Ich habe keine Ahnung, wie oft ich in den letzten Tagen und Wochen nach dem Abstieg den Kopf geschüttelt habe. Grund: Personen/Kommentatoren in Blogs, Foren, Facebook oder Twitter, die sich wie ein Schnitzel freuten, dass man seitens des Vereins mit Hyper-Performern wie Hunt, Holtby, Sakai verlängerte und die sich nichts sehnlicher wünschen, als dass doch Superstars wie Papadopoulos, Wood, Santos etc. bleiben und Helden-Knipser Lasogga zurückkehren würden.  Da stellt sich mir die Frage: Warum ist dieser Verein eigentlich abgestiegen, wenn all diese Spieler doch scheinbar zu Höherem berufen sind? Wer hat denn nun eigentlich Schuld an der Jahrhundert-Pleite? Gucken wir uns das Ganze doch mal im Detail an.

Einsatzminuten, Saison 2017/18

Tor

Mathenia, 2160

Pollersbeck, 900

Abwehr

Papadopoulos, 2610

Jung, 2571

Douglas Santos, 2378

Sakai, 2289

Diekmeier, 1869

Mavrja, 1447

van Drongelen, 1442

Thoelke, 0

Mittelfeld

Hunt, 2166

Walace, 1321

Holtby, 1196

Ekdal, 1108

Janjicic, 842

Steinmann, 601

Salihovic, 366

Angriff

Kostic, 2412

Wood, 1610

Hahn, 1351

Ito, 1012

Arp, 845

Waldschmidt, 785

Schipplock, 334

Jatta, 293

Müller, 26

Kurz zur Erklärung: Mit grün sind die Spieler markiert, die in der Elf der am meisten eingesetzen Spieler stehen würden, also den Spielern, denen mal wohl aufgrund ihrer Spielanteile die größte (Mit)-Schuld am historischen Abstieg zuschreiben muss. Mit rot sind die Spieler markiert, die gehen sollen bzw. schon gegangen sind.

Erstaunlich, oder? Vielleicht sehe ich das ja falsch, aber auf mich wirkt das so, als trenne man sich von Spieler, die im Verlauf der Saison eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben und verlängert mit denjenigen, die maßgeblich und unmittelbar verantwortlich sind. Dazu gehören jedoch nicht nur Spieler, sondern vieles um den Kader herum. Ich habe ja begriffen, dass Boris „Big“ Titz des Nachts ohne fremde Hilfe über die Außen-Alster latschen kann, aber immerhin ist er der Trainer, der mit dem Verein abgestiegen ist. Da kann man von mir aus auch Kommunikations-Hülsen wie „Der Trainer, der das Wunder fast geschafft hätte“ erfinden, es ist einfach Schwachsinn, denn ein Wunder schafft man (wie zuvor Labbadia und Gisdol) oder man schafft es nicht, aber man schafft ein Wunder nicht „fast“.

Aber nicht nur der Trainer bleibt, es bleibt vieles andere auch. Finanzvorstand Frank „der Mann ohne Gedächtnis“ Wettstein bliebt, HSV-„Juwelier“ Latschen-Bernie Peters bleibt, die Uhr bleibt, der Dino bleibt. Und man hat vor, mit einem Etat in die nächste Saison zu gehen, wie ihn die 2. Liga noch nicht erlebt hat. Auch an dieser Stelle lernt man offensichtlich nicht, aber egal. Was bleibt noch? Ach ja, Kran-Lotto mit seinem Schmäh-Gesang auf alles, was in der Bundesliga mehr Erfolg hat als der HSV. Irgendwie stelle ich mir das goldig vor. Da steht Gerrit zusammen mit diesem unsäglichen Pape auf dem Kran, gröhlt „..wenn du aus Dortmund kommst, schießt Geld hier keine Tore“ (allein diese Strophe ist schon Witz und Skandal genug) und unten machen sich die Spieler aus Sandhausen warm, dümmer gehts nimmer.

Halt, es geht doch noch dümmer. Denn natürlich entblödete sich der Wundertrainer nicht, nach Malle zu reisen, um nach dem Stress der letzten Wochen mal so richtig abzuschalten. Und natürlich, um den Investor zu treffen und ihm eine Wunschliste vorzulegen. Irgendwie scheint „Big“ Titz dabei vergessen zu haben, dass sich die Vereinsführung, also seine Chefs, gerade von Kühne zu emanzipieren versuchen, deshalb ja auch die Lizenz ohne den Logistiker. Aber Chrischan aus MA, mit der Erfahrung von 8 Spielen im professionellen Fußball, tappt prompt in die Kühne-Falle, denn natürlich hat der schlaue alte Mann nichts besseres zu tun, als dieses Treffen publik zu machen. Und zur Bestätigung gibt Titz dann auch noch ein Interview bei der Mallorca-Zeitung, was aber nur eines dokumentiert: Der Mann ist nach seinem Aufstieg in den Profi-Fußball außerordentlich eitel, selbstgefällig und redselig geworden, was ihn irgendwann mal den Kopf kosten wird.