Mal ehrlich, kommt euch der HSV nach dem Trainer-Wechsel von Gisdol zu Hollerbach jetzt irgendwie anders vor als zuvor? Bemerkt ihr irgendwas von einer Aufbruchstimmung oder einem „jetzt erst recht“? Ich nicht. Auf mich wirkt der Verein trotz der Verpflichtung des Metzgers nach wie vor sediert, wie ein Verein halt, der sich im Grunde aufgegeben und bereits für die 2. Liga plant. Natürlich werden jetzt ein paar populäre PR-Maßnahmen ergriffen wie der ominöse Leistungstest am ersten Trainingstag und die Order, dass die Profis ab sofort von 8.30 Uhr bis 17.00 Uhr im Volkspark auszuharren hätten, aber kann das noch irgendeinen beeindrucken?

Ich denke nicht und ich denke, die Herren wissen das. Der ober-peinliche Auftritt von Spottchefchen Todt während der Vorstellungs-PK, die blutleere Performance des Vorstandsvorsitzenden, der gerade noch rechtzeitig seinen eigenen Vertrag verlängert hatte, alles Zeichen dafür, dass man nicht handlungsfähig, sondern hilflos und überfordert ist. Meiner Meinung nach wurde Hollerbach auch genau aus dem Grund verpflichtet, man plant bereits mit Liga 2. Deshalb holt man auch keinen erfahrenen Erstliga-Coach, sondern einen Mann, dessen höchste Liga bisher die 2. war und der vor seinem Engagement beim HSV zu keinem Zeitpunkt ein Thema bei einem anderen Bundesliga-Klub war. Holler verkörpert Bundesliga-Unterhaus, das war’s.

Aber natürlich spielt die Hofberichterstatter-Presse die Geschichte in gewohnter Art und Weise mit. Jede Maßnahme des Würzburgers wird als mehr als sinnvoll verkauft, man versucht verzweifelt, so etwas wie Hoffnung zu suggerieren, das aber misslingt in beeindruckender Art und Weise. Um den HSV ist es öde geworden, die Fans wollen nicht mehr kämpfen, sie wollen, dass der Scheiß endlich ein Ende findet. Und so wirken auch die lächerlichen Versuche von BILD, Abendblatt, Mopo und Sebastian Wolff vom Kicker nur noch wie Zündhölzer im Sturm.

Hollerbach selbst macht natürlich das, was man von ihm verlangt. Er zieht die Zügel an (6.000 m Lauf), er verändert den Tagesablauf und die Aufstellung. Der eine oder andere zuvor gesetzte Spieler wird sich auf der Bank wiederfinden, wahrscheinlich wechselt er auch den Kapitän. Alles vorhersehbare Maßnahmen, alles schon 1000 Mal gesehen und nichts davon hat zum nachhaltigen Erfolg geführt. Atom-gähn. Hollerbach selbst kann natürlich nichts dafür, er macht das, was er machen muss, aber die Wirkung, zumindest nach außen, ist gleich Null. Die Medien jedoch starten einen absolut durchsichtigen Versuch, Wunder-Holler zum Heilsbringer zu schreiben, es war ebenfalls vorhersehbar.

Vor 9 Stunden

Mir kommt es zur Zeit so vor, als hole man in den Redaktionen die alten Artikel aus dem Jahren 2009, 2011, 2012, 2014, 2016 wieder hervor und tausche die Namen Fink, Slomka, van Marwijk, Labbadia und Gisdol gegen den Namen Hollerbach, mit dem Unterschied, dass die Nummer nicht mehr wirkt.

So reaktiviert der Metzger den zuletzt gedemütigten Holtby und setzt ihn auf eine offensive Außenbahn, erinnert mich irgendwie ein wenig an Barbarez, der von Toppmöller zum Libero umfunktioniert wurde. Außerdem überzeugte Hollerbach in nur einem Gespräch auf deutsch-portugiesisch den bocklosen Walace davon, dass er in Hamburg unverzichtbar ist und Walace wird nun nicht zu seiner schwangeren Verlobten ausreisen, sondern sich für den Verein, der ihm mehrmals mitteilte, dass man ihn nicht mehr benötigen würde, den Arsch aufreißen. Wer das glaubt, kann auch andere HSV-Blogs lesen.

Und dann war da noch….

Der Antrag des Herrn Gottschalk. So richtig hatte ihn wohl keiner gelesen (außer einer Person und das war nicht ich) oder verstanden, aber er birgt reichlich Konfliktstoff, wie man an den letzten beiden Tagen sehen konnte. Was aber macht die Hamburger Sportpresse? Nichts! Sie verschweigt das Thema. Warum wohl? Weil sie es selbst nicht gerafft hatten und stattdessen eine falsch verfasste Agentur-Mitteilung ungelesen veröffentlicht hatten? Leute, ihr seid sowas von peinlich, aber damit passt ihr bestens zu diesem Verein.

„Ich konnte es zunächst gar nicht glauben, dass Bernd Hollerbach mein Trainer werden sollte“, sagt der gebürtige Hamburger beim Besuch der MOPO. Angesprochen auf sein Jahr unter Hollerbach gerät der ehemalige Defensiv-Allrounder ins Schwärmen. „Es war die beste Saison meiner Karriere. Ich hatte weder davor, noch danach einen derart guten Trainer.“(Quelle: Mopo)

„Wir haben vier Mal die Woche trainiert, manchmal um 8 Uhr morgens. In der Vorbereitung ging’s regelmäßig zur Himmelsleiter an der Elbe. Wir haben die Treppenläufe als Spieler gehasst. Wer sich übergeben musste, wurde zwar für den Tag geschont, musste aber die restlichen Läufe am Folgetag nachholen“, erinnert sich der heutige Barbesitzer und fügt an: „Die Schinderei hat sich aber gelohnt. Wir waren die fitteste Mannschaft der Liga.“ (Quelle: Mopo)

Heilige Mutter Gottes, ist das schlecht. Da hat dieses Drecksblatt jetzt wirklichen einen ausgegraben, der 2005. also vor 13 Jahren, unter Hollerbacht trainiert  hat und reden wollte.