Ursprünglich hatte ich vor diesen Blog anders zu nennen, nämlich „Der Mann ohne Gedächtnis“. Aber dann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man dem gestrigen Tag damit nicht gerecht wird. Nur Hahnenkönig Wettstein allein? Nein, das kann es eigentlich nicht sein. Obwohl – spätestens seit gestern weiß nun wirklich jeder, warum der verkante Sanierer bisher eher im Hintergrund versagt und das Rampenlicht gescheut hatte. Sobald der Vogel in ein Mikrophon quatscht, labert er sich um Kopf und Kragen. Allein die Kriegserklärung an seine Spieler bei gleichzeitig leerer Tasche: unbezahlbar.

Also lasst uns doch mal eine kleine Bestandsaufnahme machen und gucken, was wir denn zur  Zeit so im Angebot haben, da draußen im Volkspark. Also wir haben….

 

….einen Aufsichtsrat, der sich zwei Wochen nach seiner endgültigen Wahl/Zusammensetzung das erste Mal neu ordnet. Der Hoffnungsträger von gestern (Krall) ist das gemeine Mitglied mit einer Stimme von morgen und der unauffällige Libero von gestern wird zum Chef-Treppenfeger von morgen. Wie lange diese Konstellation halten wird, ist unklar, denn der Treppenfeger könnte auch durchaus den Rat auflösen und neu gestalten. Auf jeden Fall kann er sich zur Zeit im Beifall der idiotischen Presse sonnen, die meint, so etwas wie Tatendrang ausgemacht zu haben, wobei sie hektischen und ungeplanten Aktionismus mit einer Idee verwechseln, aber das kann ja mal passieren. In einem ist dieser Rat jedenfalls groß, nämlich im Durchstecken von sensiblen Informationen. Die Presse weiß am Abend bereits von der Entlassung des Chef-Trainers, während dieser es erst am Mittag des nächsten Tages erfährt. Unbezahlbar.

Am Sonntagabend klingelt bei Bernd Hollerbach das Telefon. Ein Reporter der „Bild“-Zeitung konfrontiert den 48-Jährigen mit der Information, dass der Vorstand ihn entlassen werde. Hollerbach hatte das zwar schon geahnt, vom Verein selbst aber nichts gehört. Seit Tagen hatte keiner der Verantwortlichen mit ihm über die Lage gesprochen. Was im Hintergrund geplant wurde, erfuhr er nur aus den Medien. (Daniel Jovanov im Spiegel)

…eine Mannschaft, die von Stunde zu Stunde mehr zerfällt und sich in ihre Bestandteile zerlegt. Frei nach dem Motto: Rette sich, wer kann und nach mir dir Sintflut wird geledert, was das Mikrophon hergibt. Die Truppe, die den Verein pro Jahr fast € 60 Mio. kostet und spielt wie ein Verbandsligist ist ein inhomogener Söldnerhaufen, von den erhofften Mentalitätsmonstern sind nur noch Augen rollende Knie-Totalschäden übrig und 4 Siege aus 26 Spielen lassen nun wirklich hoffen. Bocklos, unfähig, intrigant. Unbezahlbar.

…ein Interims-Vorstandsvorsitzender, der grundsätzlich von nichts wusste. Das muss man in knapp 4 Jahren auch erstmal schaffen. Transfers, neue Trainer oder Manager, Hahnenkönig Wettstein war in nichts eingeweiht. Das kann natürlich passieren, wenn so ein Gremium wie der Vorstand des HSV aus 2 bzw. 3 Personen besteht, da rutscht schon mal was durch. Und überhaupt, für solche Kinkerlitzchen hatte Frankie W. auch gar keine Zeit, er musste sich schließlich um die Finanzen des Vereins kümmern, um die Entschuldung und so. Niemand wird einfach so zum HSV-Sanierer ernannt, nicht mal von der BILD. Und von von Heesens Doyen-Geschichten wusste der Mann auch nichts, ihm sagt ja keiner was. In einem ist der Wetzstein allerdings ein Meister, nämlich im telefonischen Kündigen von Mitarbeitern. Sowohl Todt wie auch Hollerbach bekamen einen Anruf und waren draußen. Das ist gut, denn dann hat Frankie mehr Zeit für das, was wirklich wichtig ist. Was das ist, wissen wir noch nicht. Unbezahlbar.

…einen neuen Trainer haben wir ja auch noch, allerdings dachte ich immer, dass Titz so eine Art junger dynamischer Typ wäre, schließlich war er ja mal Personal Jesus von Lewis Harry Holtby. Weit gefehlt, denn #ShowyourTitz ist 46 und sieht aus wie die deutsche Version von Gladiator Russel Crowe, nachdem dieser fett geworden war. Aber immerhin hat es Titz geschafft, die Mannschaft mit die höchsten Etat der Regionalliga an die Spitze der Tabellen zu verfrachten, das perlt. Ob er nun derjenige ist, der aus der zerstrittenen Truppe von Söldnern eine Mannschaft bauen kann, die sich zumindest wehrt, wir werden es sehen. Unbezahlbar.

Ein beachtlicher Zwischenerfolg für den HSV-Nachwuchs, der jedoch nicht allein in der hervorragenden Arbeit des Trainers begründet ist. Sondern auch mit dem zur Verfügung stehenden Etat. Nur die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburginvestiert ähnliche große Summen für den Aufstieg. Zum Vergleich: Der Torwarttrainerkoordinator des HSV verdient pro Jahr mehr (145.000 Euro) als einige Regionalliga-Klubs für ihr gesamtes Personal zur Verfügung haben. (Daniel Jovanov im Spiegel)

…wir haben einen Direktor Sport, der jetzt bereits im 4. Jahr im Hintergrund intrigiert, was das Zeug hält und sich für Dinge feiern lässt, für die er überhaupt nichts kann. Zuerst hat er den armen Zinngruber zu Tode gecoacht und als dieser abgeschossen wurde, war Latschen-Bernie verschwunden. Dann hat er so lange gegen Labbadia gemobbt, bis dieser gehen musste und Bernie seinen Kumpel Gisdol einführen konnte. Als Gisdol vom Acker geschubst wurde, passierte das Gleiche wie mit Zinnbauer, Peters ward nicht mehr gesehen. Nun hat er erfolgreich Holler gekillt und kann endlich seinen Buddy Titz bringen. Die Geschichte ist absehbar, dennoch kann der Fleisch-gewordenen Badelatsche irgendwie nichts passieren, denn er ist guter Kumpel von Alex Otto und der hat Kohle. Unbezahlbar.

…ach ja, einen Medien-Direktor haben wir ja auch nicht. Christian „Tüt tüt“ Pletz lebt, auch wenn man es kaum glauben mag. Allerdings fragt man sich bei ihm die gleiche Frage wie bei Wettstein: Was macht der eigentlich den ganzen Tag? Betrachtet man die externe Kommunikation (Facebook, Twitter etc.) macht er nichts und betrachtet man die Außendarstellung des Vereins macht er noch weniger. Bruchhagen hätte sich von dem Parasiten trennen sollen, aber er wollte nicht hören und nun ist er Rentner und „Tüt tüt“ ist immer noch da. Unbezahlbar.

…und – yes- wir haben einen Interims-Sportchef oder sportlichen Berater oder wie immer Thommy Heesen sich auch nennen darf. Einer der größten Skandale in der Geschichte des Vereins, dass dieser Mann hier wieder in irgendeiner Funktion mitspielen darf, die Begründung habe ich gestern geliefert. Allerdings ist diese Ernennung noch nicht das Ende der Fahnenstange, da bin ich mir sicher. Stand heute würde ich bei diesem Verein noch nicht einmal eine Rückkehr der Herren Jörn Wolf oder sogar Dietmar Beiersdorfer ausschließen. Unbezahlbar.

Klar scheint nur, dass der heute als „Berater des Vorstandes“ und „Begleiter des Trainerteams“ berufene Thomas von Heesen nur bis zum Saisonende an der Mission Klassenerhalt mithelfen soll. Der Ex-Aufsichtsrat genießt nach Veröffentlichungen des SPIEGEL über einen Vorgang vom März 2015, als er im Auftrag des damaligen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer mit der dubiosen Sportvermarktungsagentur „Doyen Group“ über den Verkauf von Spieleranteilen verhandelte, einen zweifelhaften Ruf beim HSV.

Seinen größten Erfolg als Beiersdorfers Berater erreichte er mit der Vermittlung des türkischen Stürmers Batuhan Altintas. Der 21-Jährige ist mittlerweile in die zweite türkische Liga verliehen worden. (Daniel Jovanov im Spiegel)

Fakt ist: Zu Beginn der Rückrunde war dieser Verein eine Ruine, heute ist er eine Ruine, die raucht. Anstatt ein Problem nach dem anderen zu lösen, werden für ein gelöstes Problem zwei neue geschaffen. Maulwürfe, feige Führungskräfte, interne Grabenkämpfe, halb-kriminelle Sportberater. Man sieht, der Verein steht auf einem wirklich starken Fundament und der Verein entwickelt sich. Zurück.