Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern und ich kann mich daran erinnern, wie sich das Schleudertrauma angefühlt hat, welches ich erlitten hatte, nachdem  ich aufgehört hatte, den Kopf zu schütteln. Es war Montag, der 30.07.2018, also exakt 5 Tage vor der Götterdämmerung im Volkspark.

Über die Erwartungshaltung und den besonderen finanziellen Spielrahmen, den der HSV in der Zweiten Liga hat, scheute Becker den Vergleich, dass die Rothosen der FC Bayern München des Unterhauses seien: „Ich mag solche Vergleiche nicht, aber wir sind sicher kein normaler Zweitligaverein.” (Quelle: Mopo.de)

Mit dieser Aussage macht die Nr. 4 auf der Kandidatenliste des HSV für die Position des Sportvorstandes mit einem Schlag das kaputt, was im Grunde nach dem geglückten Abstieg nie wirklich versucht wurde – die Erdung eines katastrophal geführten Vereins unmittelbar vor der Insolvenz. Mit dieser Aussage signalisiert Becker nicht nur den Fans und Medien, sondern vor allem den eigenen Angestellten und Spielern, dass man immer noch der Auffassung sei, etwas Besonderes, etwas Besseres zu sein als der Rest. Wie der liebe Herr Becker diese Aussage gemeint hat, habe ich bis heute nicht begriffen, aber sie steht und sie steht für den Rest der Saison.

Was aber ist denn eigentlich ein „normaler Zweitligaverein?“ Darf man, um die Kriterien hierfür zu erfüllen, den Spieler-Etat nicht über ein gewisses Mass hinaus überschreiten? Darf man als „normaler Zweitligaverein“ nicht mehr als 50 Festangestellte auf der Geschäftsstelle beschäftigen? Oder darf man es sich als „normaler Zweitligaverein“ nicht leisten, einen unterdurchschnittlich begabten Tanzbären mit ca. € 4 Mio. im deutschen Unterhaus durch zu schleppen?

Der angeblich so clevere Sportmanager Becker hat an dieser Stelle einen Fehler gemacht, der ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit um die Ohren fliegen wird und zwar zu recht. Hätte Becker gesagt:

„Für uns spielt es keine Rolle, woher wir kommen, wie viele Mitglieder wir haben, wie teuer unsere Sitzplätze sind, was unserer Kader kostet oder wie schön die Stadt ist, in der wir spielen. Wir sind ab dem 03.08.2018 eine Mannschaft der zweiten Fußballbundesliga und unterscheiden uns in keinster Weise von Vereinen wie Regensburg, Sandhausen oder Bielefeld“,

man hätte vermutet, dass sich in den Köpfen im Volkspark etwas getan hat. Aber wie will man erwarten, dass sich in den Köpfen der Spieler oder auch der Anhänger etwas ändert, wenn man „von oben“ vorlebt, dass man sich immer noch für etwas Besseres hält. Das man eben nicht etwas Besseres ist als ein Verein mit einem Kaderwert von ca. € 13 Mio. durfte man dann bereits am ersten Spieltag erleben. Die Kieler guckten sich das Wunder-System von „Big“ Titz ganze 20 Minuten an und spielten dann einen unterdurchschnittlichen Zweitligaverein aus den Schuhen.

Wann endlich begreifen sie es? Es sind nicht die Gehälter oder die Fähigkeiten der Spieler, die das Trikot mit der Rauten tragen, es ist die Einstellung. Es ist das Bewusstsein, welches immer noch nicht passt, weil es nicht vorgelebt wird. Medienwirksam wird gelabert, dass man von nun an auf den eigenen Nachwuchs setzt und wie sieht die Startaufstellung aus? Dem Verein steht das Wasser finanziell bis zum Hals, aber er leistet sich den teuersten Vorstandsvorsitzenden der Liga, den teuersten Trainer der Liga, drei Pressesprecher und überbezahlte Mitläufer wie Sakai, Hunt und Holtby. All das, was zwischen den beiden Spielzeiten abgelaufen ist, war nichts als billige Propaganda ohne echte Absichten.

Warum? Weil man in einer Vereinsführung aus Hoffmann, Wettstein, Becker, Peters und Titz immer noch denkt, der Abstieg wäre nur ein unglücklicher Betriebsunfall gewesen und man würde das mal eben im Vorbeigehen klären. Dieses Signal wurde über die Presse an die Fans und über die Führung an die Spieler gegeben und das wieder aus dem Köpfen zu kriegen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.