Nein, keine Panik, ich meine nicht die Millionäre, die heute an ihrem Belastungssteuerungs-Tag auf ihr verdientes Monatseinkommen verzichten sollen. Ich meine auch nicht die Herren in den Vorstandbüros oder im Direktorium, denn die ackern wirklich für ihre paar Kröten. Nein, ich meine die Zuschauer. Wie wäre es, wenn man als Zeichen seiner Unzufriedenheit und seines Unverständnisses einfach mal das Topspiel des 19. Spieltags sausen lässt und zuhause bleibt? Für Samstag Abend sind nach heutigem Stand ca. 2 Grad und Schneeschauer vorausgesagt und das dürfte gegenüber dem, was man zumindest von HSV-Seite geboten bekommen wird, noch die bessere Nachricht sein. Anstatt sich also in der Bahn und im Bus zu drängeln, auf einem komplett überteuerten Parkplatz, von dem man nach Spielende stundenlang nicht runterkommt, zu parken und anstatt sündhaft teure Bierplörre zu saufen und hinterher auf verdreckten und überfüllten Toiletten wieder loszuwerden, könnte man einfach zu Hause bleiben.

Man spart Geld und Nerven, friert sich den Arsch nicht ab und schont seinen Blutdruck. Mal ehrlich, den Söldnern auf dem Rasen ist es doch eh Latte, ob ihr da seid oder nicht, die kriegen ihre Kohle so oder so. Ob da nun 52.000 oder 12.000 im Stadion sind. Und mal noch ehrlicher, so ein HSV-Spiel ist doch eigentlich seit Jahren so etwas wie eine Party am Wochenende. Jedesmal denkt man, man würde etwas verpassen, wenn man nicht hingeht und jedesmal denkt man hinterher: „Das hätte ich mir auch wunderbar wegsparen können.“ Das Ganze hätte sogar noch etwas Positives, außer der Schonung des eigenen Geldbeutels und der eigenen Gesundheit: Man könnte denen dort zeigen, dass man ihr Scheißspiel nicht mehr länger mitmacht.

Ich träume von einem Spieltag, an dem die Herren in den kurzen Hosen den Spielertunnel verlassen und auf leere Ränge blicken. Die Einlaufmelodie erklingt und die letzten 21.465 Zahlenden pfeifen, bis die Ohren glühen. Vom Geräusch geweckt verschluckt sich Bruchlandung am Lachsbrötchen in der HSV-Lounge und der Todt verschüttet vor Schreck seinen Rotwein. Die Plätze neben Frank Wetzstein sind leer, so wie sein Blick, das wäre ein Fest. Und nachdem der Anpfiff ertönt ist, herrscht Stille im weiten Rund. Vielleicht, nur vielleicht würden dann einige der Herren aufwachen und registrieren, dass das Volk begriffen hat. Aber solange immer noch 46.000 in den Volkspark pilgern und bei diesem Dreckslied „Hamburg, meine Perle“ mit grölen, passiert gar nichts. Dann heißt es weiterhin, man ziehe an einem Strang und man hätte die besten Fans der Welt im schönsten Stadion des Universums.

Und am nächsten Wochenende in Leipzig gibt’s die nächste Klatsche und die ganze Woche wird wieder vor sich hin gepöbelt. Der Fan, also jeder einzelne, der eine Karte kauft, muss verstehen, dass er abstimmen kann. Abstimmen mit den Füßen und mit seiner Anwesenheit. Wenn er diese dem Verein entzieht, zeigt er, dass er nicht einverstanden ist. Motzt er rum, geht aber trotzdem wieder hin, denken die Herren, alles wäre in bester Ordnung.

Einfach mal drüber nachdenken. Und nicht vergessen: Wer sich immer alles gefallen lässt, darf hinterher nicht motzen.