Wie sagte doch unser aller Heribert noch am 08.12.2017?

Der Begriff Chaosklub ist nicht gerechtfertigt. Grund dafür sind, neben dem sportlich unbefriedigenden Abschneiden der letzten Jahre, viele Störfeuer aus dem Umfeld des Vereins.

Außerdem meinte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der HSV Fußball AG, dass man der Situation eigentlich relativ gelassen entgegen sehen könnte, denn die Spiel-Ansetzungen in der Rückrunde sprächen für den Verein, der ja immerhin in der Saison 2016/17 in der Rückserie Platz 7 erreicht hatte. Schade nur, dass Bruchhagen nicht analysiert hatte, wie dieser 7. Platz zustande gekommen war.

Anyway, in der Analyse ist man im Volkspark seit Jahren ebenso schwach wie in der Planung und der Vorhersage, das hat Tradition. Nun aber hat man, nach dem gestrigen Sieg der Kölner gegen Bayer Leverkusen, endlich das erreicht, was schon längst überfällig war, man ist Schlusslicht der Bundesliga. Zur Erläuterung: Noch nie hat in der Geschichte der Liga ein Verein die Klasse gehalten, der zu diesem Zeitpunkt die Bilanz des HSV hatte. Hinzu kommt:

Schlechtestes Auswärtsmannschaft (5 Punkte)

Zweit-schlechteste Heimmannschaft (13 Punkte)

Zweit-schlechteste Hinrunden-Mannschaft (15 Punkte)

Schlechteste Rückrunden-Mannschaft (3 Punkte)

Mannschaft mit dem schlechtesten Torverhältnis (-24)

Mannschaft mit den wenigsten Toren (19)

Oder, um es anders auszudrücken: Man hat es geschafft, nach dem beiden Auftaktsiegen gegen Augsburg und Köln aus 25 Spielen insgesamt 12 von 75 möglichen Punkten zu holen. 

Das ist aber immer noch nicht alles, denn selbst im Vergleich mit Mainz und Köln spielt der HSV, der immerhin den 8.-teuersten Kader (€ 56 Mio.) beschäftigt, den übelsten Folterfußball aus dem Schottland der 70er Jahre. Alles zusammen kommt dann am Ende das dabei raus, was man heute sieht, wenn man die Tabelle betrachtet. Nun aber kommen auch noch intrigante Spieler und prügelnde Ultras hinzu, die Bundesliga dürfte langsam aber sicher froh sein, diesem Verein einmal eine Denkpause eine Etage darunter zu gönnen.

Was aber kommt jetzt? Zwar wird der neu-gewählte e.V. Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Hoffmann als derjenige umschrieben, der kaltherzig aufräumen würde, aber bis auf die Entlassungen von Bruchhagen und Todt und der Beurlaubung von Hollerbach ist bisher zumindest im kreativen Bereich nichts passiert. Feuern kann jeder, aufbauen und die richtigen Entscheidungen treffen, können nur wenige. Im Moment wirken die Maßnahmen auf mich eher so, als wolle man Zeit gewinnen, dazu gehört auch die unsägliche Rückholaktion von Thomas von Heesen.

Nun hat man allerdings spätestens seit Samstag die 99,9%ige Gewissheit, dass es vorbei ist, man könnte nun also mit der Gestaltung beginnen. Da wäre zuerst einmal die Position des Vorstandsvorsitzenden, bei der es aus meiner Sicht zwei mögliche Szenarien gibt.

  1. Man tut so, als würde man sondieren und verhandeln, erklärt dann aber nach einer gewissen Zeit, man hätte keinen adäquaten Kandidaten finden können und hätte sich im Kontrollgremium deshalb darauf geeinigt, die Geschichte mit Bordmitteln zu lösen. Auf Drängen seiner Kollegen im AR hätte Bernd Hoffmann dem Wunsch des Rates nachgegeben und wird, eigentlich gegen seinen ursprünglichen Wunsch, neuer Vorstandsvorsitzender der HSV Fußball AG. Als ehemaliger Amtsinhaber kennt er den Verein und ist die bestmögliche Lösung, um den sofortigen Wiederaufstieg in die Wege zu leiten. Hoffmann: „Es war gewiss nicht mein Ziel, wieder ins operative Geschäft zurück zu kehren, aber im Sinne des Vereins konnte ich nicht ablehnen. Mit großer Demut gehe ich die Aufgabe an“.
  2. Im Grunde ähnliche Vorgeschichte, nur dass man nicht Hoffmann zum Vorsitzenden macht, sondern man lässt Wettstein in seinem jetzigen Büro sitzen. Dieser ist natürlich nur nach außen der Lenker des Vereins, tatsächlich ist er ein Vorstand von Hoffmanns Gnaden, der zwar das Gehalt und die Schläge des Hauptverantwortlichen abkriegt, der aber im Grunde nichts zu melden hat. Dafür darf er den gut dotierten Job behalten, während Bernie der Libero den Verein führt.

Dann braucht man ja immer noch einen neuen Sportvorstand und wie zu hören war, hat man durchaus über Mittelsmänner den Kontakt zu Horst Held aufgenommen. Was kommt, ist ungewiss, aber es kann durchaus noch dauern. Vom neuen Sportchef ist natürlich auch abhängig, mit welchem Trainer man in die neue Saison geht. Normalerweise ist Hoffmann eher der Think big-Typ, was gegen eine Weiterbeschäftigung von Christian Titz sprechen würde. Auch hier bleibt es spannend, weil die eine Personalie von der vorherigen abhängig ist.

Wie auch immer, kommen wir zum Schluss nochmal auf die Aussage des Herrn Bruchhagen zurück. „Grund dafür sind, neben dem sportlich unbefriedigenden Abschneiden der letzten Jahre, viele Störfeuer aus dem Umfeld des Vereins.“ Ne Heribert, so läuft das eben nicht. Es war eben kein unfassbares Verletzungpech Schuld und auch keine Schiedsrichter-Verschwörung. Die DFL hat nicht mit hinterhältigen Spielansetzungen ihren Teil beigetragen und auch Sonnenflecken, Erderwärmung oder das Insektensterben haben den Niedergang begünstigt. Der Abflug des Hamburger Sportvereins ist hausgemacht und sonst nichts. Hausgemacht durch  Seilschaften, Profiteuren, Selbstoptimierer, Abgreifer und unfähige Möchtegern-Manager. Man hat es sogar geschafft, die zig-Millionen eines Milliardärs, die anderen Bundesliga-Vereinen nicht zur Verfügung stehen, in Rauch aufzulösen.

Über die Herren Papadopoulos, Walace und über Frau Diekmeier ist jedes Wort gesagt.

Der HSV fliegt ab und das ist in allererster Linie erst einmal eines: gerecht!

Wen es interessiert.

https://www.ndr.de/sport/fussball/Bundesliga-Hamburg-HSV-Hoffmann-Sportclub,hsv20544.html