Ich weiß, das Thema ist nicht neu. Dennoch, es ist wichtig. Wenn auch die verblödeten rosa Hüpfer immer noch denken, dass Labbadia, Hunke, Ertel und Jarchow (Hoffmann ja bekanntlich nicht mehr, der mutierte vom Vernichter zum Retter) an der Misere des HSV Schuld sind, tatsächlich sieht es anders aus. Die Grundlage eines gesunden, erfolgreichen Vereins ist das Führungs- und das Kontrollgremium. Wenn diese beiden Zahnräder nicht greifen, wird es auch auf dem Platz nie erfolgreich werden. Ich weiß, ist schwer zu kapieren, ist aber trotzdem so. Ich hatte bereits vorgestern mit dem Hinweis auf die lebende Sekte erklärt, dass sich eigentlich seit 2014 im Grunde nicht viel geändert hat, lediglich Beiersdorfer und Hilke sind nicht mehr da. Dafür ist aber von Heesen wieder da und um den geht es im gestern erschienen ZEIT-Artikel von Daniel Jovanov und Kilian Trotier.

Ich zitiere einmal:

Man kann doch nichts falsch machen, wenn man diese Legende bis zum Saisonende als Bindeglied zwischen Trainern, Sportdirektor und Vorstand einsetzt, oder? Nun zeigt sich: Man kann damit ganz schön viel falsch machen. Denn mit von Heesen hat der HSV in den schwersten Zeiten seiner 130-jährigen Geschichte ohne Not einen Mann zurückgeholt, der nicht für Beruhigung sorgt. Sondern für Unruhe. Der in den vergangenen Jahren nicht mit Finessen am Ball auffiel. Sondern mit Geschäften, deren Feinsinn vor allem darin bestand, in moralisch brenzligen Bereichen rechtlich abgesichert zu sein. Der alle möglichen Rollen im Profifußball übernimmt und sie scheinbar spielend wechselt: Von Heesen war Spieler, beriet Spieler und besaß Anteile an Transferrechten von Spielern; er war Manager, beriet Manager und gründete Firmen, um Investoren an Manager zu vermitteln; er
versuchte, mit dem HSV ein Konzept zu verhandeln, von dem er selbst ordentlich hätte profitieren können. Das belegen Unterlagen, die der ZEIT vorliegen. (Quelle: ZEIT)

Klar, werden jetzt wieder einige sagen. Haben sie versucht, hat nicht geklappt, warum also aufregen. Tja, ist ist ungefähr so wie beim alten Enkel-Trick. Nur, weil die Gestalten, die sich Zutritt zur Wohnung des alten Mütterchens verschafft haben, nichts klauen konnten, weil nichts da war, sind sie noch lange unschuldig. Und vor allem: Was sollen denn das bitte für geheimnisvolle Unterlagen sein? Wenn auch die ZEIT diese Unterlagen nicht zeigen möchte, ich kann aushelfen. Wie wäre es mit einer Bespiel-Rechnung, aus der hervorgeht, dass Herr von Heesen in jedem Fall kassiert und der HSV in jedem Fall gehaftet hätte? Voilà.

Zeichnet man die Karriere des Geschäftsmanns Thomas von Heesen nach, zeigt sich, wie sinnbildlich diese Entscheidung für den Zustand des HSV ist. (Quelle: ZEIT)

Exakt das ist der Punkt. Dem Verein steht das Wasser bis zum Hals und auf welche Figur kommt man in Person von Herr Wettstein? Richtig, Heesen.

Thomas von Heesen muss im neuen Amt rasch mitbekommen haben, wie miserabel es dem HSV ging. Die Abhängigkeit von Mäzen Klaus-Michael Kühne war groß. Das Bestreben im Verein, andere Geldgeber zu finden, auch. So groß, dass von Heesen bald wieder die Rolle wechselte und seine privaten Ziele weiterverfolgte. Nach acht Monaten schied er im Frühjahr 2015 aus dem Aufsichtsrat aus, sagte in einem Statement, er sei ja nicht aus der Welt und bleibe dem HSV erhalten. Genau so kam es. (Quelle: ZEIT)

Ich kann mich noch bestens erinnern, groß war die Sehnsucht nach „Fußball-Kompetenz“ im Aufsichtsrat und da kam der eloquente Thommy, der zuvor die Ochsentour mit der Initiative HSV-Plus mitgemacht hatte, genau recht. Allerdings hielt es der Mann nun 8 Monate auf dem unbezahlten Ehrenamt aus, dann musste der Rubel wieder rollen.

Am 30. Januar 2014 war die Firma Verwaltung Triple A Talentsinvest UG ins Hamburger Handelsregister eingetragen worden. Thomas von Heesen ist einer von zwei Geschäftsführern. Der andere ist Frank Lamker, der 15 Jahre lang als Manager für Carsten Maschmeyers AWD arbeitete. Die Gründung der Firma fiel in eine Zeit, in der Geschäftsführer von Heesen viel Energie in ein anderes Projekt steckte. Er machte Werbung für die Initiative HSVplus. Die Mitglieder vertrauten dem Projekt, stimmten für eine Ausgliederung der Profiabteilung des HSV, und von Heesen war als Aufsichtsrat Teil der HSV-Spitze. (Quelle: ZEIT)

Fällt was auf? Aber, hey, das ist doch bestimmt alles nur Zufall und eigentlich wollte von Heesen doch nur helfen. So, wie er heute hilft.

Ich erinnere mich an eine Aussage von Vorstand Frank Wettstein, der auf von Heesens Engagement beim HSV 2018 angesprochen erklärte, er wüsste nichts von den Vorgängen aus dem Jahr 2014. Nun, wenn man auf dieses Organigramm blickt, möchte man kaum glauben, dass Wettstein alles vergessen haben soll.

Und jetzt nimmt der Wahnsinn seinen Lauf:

Ihre Geschäftsidee: Ein Investor entscheidet sich dafür, eine bestimmte Summe einzusetzen. Davon gehen 15 Prozent als sogenannte Management-Fee an die Triple A Talentsinvest Management UG & Co. KG. Die Profifußball-Abteilung des HSV erhält 85 Prozent und kauft mit dem Geld einen Spieler. Wenn der Spieler seinen Marktwert während seiner Zeit in Hamburg steigert und später mit Gewinn verkauft werden kann, geht der größte Teil der Wertsteigerung an den Investor und an die Vermittler von Heesen und Lamker. Wenn der Spieler schlecht spielt und für weniger Ablöse wechselt, geht das zulasten des Investors und des HSV. Von Heesen und Lamker tragen nicht das Risiko. (Quelle: Zeit)

Mag man sich das vorstellen? Wenn ein Spieler mit Hilfe dieses Modells verpflichtet wird, seinen Wert steigert und dann mit Gewinn verkauft wird, verdient (u.a.) von Heesen. Steigert der Spieler seinen Wert nicht, geht mit Verlust oder ohne Ablöse, verdient ebenfalls von Heesen (Management-Fee), aber haften (gegenüber dem Investor) tut nur der Verein. Das absolut Irre daran ist aber: Alle wussten davon. Vorstand (Beiersdorfer, Hilke, Wettstein natürlich), aber auch der alte Aufsichtsrat. Die Kontrolleure haben diesem Modell ausdrücklich zugestimmt.

Hätte sein Plan funktioniert, wäre aus ihm in wenigen Monaten ein mächtiger Geschäftspartner des HSV geworden. Er hätte gemeinsam mit dem Investor entscheiden können, ob sie das Geld in einen Wunschspieler des HSV anlegen oder ob sie die Anfrage des Vereins ablehnen. Er hätte großen Einfluss auf den neuen Spieler des HSV gehabt, der mit dem Geld des Investors finanziert worden wäre. (Quelle: ZEIT)

Und so handelt jemand, der dem Verein „doch nur helfen möchte“? Wie unfassbar verblödet muss man eigentlich sein, wenn man den Mumpitz glaubt? Am Ende kam es aus verschiedenen Gründen nicht zu diesem Deal, unter anderem auch deshalb, weil diverse Banker, die von möglichen Investoren um eine Bewertung gebeten worden waren, dringend von dieser Geschichte abgeraten hatten und sich kein Investor finden ließ. Aber – hier wären wir wieder beim erwähnten Enkel-Trick.

Ich möchte eigentlich nur eines wissen: Was wäre eigentlich, hätte Ahorn Hunt in 84. Minute den Pfosten getroffen und der HSV wäre heute mit 20 Punkte Tabellen-Letzter? Würden wir dann auch von Lionel Ito sprechen oder vom Fußball-Erfinder Titz? Würden dort diverse Figuren versuchen, Druck zu machen, um einen neuen (besseren) Vertrag raus schlagen zu können? Würden die Vertrahlten im Internet auch so rum grölen und den Hals aufreißen? Wenn sich sowohl der Verein wie auch die Fans immer wieder von einem einzigen (Zufalls)-Ergebnis abhängig machen, wird sich hier in 1000 Jahren nichts ändern. Ob nun mit von Heesen oder ohne.

Als kleiner Bonus, hier noch ein paar „Reaktionen“ auf den ZEIT-Artikel, übernommen von der Facebook-Seite von Daniel Jovanov. Ohne Worte.

HSV Spirit of 1983 Bei aller berechtigten Kritik: der Zeit sind anscheinend jegliche Relationen abhanden gekommen: Das zitierte Filmplakat vom Mafia-Epos „Der Pate“ passt wohl eher zu Uli Hoeneß als zu von Heesen. Im Gegensatz zum Paten, hat von Heesen ja auch nur Gechäfte machen wollen, wie ich der Schlagzeile („Wie…er…mit dem HSV Geschäfte machen WOLLTE“) entnehme. Das Thema ist seit Wochen bekannt und wird jetzt nochmal völlig überdreht, zugunsten der eigenen Auflage, aufgekocht. Der HSV hat gerade mal spielerisch ein Lebenszeichen abgesondert, von Heesen wird nur noch fünf Spiele neben dem Trainer auf der Bank sitzen und die Zeit hat nichts besseres zu tun, als allen Spielern jetzt nochmal diesen kalten Kaffee unter die Nase zu reiben, weil sie sonst anscheinend nichts mehr auf die Kette bekommt?. Journalistische Bankrott-Erklärung!

Auf die Frage, ob der Text denn auch gelesen wurde…

HSV Spirit of 1983 Der Text ist leider nur Abonnenten zugänglich weshalb ja auch alles so reißerisch aufgemacht ist. Darauf falle ich nicht herein. Haben Sie ein Zeit-Abo? Mag sein, dass es neue Erkenntnisse gibt, aber es steht zum Glück ja auch außer Frage, dass von Heesen über die Saison hinaus bleibt.

Henrik Behling Ja is schon peinlich wie hier eine nicht zustande gekommen Aktion immer wieder aus geschlachtet wird.Es ist nix passiert keiner hat schaden davon getragen aber die Presse macht nen herman drauss is schon peinlich wie man seine Zeilen voll kriegen muss um Schlagzeile zumachen.