Letzte Woche, als es noch nicht so abartig warm war wie zur Zeit, habe ich mich eines morgens aufs Fahrrad gesetzt und bin in den Volkspark gefahren. Zum einen, weil ich ohnehin jeden Tag fahre und mir meine gewohnten Strecken ein wenig auf den Geist gingen, zum anderen, weil ich mir ein Bild von dem machen wollten, was sich dort tatsächlich abspielt. Zuerst einmal kamen einige Spieler aus dem Stadion auf den Platz, aber zuvor standen dort noch eine Menge Trainer herum oder wie man heute sagte: Das „Funktionsteam“. Nun gut, da standen dann also ca. 8-10 Mann herum und ich dachte, dass wohl heute nicht nur die Profis trainieren würden, sondern vielleicht auch zeitgleich die Regionalliga-Mannschaft und die U19 oder so, aber Pustekuchen. All die Herren dort waren einzig und allein für die Herren Lizenzspieler dort und mein Gefühl sagt, dass es deutlich mehr Personen sind, als noch zu Zeiten der Trainer Gisdol oder Labbadia.

Dies führt mich unweigerlich zu ersten Frage: Warum muss nun eigentlich ausgerechnet ein Zweitligist mit einem Funktionsteam antreten, bei dem auf jeden Mitarbeiter ca. zwei Spieler kommen, auf mich wirkt das extrem übertrieben. Um diesen Teil zu beenden: Die Spieler trudelten dann so nach und nach ein, die letzten ca. 13 Minuten nach den Ersten und der Allerletzte, der kam, war Wundertrainer Titz, der zuvor noch einige Selfies mit irgendwelchen erwachsenen Vollpfosten machen musste. Das macht er aber auch gern.

Während ich dann so über die personelle Besetzung auf dem Trainingsplatz nachdachte, kam mir eine Zahl in den Sinn. 300. Denn dies war die ungefähre Anzahl der Mitarbeiter, die der HSV als Festangestellte während seiner Zeit als Bundesligist beschäftigte und wenn mir in den letzten Wochen nichts durchgerutscht ist, hat es keine Entlassungswelle gegeben, im Gegenteil. So leistet sich ein Verein aus der zweiten Liga, dem das Wasser finanziell bis zum Hals steht, seit neuestem drei!!! gleichberechtigte Pressesprecher. Der Eine (Till Müller) ist für alles Ansprechpartner, was irgendwie mit Vorstand und AR zu tun hat. Der Zweite (Namen ist mir entfallen) ist zuständig für Interview-Anfragen mit Spielern und Trainern und der Dritte (auch den Namen habe ich mir nicht gemerkt) wartet auf Anrufe, wenn es um Akkreditierungen und Drehgenehmigungen geht. Hinzu kommt natürlich noch unser aller Christian „Tüt tüt“ Pletz als Leiter Kommunikation & Medien.

Das muss man sich jetzt wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen – dieser Verein beschäftigt allein 4 leitenden Angestellte, die sich um die Presse kümmern. Ein Job, der wohl bei 98% aller anderen Zweitligisten von einer Person ausgefüllt wird. Mal ein Beispiel aus der eigenen Liga und nimmt man die Eintrittspreise am nächsten Freitag als Maßstab, dann muss der Gegner in einem „Top-Spiel“ wohl auch ein Top-Verein sein.

https://holstein-kiel.de/mitarbeiter

Man staunt nicht schlecht, oder? Es hat nicht viel gefehlt, und die Kieler wären mit dieser personellen Besetzung in die Bundesliga aufgestiegen. Der HSV aber, natürlich als „großer Verein“, leistet sich nahezu das Zehnfache!!! an Mitarbeitern und man stellt sich unweigerlich die Frage, wie das eigentlich gehen soll im sportlichen Unterhaus. Nun, das geht nur dann, wenn man, wie aktuell zu sehen, wirklich jeden Vertrag (Popp, REWE, Hanse Merkur Versicherung) verlängert, zu welchen (Zweitliga)-Konditionen auch immer. Und das geht, indem man sein Tafelsilber verkloppt. Da man für die Spieler Ekdal, Lasogga und Kostic wohl nichts kriegen wird und sich die Verkaufskandidaten Jung (angeblich gab es Interessen aus der Bundesliga, die bis zu € 9 Mio. zahlen wollten) und Papadopoulos den Hintern gebrochen haben, wird man am Ende einen Spieler wie Douglas Santos verkaufen müssen, um den Wasserkopf zu finanzieren, es geht gar nicht anders.

Wie bereits vor meiner Blogpause geschrieben – Hoffmann geht all-in. Klappt es mit dem direkten Wiederaufstieg nicht, ist der Ofen aus, dann aber endgültig. Der Druck, der entsprechend auf allen Beteiligten liegt, ist entsprechend hoch, Fehler werden nicht verziehen. Und die Gegner in Liga 2, die mit einem Bruchteil an Etat und Mitarbeitern an den Start gehen, warten nur darauf, dem „großen Verein“ HSV so richtig in die Suppe zu spucken.

Tippspiel.

https://www.kicktipp.de/hsvarena18/