Hurra, möchte man sagen, da ist es wieder, das HSV-Phänomen. Eine Verhaltensweise, für die es keine logische Erklärung gibt und die vernunftbegabte Menschen mit einer Mischung aus Abscheu und Verwunderung zur Kenntnis nehmen. Was ich meine? Der HSV verbrennt wieder einmal Millionen, agiert wieder einmal komplett gegen einen Markttrend, der nämlich eindeutig aufzeigt, dass weltweit nach wie vor Mondsummen für durchschnittlich begabte Kicker gefordert und bezahlt werden. Ich nenne an dieser Stelle einmal ein Beispiel: Yannik Vestergaard. Der knapp 2 Meter große Holzfuß aus Kopenhagen wechselte gerade für € 25 Mio. !!!! zum FC Southampton, unfassbar. Nimmt man dazu im Vergleich die € 7,5 Mio., die der HSV 2015 für den hochbegabten deutschen Nationalspieler Jonathan Tah erzielte, könnte man anfangen zu weinen.

Aber bereits damals gab es  das erwähnte HSV-Phänomen, denn auch damals krakeelten die immer gleichen Patienten, dass man doch froh sein könne, diese Summe überhaupt bekommen zu haben, denn Tah „wollte ja unbedingt weg aus Hamburg“. Warum wohl? Wie man es auch dreht und wendet, es gibt für die Versager im Volkspark von Seiten ihrer hörigen Jünger immer eine scheinbar plausible Erklärung für das nächste sportliche oder finanzielle Desaster. Immer waren es die unfähigen Vorgänger (welche von den exakt gleichen Jüngern während ihrer Amtszeit bejubelt wurden), die die Karre in den Dreck gefahren haben und die Erklärungen der aktuellen Machthaber entsprechen dieser Theorie. Jarchow mussten den Müll von Hoffmann ausbaden, Beiersdorfer musste die Scherben aufsammeln, die Jarchow hinterlassen hatte. Im Anschluss musste Bruchhagen das ausbaden, was Beiersdorfer angerichtet hatte und nun muss der arme Hoffmann mit dem Schmutz-Erbe von Bruchhagen leben, es ist ein Drama.

Man könnte nun einige Jahre zurückgehen, um zu erkennen, dass der HSV immer wieder die gleichen Fehler begeht und immer wieder in die gleiche Falle tappt, aber das müssen wir gar nicht. Wir müssen nur die aktuelle Situation betrachten, also den Stand der Dinge, was die Transfers angeht.

Walace (Brasilien) Kaufpreis: € 9,2 Mio. Verkauft nach Hannover für: € 6 Mio.

Zu beachten ist hierbei, dass ein Großteil der Einnahme an Walace-Finanzier Kühne abgeführt werden muss.

Waldschmidt (Deutschland) Kaufpreis: € 1,3 Mio. Verkauft für € 5 Mio. nach Freiburg

Auch hier geht einiges an Geld an Kühne, angeblich bis zu € 1,5 Mio.

Hahn (Deutschland) Kaufpreis: €  6 Mio. Verkauft nach Augsburg für € 3 Mio.

Gleiches Spiel wie bei Walace und Waldschmidt

Wood (USA) Kaufpreis: € 4 Mio. Verliehen an Hannover 96

Dem US-Amerikaner hatte man erst vor einem Jahr eine Ausstiegsklausel in Höhe von € 12 Mio. abgekauft und das Gehalt verdreifacht, sodass er in der Bundesliga nicht mehr vermittelbar ist

Mathenia (Deutschland) Kaufpreis: € 800.000 Verkauft für € 500.000 nach Nürnberg

Halilovic (Kroatien) Kaufpreis: € 5 Mio. Geht nun ablösefrei zum AC Mailand.

Mavraj (Albanien) Kaufpreis: € 1,8 Mio. Erhält eine Abfindung, damit er seinen laufenden Vertrag auflöst.

Spieler wie Diekmeier, Schipplock, Müller, Salihovic, Thoelke, Hirzel etc. haben den Verein ablösefrei verlassen, weil die Verträge ausliefen.

Dies ist der Stand der Dinge und er ist ein einziges Desaster. Aber das Irre bzw. das HSV-Phänomen ist, es wird nicht als solches wahrgenommen, weil die Schwachmaten in der Lage sind, sich auch die nächste Minusleistung schön reden. Plötzlich kann „man froh sein, dass man für Andre Hahn überhaupt noch was bekommen zu haben“ und es ist eine geile Leistung, Blindfische wie Halilovic oder Mavraj von der Payroll bekommen zu haben. Wie „dämlich muss 96 sein, für einen Fußkranken wie Walace € 6 Mio. zu zahlen“ und wer auf dieser Welt bezahlt „für einen Fliegenfänger wie Mathenia noch € 500.000?“ Gut gemacht, Becker und Hoffmann.

Komisch nur, dass sich dies alles einmal ganz anders anhörte. Was wurden die Herren Bruchhagen und besonders Beiersdorfer abgefeiert, als sie die heutigen Altlasten damals für irre Preise nach Hamburg lotsten. Walace war der „brazilian Pogba“ und niemand konnte sich erklären, warum er ausgerechnet zum HSV kommen würde. Didi musste mit dem Teufel im Bunde sein, dieser Tausendsassa. Halilovic war der Balkan-Messi, der „uns“ ans Licht führen würde, Hahn bringt Mentalität und Schnelligkeit mit, Mavraj war in Köln DER Stabilisator, Waldschmidt der neue Götze und Bobby Wood wurde von einem Journalisten-Simulanten unmittelbar hinter Lewandowski und Aubameyang angesiedelt (das ist kein Witz).

Das Ende, liebe Freunde, ist aber noch lange nicht erreicht, denn die Geschichte wird mit den Personen Kostic, Papadopoulos, Ekdal und Lasogga ihre Fortsetzung finden. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber diese Spieler haben den HSV einmal ca. € 34 Mio. gekostet, von den unfassbaren Gehältern ganz zu schweigen. Aus heutiger Sicht würde ich wetten, dass man für diese Spieler zusammen keine € 14 Mio. mehr wird generieren können, wobei immer noch zu beachten sein wird, wie viel von den Einnahmen am Ende beim HSV oder bei Kühne landen werden.

Passend zu diesem Szenario natürlich der „Fall Arp“, an dem sich wieder einmal verdeutlicht, wie der selbsternannte „HSV-Fan“ tickt. Der Junge ist 18 Jahre alt und hat ein Angebot vom besten und best-geführtesten Verein Deutschlands vorliegen. Die Bayern bieten lächerliche € 2,5 Mio., aber warum sollten sie eigentlich mehr bieten? Fiete wird aller Voraussicht nach in der nächsten Saison ohnehin nicht für München spielen und ob er nun Spielpraxis in Hoffenheim sammelt oder sich in der zweiten Liga abhärtet, ist den Münchnern herzlich egal. Erschütternd ist nur, wie schnell bei den Vögeln aus „Uns Fiete“ der „Söldner Arp“ wird, allerdings kennen wir diese Nummer bereits von den Fällen Son, Tah und Calhanoglu.

Anyway, der HSV ist am Arsch. Im Gegensatz zum VfB Stuttgart wird man sich durch einen Abstieg eben nicht finanziell gesundstoßen können, ganz im Gegenteil. Am Ende wird man Spieler wie Santos oder Jung verkaufen müssen, um die laufenden Kosten zu decken.

Aber wie immer werden die Hüpfer alles logisch und cool finden und jede Schwachsinnigkeit bejubeln. Und die, die rechtzeitig auf die Mißstände hingewiesen haben, werden wie gewohnt bepöbelt. Immer das Gleiche. Sie lernen auch einfach nicht dazu und sie werden auch in 100 Jahren nicht begreifen, dass sie durch ihre hündische Gefolgschaft, durch Dauerkartenkäufe und Fanmärsche nicht die Lösung des Problems sind, sondern ein maßgeblicher Teil desselben.