So sehr die Meldung, dass ein Verein, der seit mehr als 7 Jahren ein zweistelliges Bilanzminus nach dem nächsten einfährt, die Lizenz für die nächste Saison ohne Auflagen und Bedingungen erhält, verwunderte, so klar wird mehr und mehr der Grund, warum das so ist – man verkauft weiterhin seine Zukunft, man stopft Kreditlöcher mit neuen Krediten (zu noch schlechteren Konditionen) und man verlängert einen Vermarkter-Vertrag mit Lagadere zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, also für den Verein am ungünstigsten. Es ist doch wohl klar, oder? Je schlechter die eigene Verhandlungsposition ist, umso mehr Zugeständnisse muss man machen und Lagadere ist keine Wohlfahrtsorganisation. Der Nachfolger von Sportfive wird sich die Verlängerung bis 2023 (bei einem vorab gezahlten Sighning Fee in Höhe von € 10 Mio.) dadurch bezahlen lassen, dass man die vom Verein zu zahlenden Prozente für jede verkaufte Loge und jeden akquirierten Sponsor in die Höhe treibt, langfristig für den Vermarkter ein gutes, für den HSV ein schlechtes Geschäft.

Das Gleiche gilt für das € 12 Mio. Darlehn bei der BodenseeBank. Auch hier muss man Konditionen akzeptieren, die unter Garantie nicht branchenüblich sind, aber was soll man machen? Der Karren ist derart im Dreck, dass es außer diesen freundlichen Kredithaien keinen mehr gibt, der Geld geben würde. Halt, es gibt doch einen. Da ist doch noch der freundliche alte Herr aus der Schweiz mit Zweitwohnsitz auf Mallorca. Aber der soll in Zukunft eine immer kleinere Rolle spielen, das Zauberwort lautet Emanzipation. Grundsätzlich eine gute Geschichte, aber gestern nun konnte man sehen, wie ein enttäuschter Liebhaber reagiert, wenn er sich betrogen fühlt.

Klaus-Michael Kühne hat seine Investitionen beim HSV als wirtschaftlichen Fehler bezeichnet. „Rein wirtschaftlich betrachtet, ist der HSV die schlechteste Investitionsentscheidung meines Lebens“, sagte der Milliardär der „Süddeutschen Zeitung“

Stimmt, damit verrät der Milliardär sicher keine Geheimnisse. Aber die Frage muss erlaubt sein, ob der Zeitpunkt für eine solche Äußerung der richtige ist. Ausgerechnet vor dem wichtigsten Spiel des Jahres erklärt der größte Investor des Vereins (mehr als 20% AG-Anteile), dass sein Investitionsobjekt eine brennende Müllhalde darstellt, nicht sehr feinfühlig.

„Ich sehe die Spiele aber immer im Fernsehen. Und dann leide ich mit. Wobei, eigentlich leide ich nicht mehr.“ In den vergangenen Jahren sei bei den Norddeutschen nicht das richtige Management verpflichtet worden. „Insgesamt ist es eine Schande. Furchtbar für Hamburg“, sagte Kühne zum HSV.

Guck mal an, der Mann, der mehr als € 100 Mio. im Laufe der Zeit zur Verfügung gestellt hat, leidet nicht mehr, also empfindet selbst er wie ich. Interessant ist bei diesen Äußerungen besonders der Umstand, dass Kühne immer noch nicht realisiert, welchen Beitrag am Desaster er selbst geliefert hat.

Man könnte nun über seine unheilige Allianz mit Herrn Struth reden, die dem HSV Spieler wie Hahn, Wood, Walace und viele andere eingebracht hat, man könnte auch vom Anfang des Ganzen, seine Bedingung van der Vaart reden. Man könnte darüber reden, wie er einen Sportchef wie Arnesen rasiert, einen Kreuzer als Drittliga-Manager bezeichnet und Trainer wie Slomka, Gisdol und Labbadia kritisiert hat. Und man könnte darüber reden, wie er, der meint, das falsche Management wäre am Drücker gewesen, Herren wie Beiersdorfer supported und Herren wie Hilke und Wettstein installieren ließ. Über Herrn Gernandt breiten wir wohl lieber den Mantel des Schweigens aus, gell. All dies vergisst Herr Kühne immer dann gern, wenn er mal wieder den Stab über dem Verein bricht.

Nun also will sich der Verein von diesem Herren emanzipieren, will seinen Einfluss aufs Tagesgeschäft minimieren. Ob und inwiefern dies gelingen wird, steht im Stern, denn Kühne hält nach wie vor mehr als 20% Anteile an der HSV Fußball AG und allein deshalb wird er sich immer wieder das Recht nehmen, sich zu Wort zu melden. Am besten immer in den ungünstigsten Momenten, um die größtmögliche Wirkung erzielen zu können und dem Verein immer wieder vor Augen zu halten, dass dieser ohne ihn seit Jahren am Arsch wäre. Und jetzt will sich der Verein nicht mehr von ihm helfen lassen und setzt stattdessen auf die letzte Kredithai-Karte.

Sowas von undankbar aber auch…