Irgendwie lustig. Obwohl sich Bernd Hoffmann noch mit keiner Silbe öffentlich zu seiner Kandidatur bekannt hat, eröffnet der Boulevard einen Wahlkampf. Es werden Wahrscheinlichkeiten erörtert, Möglichkeiten ausgelotet und psychologische Profile erstellt. Natürlich möchte man sich seitens der Hamburger Medien nicht auf einen Favoriten festlegen, denn niemand weiß, wie das Hornberger Schießen ausgeht und mit wem man in Zukunft „vertrauensvoll zusammenarbeiten“ kann bzw. muss. Wer lesen kann, ist ja bekanntlich im Vorteil und zwischen den Zeilen lesen und dann auch noch verstehen kann, ist kaum noch zu schlagen. Deshalb ist es auch eigentlich kaum zu übersehen, dass sich der Boulevard (und hierzu zähle ich das Abendblatt eindeutig hinzu) doch bereits frühzeitig positioniert, wenn man genau hinschaut natürlich.

Der eine sieht sich vor allem als erster Interessenvertreter des e. V., der Breitensportler, der Beachvolleyballer, der Dart- und der Skat-Abteilung. Gerade einmal eine Woche ist es her, dass Meier auf einer Pressekonferenz verkünden konnte, dass sein e. V. das Geschäftsjahr 2016/17 mit einem operativen Gewinn in Höhe von 166.000 Euro abgeschlossen habe. Und die ausgegliederte Fußball-AG? 105 Millionen Euro Verbindlichkeiten, ein Minus von 13,4 Millionen Euro und im vergangenen Frühjahr noch gerade so eben an der Insolvenz vorbeigeschrammt. Hier sei er ja nur einer von sechs Aufsichtsräten, sagt Meier. Nicht mehr, nicht weniger. (Quelle: Abendblatt)

Nun, hier wird das Bild eines Vorzeige e.V. Präsidenten gemalt, gell? Interessiert sich für die Sache (den e.V.), für die er gewählt wurde, ist finanziell erfolgreich dabei und in der Sache unauffällig.

Genau an dieser Stelle kommt der andere ins Spiel: Offiziell würde es Hoffmann zwar nie zugeben, aber sein Herzblut hängt nicht an Cricket, Disc Golf und dem neuen Umkleidehaus in Ochsenzoll. Hoffmann will beim Fußball mitreden. Nicht beim Oberligateam von HSV III. Sondern bei den Bundesligakickern, die in seiner Ägide als Vorstandschef in Europa von Platz 83 auf Rang 18 kletterten. Ähnlich wie Uli Hoeneß in München würde Hoffmann als gewählter Präsident für sich auch den Posten als Aufsichtsratschef beanspruchen und damit die Möglichkeit, durch die Hintertür in die HSV Fußball AG einzutreten und aufzuräumen. (Quelle: Abendblatt)

An dieser Stelle nun das genaue Gegenteil von Meier. Hoffmann wird unterstellt, er würde einen Dreck auf den Breitensport (also den e.V.) geben und seine (zukünftige) Position ausschließlich dazu nutzen wollen, wieder am großen Rad, spricht AG, mitdrehen zu können. Dafür würde er sogar zeitweilig das unbezahlte Ehrenamt des e.V.-Präsidenten in Kauf nehmen, wobei ihm unverhohlen unterstellt wird, dass dies für den ehrgeizigen Hoffmann lediglich eine Zwischenstation sein sollte.

Lustig (und bemerkenswert) dabei: Genau diese Ambitionen werden einem Meier nicht unterstellt, obwohl in Hamburg jeder weiß, dass Hafen-Meier im Grunde nichts anderes will, als Bruchhagen zu beerben.

Die Mitglieder, die über diese Personalie abzustimmen haben, müssen nicht die Entscheidung zwischen zwei Personen treffen, sondern sie müssen sich dafür entscheiden, was sie wollen. Wollen sie einen Vereins-Meier, der so tut als ob,  der seine eigenen Spielchen im Aufsichtsrat der AG treibt und der dabei in der Vergangenheit eine äußerst schwache Vorstellung abgegeben hat. Oder wollen sie einen geschickten Strippenzieher und mit ihm die Hoffnung auf eine Rettung des Profi-Fußballs. Wobei deutlich gesagt werden muss, dass auch ein Bernd Hoffmann nicht zaubern und den HSV allein aus dem Dilemma führen kann. Es ist nichts anderes als die Hoffnung auf den letzten Rettungsanker und diese steht bei der anstehenden Wahl gegen ein „Weiter so wie bisher“.

Hoffmann selbst ist dabei in einer wunderbaren Position, denn er kann eigentlich nur gewinnen. Wird er gewählt und die Sache geht trotzdem schief, kann er immer erklären, dass er einfach zu spät an Bord kam und der Karren schon zu tief im Dreck steckte. Wird er nicht gewählt, kann er sagen: „Ok, ihr wolltet meine Hilfe nicht. Dann helft euch allein“.  Nicht zu unterschätzen ist bei all dem natürlich auch die Rolle des „Gönners“ bzw. die Frage: Wer kann Kühne besser einbinden? Hier hat Meier in der Vergangenheit kein gutes Bild abgegeben, Kühne soll nicht allzu viel von dem Hafen-Mann halten. Hoffmann dagegen kennt Kühne aus gemeinsamen Zeiten von Anstoß³, man schätzt sich wohl. Also auch hier die Entscheidung für eine Philosophie: Will man sich (nach außen) vom Milliardär unabhängig(er) machen (Meier) oder will man in Zukunft zielorientierter mit Kühne arbeiten (Hoffmann).

Am Ende steht also für den Wahlberechtigten nicht die Frage „Wen will ich?“, sondern vielmehr Was will ich?“ Für mich, für meinen Verein (e.V.) und für den Profi-Fußball im Volkspark. Und: Wichtig für den Verein ist, dass die Mitglieder nun die Möglichkeit zur Wahl überhaupt haben, denn vor der Kandidatur Hoffmann’s ging es lediglich um die Wiederwahl Meier’s.