Mein Gott, was bin ich froh, dass nichts mehr nach außen dringt. Zuerst einmal erfahren wir, dass Herr Hoffmann ab sofort über ein stattliches Jahresgehalt verfügen und sich höchstwahrscheinlich als bestbezahlter Präsident der 2. Liga fühlen darf.

Sein Jahresgehalt soll sich auf rund 700.000 Euro belaufen. (Quelle: Abendblatt)

Das ist doch schon mal richtig schön für jemanden, der all das so gar nicht geplant hatte, oder? Aber weiter im Text…

Dass Hoffmann in einem Jahr wieder aus dem Vorstand ausscheidet und in den Aufsichtsrat zurückkehrt, gilt als unwahrscheinlich. (Quelle: Abendblatt)

Ja, in der Tat, das halte ich auch für unwahrscheinlich. Allerdings denke ich, dass eine Weiterbeschäftigung zwingend abhängig vom sportlichen Erfolg zu betrachten wäre. Geht der HSV wie ein heißes Messer durch Butter durch die zweite Liga, wird sich Hoffmann schon gebührend dafür feiern lassen. Wenn nicht, sieht es schlecht aus mit einem weiteren Jahr als Vorstandsvorsitzender, aber dann kann er ja immer noch zurück in den Aufsichtsrat.

Und dann war da noch die Abstimmung über den neuen Sportvorstand. Dass sich mit Becker der zu Wochen­beginn als Favorit gehandelte Kandidat durchsetzte, war am Ende gar nicht so klar wie zunächst angenommen. Mit Markus Krösche vom SC Paderborn schien zwischenzeitlich der Kandidat Nummer zwei die Nase vorne gehabt zu haben. Bei einer Probeabstimmung vor dem Gipfel am Sonnabend soll der 37-Jährige vier von sechs Stimmen bei einer Enthaltung erhalten haben.

Dass es aber doch Becker wurde, lag vor allem daran, dass Paderborn für Krösche eine überhöhte Ablöseforderung aufrief. Der langjährige Präsident Wilfried Finke, der gerade erst zurückgetreten ist, im Hintergrund aber noch die Geschicke des Clubs leitet, wollte Krösche auf keinen Fall ziehen lassen und soll vom HSV mindestens 2,5 Millionen Euro gefordert haben. Hoffmann soll aber lediglich eine halbe Million zugesagt bekommen haben, um einen neuen Sportvorstand zu finden. (Quelle: Abendblatt)

Zwei Anmerkungen dazu, das muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Erstens: Der aktuelle Aufsichtsrat besteht aus 6 Personen, eine davon ist Hoffmann. Wie kann es bitte angehen, dass solche Informationen an die Presse gelangen? Schossen früher, zu Zeiten des sogenannten „Rates der Ahnungslosen“ immer wieder Blüten über Maulwürfe ins Kraut, so muss man heute davon ausgehen, dass diese Spezies trotz kompletter Neubesetzung nicht gänzlich ausgerottet werden konnte. Auf jeden Fall eine unfassbare Peinlichkeit, die eigentlich auf der Stelle eine interne Ermittlung nach sich ziehen müsste. Deshalb –

Zweitens: Spätestens seit heute weiß jeder, dass das neue Vorstandsmitglied Becker nicht die erste Wahl des Gremiums war, welches ihn ernennen musste, im Gegenteil. Die Wahl fiel am Ende nur deshalb auf den Ex-Kieler, weil er billiger zu bekommen war, der SC Paderborn stellte offensichtlich zu hohe Forderungen für ihren Mann Krösche. Nun, sowas passiert, aber aufgrund der Tatsache, dass diese Dinge öffentlich werden, ist Becker bereits vor seinem ersten Arbeitstag beschädigt.

Ich weiß, dass es garantiert welche geben werden, die das anders sehen, aber ich kann euch versichern, dass exakt diese Informationen bei erster Gelegenheit ausgegraben werden. Insofern hat der Aufsichtsrat bzw. ein Teil des Aufsichtsrats Herrn Becker nicht nur einen Bärendienst erwiesen, er hat den Verein geschwächt und sich Vereins-schädigend verhalten.

Der Kieler hatte den Aufsichtsrat zuvor bereits bei einer Präsentation überzeugt. Becker soll dabei aber recht deutlich zum Ausdruck gebracht haben, dass er eine Zusammenarbeit mit Bernhard Peters, dem Direktor Sport und Nachwuchschef des HSV, für schwierig erachte. Wie es mit Peters weitergeht, muss nun der neue Vorstand entscheiden. (Quelle: Abendblatt)

Auch hier wieder einmal – ein unfassbar amateurhaftes Verhalten. Becker wird gleich als erste Aufgabe mit auf den Weg gegeben, den aufsässigen Peters in die Spur zu bringen, warum bloß? Warum klärt man die Personalie Peters nicht vorher und lässt den neuen Sportvorstand unbelastet anfangen? Und weiter..

Dass es auf der mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung trotzdem hoch herging, lag an zwei Dingen. Zum einen soll sich der ehemalige Kontrollchef Michael Krall in einem mehrminütigen Vortrag dafür starkgemacht haben, Hoffmann nicht in den Vorstand zu entsenden. Am Ende entschieden sich die weiteren Räte (Andreas Peters, Marcell Jansen, Felix Goedhardt und Köttgen) aber klar für Hoffmann. (Quelle: Abendblatt)

Auch hier: Wie kann es sein, dass man als Aufsichtsratsmitglied sowas an die Presse durchsteckt? Unfassbar.

Becker und Peters sollen sich schon vor mehreren Jahren in die Haare bekommen haben, als sich die beiden in ihren Funktionen als Nachwuchsleiter in Hoffenheim (Peters) und Chefscout in Stuttgart (Becker) um die besten Talente stritten. Der Aufsichtsrat des HSV, der die Arbeit von Peters schätzt, soll Becker nun aber deutlich gemacht haben, dass er sich mit Peters an einen Tisch setzen muss. Ausgang offen. (Quelle: Abendblatt)

So, sagt der Super-Aufsichtsrat, dann machen sie mal, Becker. Alle Welt weiß jetzt, dass ursprünglich 4 von 6 Räten für Krösche war und außerdem sind wir alle eigentlich echte Fans von Bernhard Peters. Aber sie, Becker, sind jetzt schließlich Vorstand, also lösen sie das Problem.

Ne, die echten Probleme dieses Vereins haben gerade erst begonnen…

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