Wie oft eigentlich noch?

„Was heißt denn Schulden?? Wir haben ein Stadion gebaut, ein großes Stadion. Das gehört dem HSV. Meinen sie, das bezahlt man so aus der Portokasse? Das ist doch klar, wenn sie ein Einfamilienhaus gebaut haben, also jeder von uns der ein Einfamilienhaus gebaut hat, hat darauf einen großen Kredit gehabt, den er im Laufe der Jahre zurückgeführt hat. und bei einem großen Stadion, wie dem Volksparkstadion hat man eben am Ende einen offenen Kredit, von 100 Mio. offenen Geldern. Ich sehe darin keine Besonderheit.“ (Bruchhagen im Sport1-Doppelpass)

Und keiner fragt nach. Wie oft darf dieser Mann eigentlich die Legende vom gesunden Verein, bei dem lediglich der sportliche Erfolg noch ein wenig auf sich warten lässt, weiterstricken, bis endlich mal ein Journalist, der seinen Beruf ernst nimmt, ihn fragt, ob er eigentlich alle Anwesenden verarschen will? Vor einigen Wochen kam dieser Sprücheklopfer mit dem Einfall um die Ecke, man habe ja ein Stadion, für welches man heute ca. € 300 Mio. bezahlen müsse, wenn man es jetzt bauen würde. Und? Was soll uns dieser Spruch sagen? Lasst doch mal überlegen…

Also, ich habe im Jahr 2000 eine Mercedes E-Klasse gekauft, den Wagen besitze ich heute noch. Damals habe ich für die Karre € 43.000 auf den Tisch gelegt. Würde ich mir heute den gleichen Wagen (Mercedes E-Klasse 280) wieder kaufen, müsste ich ca. € 67.000 hinlegen. Also im Grunde habe ich Gewinn gemacht und bin eigentlich im Besitz eines Autos, welches € 67.000 wert ist. Alles ist schön.

Bullshit. Was für ein unfassbarer Mumpitz. Meine 18 Jahre alte Mühle ist weder € 43.000 noch € 67.000 wert, sie ist benutzt, alt und muss ständig renoviert werden. Außerdem gehört mir das Ding gar nicht mehr zu 100%, weil ich die Räder, den Motor und die Frontscheibe bereits bei Kieser in Zahlung gegeben habe.

So ungefähr verhält es sich mit dem Volksparkstadion. Es wurde zwischen 1998 und 2000 mit den billigsten Mitteln zusammengeschustert, die überhaupt nur möglich waren. Man hat gespart, wo man konnte, man hat sogar im Presseraum die Klima-Anlage weggespart, weil die Kohle nicht mehr da war. Wer dort einmal mit 30 Journalisten an einem lustigen August-Tag gesessen hat, der weiß, wovon ich rede. Hinzu kommt, dass das Stadion, welches angeblich dem HSV gehört, seit Jahren dem HSV nicht mehr allein gehört, weil man es als Sicherheit für Kühne’s Darlehen benutzt hat. Das Ding ist eben nicht das belastungsfreie Schmuckkästchen, welches seinen Wert im Laufe der Jahre verdreifach hat, es ist ein sanierungsbedürftiges Gebäude, welches dem heutigen Standard schon längst nicht entspricht.

Aber egal, Bruchlandung kann einfach ungehindert weiter behaupten. Genauso, wie der Tod in jedem Spiel einen HSV sehen darf, der dem Gegner haushoch überlegen war und man durch unfassbares Pech wieder einmal als Verlierer vom Platz gehen musste. Es wird nicht nachgefragt, es wird nicht recherchiert, es werden lediglich Legenden erfunden, die Legenden von einem großen Verein. Wie meinte doch der neue HSV-Superscout in seinem Antritts-Interview? „Der HSV ist ein großer Verein“. Nein, verdammte Scheiße nochmal, ist er nicht. Schon lange nicht mehr. Vielleicht war er es in den 80er Jahren, aber heute ist dieser Verein nur noch ein Klub, der von Lügenmärchen und medial-erfundenen Legenden lebt. Von Legenden wie „Dukaten-Didi“, dem „HSV-Sanierer“ Wettstein, dem „HSV-Juwelier“ Peters, dem Ruhebringer Bruchhagen, dem 2.-Liga-Netzwerker Todt und dem Konzepttrainer Gisdol. Neueste Legende ist Wunderscout Spors. Mit Hilfe dieser unhaltbaren Legenden wird die Legende vom großen Verein am Leben gehalten, ein Verein, der Büroklammern zählt, die Rasenheizung dimmen will und auf Blumensträuße für Mitarbeiter verzichtet.

„Beim HSV ist alles stimmig außer der sportlichen Situation. Wir sind nicht gut genug, das ist das Problem.“ (Bruchhagen)

Alles stimmig? Mehr als € 150 Mio. Verbindlichkeiten? Einen Transferflop am nächsten? Sinkenden Zuschauerzahlen? Weniger Dauerkarten? 6 Jahre Abstiegskampf am Stück? Komplette Abhängigkeit vom Gönner? Panikartige Sparpläne? Folterfußball in Serie? Torwartrainer-Koordinatoren mit einem Jahresgehalt von € 145.000? Zweitschlechtester Marktwert (nimmt man Arp raus) der gesamten Bundesliga? Transfersummen-Verbrennung mit Vorsatz? Demütigung der Spieler? usw. usw.

Alles stimmig? Haben sie was am Kopf, Bruchhagen? Das Einzige, was bei diesem Verein stimmig ist, sind die Gehälter die gezahlt werden und die hündische Hofberichterstattung der untauglichen Medien. Man kann wirklich nur hoffen, dass in diesem Jahr endlich alle unmittelbar Beteiligten für ihre Lügenmärchen bezahlen müssen. Bitte bitte.