Mir auch. Nämlich wenn ich das hier nochmal sehe.

http://livetv.sx/dex/showvideo/608292_hamburg_kiel/

Noch schlechter wird mir allerdings, wenn ich am „Tag danach“ dieses Geschwafel lesen muss, was ich nun schon seit Jahren lese. Nach jeder Niederlage, nach jedem neuen Desaster.

 Sportvorstand Ralf Becker: „Wir sind natürlich brutal enttäuscht. Wir haben nicht das abgerufen, was wir können und müssen. Unser Auftrag ist jetzt, am kommenden Sonntag viele Dinge wieder gut zu machen. Daran werden wir arbeiten.“

Na sicher, Ralle, bla bla bla. Es war ein Ausrutscher (also so wie der Abstieg), sie werden analysieren (was haben sie eigentlich die letzten 83 Tage getan?) und am Ende wird dann alles gut. Ne, wird es eben nicht!

 Titz: „…der eine oder andere hat gestern einen Tag gehabt, wo er mit den Eindrücken nicht so zurechtkam, wie er es sollte.“

Ach so, man kommt jetzt als HSV-Spieler „mit den Eindrücken nicht zurecht“, ist ja geil. Vielleicht sollten es diejenigen, die am Freitag desillusioniert und mit hängenden Köpfen den Volkspark verließen, als Aufforderung sehen, das nächste Mal zuhause zu bleiben. Vielleicht kommen die Profis ja mit einem halbleeren Stadion besser zurecht, wer weiß. Aber weiter im Text.

Titz:„Ich habe ja selbst darauf gedrängt, dass Aaron bliebt. Aaron ist ein Spieler, der gerade in so einer Phase wie gestern das Spiel mal beruhigt, der es lenkt. Er macht es nicht nur verbal, sondern auch spielerisch und mit seiner Körpersprache“

Um Gottes Willen, bereits am zweiten Spieltag muss ausgerechnet Ahorn Hund als Endlösung herhalten, hilfloser gehts nicht mehr. Und was macht die Hamburger Presse, wieder einmal? Sie nimmt diese Worthülsen auf, verkauft sie als ehrliche Selbstkritik und weiter gehts. Bloß nicht mal nachhaken, bloß keine unbequemen Fragen stellen. Und doch gibt es einen, der die Sache beim Namen nennt.

Jürgen Hunke: Ich bin gar nicht geschockt von dem Grusel-Auftritt des HSV gegen Kiel. Weil ich genau weiß, wenn so viel im Vorfeld geredet und gelobt wird, dann kann es nur schief gehen. Einfach mal still sein und Leistung bringen, das wäre wichtig. Fußball ist Leidenschaft, rennen – und dann kommt die individuelle Qualität. Umso weniger individuelle Qualität ich habe, umso mehr muss ich laufen. Am Freitag sind zu wenig Spieler gerannt. Beim HSV fehlen weiter die Leidenschaft und der Wille. Fußball ist wie das Leben, am Ende geht es nur um Fleiß, Leidenschaft und Begeisterung.

Stimmt. Zu 100% stimmt das.

Hunke: Titz wird nicht fürs Reden bezahlt, sondern für gute Entscheidungen und fürs Handeln, so dass die Truppe gut eingestellt ist. Er ist ein netter Kerl, aber nur mit nettem Worten reißt man nichts im Profifußball, er macht viel zu viele Interviews. Ich halte ganz viel von Trainern, die aus dem Spitzen-Fußball kommen und selber in der Bundesliga gespielt haben und die das Geschäft und die nervliche Anspannung kennen.

Stimmt wieder. Wenn ein Trainer zwei Stunden vor einem Spiel noch twittern und sein neuestes Buch anpreisen kann, stimmt irgendwas in seinem Kopf nicht. Titz hält Vorträge auf Messen und verlangt die doppelte Redezeit, Titz hustet mit Boris Becker-Fistelstimme in jedes ihm hingehaltene Mikrophon.

Hunke: Mit großen Vorträgen, schönen Worten und Marketing-Maßnahmen wird man nicht aufsteigen. Alle, die sich im Fußball auskennen und mit denen ich im Umfeld des HSV gesprochen habe, prophezeien dem HSV eine schwere Saison. Einige wollen sogar darauf wetten, dass der Aufstieg nicht klappt. Beim Aufstieg kommt es nicht nur auf die Mannschaft an und auf die Gehälter, sondern auf die Kontinuität. Und am Ende ist es auch eine Sache der Philosophie und der Leidenschaft. Ist das alles ehrlich beim HSV?

Und wieder ins Schwarze. Beim HSV hat sich, wie ich bereits mehrfach beschrieben habe, nichts geändert, aber auch gar nichts. Hoffmann schummelt sich über den Umweg Aufsichtsrat in den Vorstandssessel, Pleiten-Vorstand Wetzstein darf ebenso bleiben wie Möchtegern-Putschist Peters und Abstiegstrainer Titz. Dazu noch die Abstiegsloser Hunt, Holtby, Sakai mit neuen Verträgen – fertig ist die Trümmertruppe.

Hunke: Sandhausen hat 15 Mitarbeiter, der HSV hat 220, was bitte soll das? Man darf nach einem Spiel jetzt nicht alles kaputt reden, aber es wurde in den vergangenen Wochen schon wieder zu viel gefeiert. Das war gar nichts am Freitag. Die HSV-Profis bekommen große Gehälter, andere Menschen müssen ein Leben lang dafür arbeiten, was die Spieler in einem Jahr verdienen.

An dieser Stelle liegt Herr Hunke falsch, denn der HSV hat fast 300 Mitarbeiter. Und von einem Lasogga (verdient auch in der zweiten Liga knapp € 4 Mio.) kann man sich in Sandhausen mit Sicherheit mindestens 12 Spieler leisten.

Wenn da nicht einer vom ersten Moment aber sowas von dazwischenhaut, geht das einfach nur so weiter.

(Quelle: https://www.sport1.de/fussball/2-bundesliga/2018/08/hamburger-sv-ex-boss-redet-nach-fehlstart-gegen-holstein-kiel-klartext)

Um es einmal ganz unmissverständlich festzuhalten: Wenn man in dieser Situation nicht vom ersten Moment an Klartext redet, wird sich die Geschichte wieder einmal verselbstständigen. Beim HSV sollte eine neue Kultur einziehen, aber wie soll das gehen, wenn man die Hauptversager behält bzw. die ehemaligen Hauptversager zu Anführern macht? Dieser sogenannte Neuanfang wird kein Neustart werden, denn das hätte nur mit einer neuen, unvorbelasteten Führung passieren können und die gibt es nicht. Es wird einfach so weitergewurschtelt und gehofft, dass es irgendwie klappt.

Und für jeden, der meint, Jürgen Hunke dürfte das nicht sagen: Doch, er darf. Jeder darf.

Und wenn man dann noch sieht, dass vor einem Spiel gegen Holstein Kiel erneut dieses Mumpitz-Lied gespielt wird und der HSV „den Bayern die Lederhosen ausziehen“ möchte und wenn dann das Erste, was die Vollpfosten im Norden brüllen, „Scheiß St, Pauli“ ist, dann schäme ich mich und mir wird, wie gesagt, schlecht.