Natürlich gib es einige, die immer noch rechnen und träumen und das ist ebenso legitim wie nachvollziehbar.  Für mich müssten schon eine Menge Wunder zusammenkommen, sollte es für den HSV wieder einmal in die Relegation gehen. Außerdem denke ich, aber das habe bereits einige Male geschrieben, dass der Abflug dieses Verein fälliger als fällig ist, kein anderer Klub hat über eine so lange Zeit so nachhaltig an der eigenen Zerstörung gearbeitet wie der HSV. Man muss sich das alles einfach mal auf der Zunge zergehen lassen.

Dieser Verein hatte im Jahr 2010 eine Mannschaft, die einen Wert von 134,8 Mio. repräsentierte und in den darauffolgenden 7 Jahren investierte man mehr als € 170 Mio. in neue Spieler. Heutiger Marktwert: € 71,7 Mio., also ein Marktwertverlust von 46,8%. Ich bin immer noch am überlegen, wie man das eigentlich schaffen kann. Man hat ein Produkt mit einem bestimmten Wert, investiert mehr als € 170 Mio. in die Verbesserung des Produktes und nach 7 Jahren hat man den Wert nahezu halbiert. Im Grunde könnte ich an dieser Stelle aufhören, aber mal zum Vergleich.

Borussia Dortmund hat in der gleichen Zeit € 412 Mio. für neue Spieler ausgegeben, hat aber auch € 507 Mio. eingenommen, ein Gewinn von € 95 Mio. (der HSV macht im gleichen Zeitraum einen Transferverlust in Höhe von € 79 Mio.). Der Wert der Dortmunder Mannschaft im Jahr 2010 lag bei € 125,25 Mio. (HSV: € 134,8 Mio.), der heutige Wert der BVB-Mannschaft beträgt € 404 Mio. (HSV: € 71,7 Mio.) Man kann also ohne viel Mühe erkennen, wie unendlich schlecht beim HSV gearbeitet wurde und zwar nicht (nur) auf dem Platz, sondern besonders in den Vorstandsbüros. Aber anstatt aus diesen Fehlern zu lernen, macht man sie immer wieder und immer weiter.

Meine Befürchtung ist, dass sich das auch in der 2. Liga nicht ändern wird, denn bereits jetzt wird nur ein einziges Ziel ausgegeben und das lautet: direkter Wiederaufstieg. Diesen Aufstieg wird es aber mit Spielern wie Vagnoman, Ambrosius, Steinmann, Pfeiffer, Seo, Ferati und Co. nicht geben, man wird garantiert anders vorgehen. Man wird mit einigen Absteigern verlängern, weil man glaubt, man müsse ein Gerüst aus erfahrenen Spielern haben, um das Ziel zu erreichen. Und man wird eher auf gestandene Spieler setzen, von denen man meint, sie würden dem Druck des unbedingten aufsteigen-müssens besser standhalten. Dies kostet Geld und es bringt auch den eigenen Nachwuchs nicht weiter.

Ich befürchte allerdings noch etwas anderes und darauf bezieht sich die Überschrift. Wenn der HSV am nächsten Wochenende abgestiegen sein sollte und die Kölner ins Unterhaus begleitet, rücken eben keine Teams wie Darmstadt oder Ingolstadt nach, sondern Bundesliga-erfahrene Klubs aus Düsseldorf und Nürnberg. Mannschaften aus großen Städten mit Base und Investitions-Potenzial. Dieses Potenzial aber hat der HSV selbst in den letzten Jahren leichtfertig verspielt, man pfeift finanziell aus dem letzten Loch, wie auch die Aktionen mit der BodenseeBank und Lagadere gezeigt haben.

Wäre man 2014 abgestiegen, hätte man die Möglichkeit gehabt,mit dem Verkauf von AG-Anteilen die Mannschaft sinnvoll und nachhaltig zu verändern und vor allem zu verjüngern. Jetzt setzt man sich das Ziel direkter Wiederaufstieg, hat aber im Grunde keine Kohle mehr. Dazu kommt, dass man als HSV das erste Mal die Erfahrung zweite Liga machen muss und dort warten Mannschaften wie Bielefeld, Sandhausen und Heidenheim, die genau wissen, wie es in Liga 2 zugeht.

Ich bin auf jeden Fall mal gespannt, wie man reagieren wird,wenn man nicht von Anfang an an der Spitze der Tabelle steht.

Anderes Thema, aber auch hier passt die Überschrift bestens: Die aktuellen Offensiven einiger Herren, um ihre Jobs für die Zukunft zu sichern oder gar zu verbessern. Hier dargestellt an den Herren Peters und Titz.

Das, was die BILD heute berichtet, hatte ich im letzten Blog (http://www.hsv-arena.hamburg/2018/05/05/das-nenne-ich-mal-stilvoll/) bereits angesprochen.

Ansonsten ist alles vorbei.

Und mitten im Untergang kämpfen die Bosse um ihre Jobs. Bernhard Peters (58) zettelte mit einer Interview-Offensive in „Hamburger Abendblatt“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Frankfurter Allgemeine“ einen Machtkampf an. Und das ausgerechnet an dem Tag, als die HSV-Profis in Frankfurt ums Überleben kickten.

Peters Ziel: Der frühere Hockey-Trainer, bislang als Direktor Sport insbesondere für den Nachwuchs zuständig, will beim Neubeginn Sport-Vorstand werden.

Seine Idee: Er will dem künftigen Manager/Sportdirektor übergeordnet werden und die Linie vorgeben.

Was steckt hinter der Peters-Offensive?

Vor einigen Wochen hatte Peters seine sportliche Konzeption im Aufsichtsrat vorgestellt. Als Vorstand möchte er u. a. mit Trainer Christian Titz (47) – auch bei einem Abstieg – weitermachen.

Mit seinen persönlichen Ambitionen trifft der Direktor Sport auf bescheidene Zustimmung. Erwartet wird, dass der Aufsichtsrat in der zweiten Mai-Hälfte die sportliche Führung neu besetzt.

Möglicherweise hat Peters das gespürt. Und – schlecht beraten – eine letzte Attacke geritten.

Peinlich, dass er öffentlich explizit betont, in die Trainer-Entscheidung pro Bernd Hollerbach (48/sieben Spiele, drei Punkte) „nicht involviert“ gewesen zu sein.

Und gleichzeitig seine eigenen Flops „vergisst“. Für die Beförderung von Joe Zinnbauer (24 Spiele von September 2014 bis März 2015) war Peters der Hauptverantwortliche. Den vorherigen U23-Trainer begleitete er sogar mit Kamera zu den Mannschafts-Besprechungen. Die Profis machten sich darüber lustig…

Nicht nur bei Peters – Medien-Offensiven haben bei den HSV-Verantwortlichen aktuell Konjunktur. Das gilt auch für Titz, der nach den beiden Siegen gegen Freiburg (1:0) und Wolfsburg (3:1) einen wahren PR-Marathon in eigener Sache absolvierte. Und das Rampenlicht der Bundesliga nutzte, um sich einen Namen zu machen.

(Quelle: BILD)

In der Mannschaft gibt es übrigens bereits einen running gag. Wenn einer fragt, wo der Trainer ist, bekommt er zur Antwort: „Ach, der ist garantiert mal wieder bei der Presse“.

Auf jeden Fall zeigen diese Herren mehr als eindeutig, worum es ihnen geht und das ist mal definitiv nicht der HSV.