Irgendwie erschüttert es mich dann doch immer wieder, der Vorwurf, ich würde mich nicht „einbringen“, würde diesen Blog nur betreiben, um zu kritisieren. Ich würde keine Vorschläge zur Verbesserung machen, außerdem bin ich ja bekanntlich kein Fan (mehr), mir würde Kritik demnach gar nicht zustehen. Ach so. Hinzu kommt, ich wäre kein Mitglied (mehr), ich dürfte mich also zu den Vorkommnissen auf Mitgliederversammlungen nicht äußern. Und wenn mir 20 Leute erzählen, dass dort der blanke Hass zwischen den verfeindeten Gruppen herrschte und dass die Geschichte kurz vor der körperliche Eskalation stand, dann ist das einfach nicht wahr. Warum? Weil ich es geschrieben habe. Deshalb.

Wie komplett kaputt im Kopf das ist, muss ich eigentlich nicht mehr erklären, aber dennoch: Es gibt wohl kaum jemanden, der über den Verein berichtet, der so oft konkrete Vorschläge gemacht und Anregungen gegeben habe, wie ich. Ich habe in den letzten Jahren im Detail erklärt (und zwar mehrfach), was der Verein aus meiner Sicht machen müsste und ich habe es vor allem nicht hinterher erklärt, sondern vorher. Dies aber stand mir wahrscheinlich erneut nicht zu, weil ich ja die Raute nicht irgendwo habe und kein Fan (mehr) bin. Insofern muss es bei den Leuten, die diese Vorschläge gern gelesen hätten, irgendwo durchgerutscht sein.

Dass es aber laut Aussage eines Menschen Bestrebungen gibt, mir mit körperlicher Gewalt zu drohen, macht absolut fassungslos, sagt aber alles über die Zustände in diesem Verein aus. Aber bitte, macht es so. Bedroht die Letzten, die den Mut haben, euch die Wahrheit zu sagen. Macht die mundtot, die euch warnen und euch die Szenarien erklären, bevor sie passieren und nicht erst in bester Mopo/Abendblatt/BILD-Manier dann, wenn das Kind im Brunnen aufgeklatscht ist. Beschwert euch darüber, dass es ein Medium gibt, in dem die Wahrheit dann zu lesen ist, wenn sie geschieht und nicht erst dann, wenn sie nicht mehr zu übersehen ist. Und vor allem: Guckt bloß immer nur zurück und nie nach vorn. Wundert euch, dass es nie vorwärts, sondern immer nur weiter abwärts geht, wenn ihr immer nur wieder auf bekannte Gesichter zurückgreift, weil diese angeblich irgendeine Verbindung zum Verein, die Raute in irgendeinem Organ oder was auch immer haben.

Dabei ist diese Verhaltensweise im HSV nicht wirklich neu, sondern alt und bekannt. Erinnern wir uns an das Jahr 1995. Der HSV war in der abgelaufenen Saison 13. geworden, im Verein ging fast nichts mehr. Wer also sollte als Präsident den Verein zurück ins Licht führen? Ur-HSVer, Ex-Nationalmannschafts-Kapitän, Idol der Idole Uwe Seeler. Heute wissen wir, wie diese Geschichte ausgegangen ist, aber sie war nur der Beginn einer langen Reihe von personellen Fehleinschätzungen und entwicklungshemmenden Blicken in den Spiegel. Besonders tragisch natürlich die Installation des „Experten mit Stallgeruch“, Dietmar Beiersdorfer als denjenigen, der die gerade beschlossene Ausgliederung umsetzen sollte. Aber Verbrennungs-Düdü war nicht allein. So holte man mit Bastian Reinhard einen Ex-Spieler und machte ihn zum Sportchef, das Gleiche passierte mit Ex-Nachwuchskoordinator Jens Todt. Als es dem HSV sportlich richtig mies ging, wer musste kommen und den Retter spielen? Richtig, Ex-Stürmer und Ex-Trainer Bruno Labbadia und wer beerbte den glücklosen Markus Gisdol? Genau, Ex-Verteidiger Bernd Hollerbach.

Nach der Ausgliederung saß plötzlich wer im Aufsichtsrat? Ach ja, es war Ex-Spieler Thomas von Hessen, der im neuen Aufsichtsrat durch Ex-Spieler Marcel Jansen ersetzt wird. Auf der Bank sitzt neben Hollerbach jetzt wieder Ex-Spieler Cardoso und mit wem wollte der damalige e.V.-Präsident Meier angeblich „drohen“, um sich das Amt zu sichern? Genau, es war Ex-Sturmtank Horst Hrubesch. Sogar Ex-Mitausgliederer Hilke war bereits Jahre zuvor Mitglied im Vorstand gewesen.

Auf den Hafensänger Meier folgt Ex-Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann als Präsident des e.V. und „Gönner“ Klaus-Michael Kühne hatte den Ex-Aufsichtsratschef Rieckhoff als neues AR-Mitglied im Blick. Gern, oft und seit Jahren wird Ex-Spieler und Ex-Manager Felix Magath als Allheilmittel verkauft und ganz sicher habe ich noch den einen oder anderen vergessen.

Hoogma, Doll, Jol. Immer wieder die alten Namen. Immer wieder der Blick zurück.

Was ich damit sagen will? Dieser Verein ist in sich gefangen, weil er immer nur nach hinten und nie nach vorn schaut. Es wird grundsätzlich versucht, auf Althergebrachtes  zu setzen, anstatt die Spirale einmal zu unterbrechen und etwas vollkommen Neues zu tun. Wann war der HSV eigentlich das letzte Mal sowas wie erfolgreich? Ach ja, als man einen gebürtigen Leverkusener ohne Raute im Herzen zum Boss machte und dieser Emotions-befreit nach anderen Kriterien als Vereinstreue und Dauer der Mitgliedschaft werken konnte. Und dann gab es da noch einen Dänen ohne HSV-Vergangenheit und Bezug, der Transfers tätigte, von denen der Verein heute nur träumen kann.

Das Problem wird der Verein allerdings nur aus sich selbst lösen können, aber ob dies gelingt, ist zweifelhaft. Denn vor dieser neuen Aufstellungen sitzen z.B. ein Seniorenrat mit Mitgliedern, denen nichts wichtiger ist als die Dauer der Mitgliedschaft und die Raute am Hintern. Ein Beirat, der ähnlich denkt. Ein Umfeld, welches um seine Privilegien fürchtet und deshalb „keinen von draußen“ mitmachen lassen möchte. All diese Herren haben eins gemeinsam: Bei ihnen steht das eigene Wohl vor dem des Vereins.

Fazit: Dieser Verein wird aus sich heraus niemals heilen, wenn er immer nur wieder auf die gleichen, bekannten Gesichter setzt. Dieser Verein braucht frisches Blut, frische Ideen und keine Kenntnis über das Fest der 1000 Zwerge oder eine 20-jährige Mitgliedschaft bzw. eine Dauerkarte seit 17 Dekaden. Dies zu schaffen wird aber die wahre Aufgabe sein, denn betrachtet man das Verhalten der Mitglieder, die heute noch auf einer Versammlung auftauchen, so kann einem Angst und Bange werden.

Wie gesagt: All diese Leute stehen dem Wohl, der Entwicklung und der Zukunft des HSV im Wege, aber derjenige, der euch das sagt, ist der Spalter? Wie krank ist das? Ihr solltet euch vielleicht mal Gedanken darüber machen, warum in eurem Verein eine Witzfigur wie „Helm-Peter“ Kult sein kann, während jemand, der erwiesenermaßen immer richtig gelegen und die Wahrheit gesagt hat, angefeindet wird.

Oder, um es einmal anders auszudrücken: Für sowas liebe ich den Fußball immer noch

Und für sowas eben nicht.