Weihnachtsfeier landet auf der Liste. Künftig soll es nur noch eine „Low-budget-Variante“ geben. Mögliches Risiko: „Unmut der Mitarbeiterschaft“.    (Quelle: Spiegel)

Aberwitzige Ideen, die aber eindeutig beweisen, wie mies es dem Verein inzwischen geht. Ohne Kühne geht überhaupt nichts mehr, gleichzeitig wird Vorstandsboss-Bruchhagen nicht müde, ständig zu betonen, dass man sehr wohl ohne den „Gönner“ handlungsfähig sein. Eine dreiste Lüge.

Im Dezember 2016 wird Klubchef Beiersdorfer kurz vor Weihnachten entlassen. Es wird eine Abfindung fällig, zudem stellt sein Nachfolger Heribert Bruchhagen einen Sportchef ein, den ehemaligen Profifußballer Jens Todt. „Der ist mit einigen Punkten seines Vertrags nicht einverstanden. „Es war vereinbart, dass nicht nur im Falle des Klassenerhaltes, sondern auch im Falle eines etwaigen Aufstieges in die BL eine Prämie in Höhe von 200 TE ausgezahlt wird“, schreibt Todt in einer Mail. Der Vertrag wird ergänzt um eine Prämie von 100000 Euro bei Klassenerhalt im Jahr 2019 und um eine mögliche „Wiederaufstiegsprämie“ von 200000 Euro für 2018 sowie 100000 Euro für das Jahr 2019.. (Quelle: Spiegel)

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, welcher Wahnsinnige segnet solche Verträge ab?

In der Saison 2017/18 verfolgt der Verein einen anderen Plan. Der sieht vor, mit einer verbesserten Mannschaft Rang 8 in der Tabellen zu erreichen, dadurch mehr Geld aus der TV-Vermarktung zu erzielen und damit die wegen der vielen Neuzugänge erhöhten Kaderkosten wieder einzuspielen. Guter Plan? Wettstein lehnt sich in seinem Stuhl zurück und sagt: „Heute wissen wir, dass er leider nicht aufgegangen ist“ (Quelle: Spiegel)

Stimmt, Märchenonkel Wettstein, das wissen wir. Sie aber sind dafür verantwortlich und das jetzt seit bereits 3 Jahren. Und weil sie so hervorragend gearbeitet haben, hat man ihnen den Vertrag verlängert und möchte sie zum Vereins-Chef aufbauen? Als Treppenwitz kann man das nicht bezeichnen, es ist eine Verarschung erster Güte.

Am 12. Januar schreibt Wettstein an einen Kollegen, dass er für den Aufsichtsrat eine „aktualisierte Hochrechnung“ über die Liquidität des HSV benötige. Der Mitarbeiter schickt diese am Abend raus. Seine Einschätzung: „Nach aktuellem Stand kommen wir mit der Liquidität bis Mitte März. Wenn du dir die Planung bis Ende der Spielzeit anschaust, erreichen wir zwischen Ende Mai und Mitte Juni 2017 einen Liquiditätsstand von Minus 18 bis Minus 19 Millionen Euro. (Quelle: Spiegel)

Das alles ist eigentlich nicht mehr zu ertragen und es wird noch unfassbarer, wenn man bedenkt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs abbildet. Dieser Verein ist nicht krank, er ist tot, mausetot. Aber noch kann man als Trainer, Manager, Torwarttrainer-Koordinator und Vorstand richtig gutes Geld verdienen, während der Rest der Mitarbeiter in die Röhre guckt.

2016 beschäftigt der Klub einen „Torwarttrainer-Koordinator“ für die Jugendmannschaften, der 144.000 Euro im Jahr verdient. (Anmerkung HSV-Arena: Meines Wissens nach beschäftigt der HSV insgesamt 3 Torwarttrainer im Nachwuchsbereich und derjenige, der deren Arbeit „koordiniert, verdient € 144.000 pro Jahr. Der Mann selbst trainiert niemanden, er „koordiniert“ die Arbeit von drei Trainern). Ein leitender Angestellter  im HSV-Nachwuchsleistungszentrum kassiert € 375.000 – mehr als die Kanzlerin. Im August 2016, kurz nachdem der Vorstand Blumengeschenke für Angestellte der Geschäftsstelle gestrichen hat, bestellt der Talentmanager des HSV einen neuen Firmenwagen, einen AUDI Q3. Das Gefährt kostet € 52.000, die Leasingrate wird auf € 375 taxiert. „Darf der das???“ fragt eine Mitarbeiterin in einer Mail. Antwort: Der Vorgang sei mit den Chefs abgesprochen. Haken dran. (Quelle: Spiegel)

Als schön. Wer es jetzt immer noch nicht begriffen hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Wer jetzt mit dem Argument kommt, diese Vorgänge wären immerhin schon ein Jahr alt und den HSV würde es immer noch geben, der sollte sich mal Gedanken darüber machen, warum das so ist. Warum der Verein in seiner letzten Bilanz nicht mehr als € 13 Mio. Minus hätte ausweisen müssen, sondern weit mehr als € 30 Mio. Nur, weil Kühne auf Zahlungen verzichtet, kam die geschönte Summe ins Spiel.

Dieser Verein ist ein Verarschungs-Instrument erster Kategorie geworden, in dem sich einige die Taschen vollstopfen, bis sie wie die Heuschrecken weiterziehen oder mit fetten Abfindungen vom Hof gejagt werden. Diesen Herren geht das Schicksal des Traditions-Klubs am Arsch vorbei, sie all haben prall gefüllte Konten. Den Einzigen, denen das Schicksal des Vereins noch egaler ist, sind die Hamburger Sportjournalisten, denn die decken diesen Mauscheleien seit Jahren bewusst. Und immerhin kann man in zwei sogenannten HSV-Blogs zu diesem Thema seit drei Tagen nicht eine Silbe lesen.

Warum wohl?