Es reicht, HSV“ schreibt Walter M. Straten von BILD heute morgen in seiner Kolumne und viele wissen, dass ich gänzlich unverdächtig bin, ein Fan von Herrn Straten zu sein. Aber in diesem Fall hat er Recht, denn es reicht. Nicht nur, dass dieser Verein überfällig ist, er lässt auch keine Anzeichen der Besserung erkennen. Selbstkritik? Fehler eingestehen? Veränderungen herbeiführen? Mitnichten. Stattdessen ungerechtfertigte Vorwürfe, aus der Luft gegriffene Verschwörungs-Märchen, immer sind alle anderen Schuld. Hinzu kommt Folterfußball der perfekten Art und nun auch durchdrehende Pyro-Penner. Dieser Verein tut wirklich alles dafür, dass ihm jeder, der keine Vereinsbrille besitzt, den Abstieg von Herzen gönnt.

Der frühere Nationalspieler Thomas Strunz nimmt in seiner „Sport1“-Kolumne den HSV aufs Korn. „Dass die Hamburger nach dem Spiel den Schiedsrichtern die Schuld am Gegentor gaben, fand ich eine Frechheit. Die Situation vor dem Eigentor von Rick van Drongelen war knifflig, das stimmt. Und man kann darüber geteilter Meinung sein. Aber die HSV-Verantwortlichen müssen auch darüber reden, dass Bobby Wood sich vorher anstellt wie ein Anfänger – oder über das Zweikampfverhalten von Papadopoulos, das auch nicht in Ordnung war. Stattdessen wird über den Schiedsrichter diskutiert“, schreibt Strunz. Er fordert: „Die Hamburger sollen sehen, wie sie selber zu Punkten kommen und nicht auf anderen rumhacken.“ Und weiter: „Unglaublich auch, dass André Hahn sich nach der Partie hinstellt und sagt: ‚Wir sind der HSV, wir haben es immer geschafft.‘ Bevor ich so einen Unsinn erzähle, gebe ich gar kein Interview, dann gehe ich in die Kabine.“ (Quelle: Mopo)

Auch hier, alles richtig. Immer der Hinweis auf die Anderen, immer sind alle anderen Schuld. Man selbst sei ja immer noch der HSV, man hat es immer geschafft, außerdem verdiene man Respekt und beantwortet nur Fragen, die einem zustehen. Diese Dissonanz zwischen dem, was geboten und geleistet wird und dem, was auf der anderen Seite gefordert wird (Ticketpreise, Leidensfähigkeit, Respekt, Treue) macht ab einem gewissen Punkt nur noch sprachlos. Jetzt suchen diese Clowns ein Trainingslager, haben aber vergessen, dass in der Woche vor dem Spiel gegen Mainz flächendeckend Dauerfrost herrscht, so dass man eine Rasenheizung benötigen würde. Die aber haben eigentlich nur Bundesliga-Klubs, es ist zum Verzweifeln.

Natürlich ist es leicht und modern, in dieser Zeit auf den HSV einzuprügeln, aber dieser Verein tut auch wirklich alles dafür, dass man sich dabei besser fühlt. Aber, wie auch immer, kommen wir am Ende noch zu ein paar Fakten.

Nach dem 24. Spieltag der Saison 2017/18 hat der HSV 17 Punkte auf der Uhr. Zum Vergleich: In der Saison 2016/17 hatte man am gleichen Spieltag 26 Punkte (Tabellenplatz 16), in der Saison davor kam man auf 28 Punkte (Tabellenplatz 11) und in der Spielzeit 2014/16 hatte man nach 24 Spielen insgesamt 25 Punkte (Platz 15) gesammelt

Der HSV hat noch 9 ausstehende  Spiele, in denen man punkten könnte, das Auswärtsspiel in München kann man vernachlässigen. In der Saison 14/15 brauchte man 35 Punkte, um die Relegation zu erreichen (das war der HSV). In der Saison darauf brauchte Frankfurt 36 Punkte für Platz 15, in der Spielzeit 16/17 mussten die Wolfsburger 37 Punkte sammeln, um die Relegation zu erreichen.

Um die Minimalzahl von 35 Punkten zu reichen, braucht der HSV noch 18 Punkte, also 6 Siege aus 9 Spielen. Man bedenke, dass der Verein aus den letzten 24 Spielen gerade einmal 4 Siege einfahren konnte.

Am 28. Spieltag spielt man in Stuttgart, die Schwaben sind aktuell mit 25 Punkte die zweitstärkste Heim-Truppe der Liga.

Am 30. Spieltag gehts nach Hoffenheim

Am 32. Spieltag gehts gegen Wolfsburg

Am 33. Spieltag nach Frankfurt

Festung Volkspark?

Mit 3 Siegen aus 12 Heimspielen ist der HSV die zweitschwächste Heimmannschaft der Liga.

Man spielt den miesesten Fußball.

Man schießt die wenigsten Tore.

Man hat die schlechtesten Pass- und Torschuss-Quoten

Aber man lügt sich weiterhin freundlich in die eigene Tasche und fordert Respekt.

Es reicht, HSV.