Natürlich kann und darf man sich über einen HSV-Siege freuen, keine Frage. Wenn man bereit ist, sämtliche Nebengeräusche zu verdrängen. Wenn man in der Lage ist, zu ignorieren, dass der HSV finanziell geliefert und kaum noch handlungsfähig ist. Wenn man die aktuelle Momentaufnahme als Trend erkennt und ausblendet, dass Wundertrainer Titz lieber ausgeliehene Spieler nach 2 Trainingseinheiten durchspielen lässt, als – wie großspurig angekündigt – auf die eigenen Supertalente aus der U23 und der U19 zu bringen. Wenn man nicht erkennt, dass das phantastische „Titz-System“ mit jedem weiteren Spiel besser entschlüsselt und bespielt wird, der HSV lediglich aufgrund seines aktuellen Spielglücks zu teilweise unverdienten Siegen kommt und eigentlich mit zunehmender Dauer eher schlechter als besser spielt. Wenn man nur das nackte Ergebnis sieht, kann man sich durchaus freuen. Bitte sehr.

Was man allerdings nicht kann: Man kann den technisch unfertigen und behäbigen Tanzbären Lasogga, der am Samstag mal eben, neben seinen € 3,6 Mio. Festgehalt (auch in der 2. Liga, Danke Didi!!!) weitere € 180.000 auf seinem Konto verbuchte, als die neue Rakete ausmachen. Bei aller Liebe, aber diese drei Tore gegen Heidenheim hätte ich mit 54 Jahren noch gemacht. Aber, denken sich die Hamburger Idioten-Medien, allen voran die Herren Jacobs und Schiller vom Spackenblatt, warum sich die Chance entgehen lassen:

Als Pierre-Michel Lasogga am Sonntagvormittag in voller Montur mit seinen HSV-Kollegen durch den Volkspark radelte, ließen die Sprüche nicht lange auf sich warten. „Der Jung ist gut in Tritt“, sagte ein Fan, der sich diebisch über sein Wortspiel freute. Ein anderer ließ Lasogga am Tag nach dem 3:2 gegen Heidenheim im blauen HSV-Outfit und silberfarbenen Helm vorbeifahren, ehe er ein lautes „Vollgas voraus“ hinterher rief. Und ein dritter empfahl, beim 30-Minuten-Radler dringend die Dopingprobe zu nehmen: „Was der macht, ist doch nicht mehr normal.“

Nun ist zwar nicht bekannt, mit welchen Spitzengeschwindigkeiten Lasogga am Sonntagvormittag auf der Tour de Hamburg durch den Volkspark radelte. Alles andere als normal war aber vor allem, was der Fußballer Lasogga am Tag zuvor direkt nebenan im Stadion zustande gebracht hatte. (Quelle: Abendblatt.de)

Ne, das ist nicht normal. Es ist nicht normal, wenn ein Spieler, der seit dem 30.6.2014 beim HSV unter Vertrag steht, in dieser Zeit knappe € 30 Mio. gekostet und nach seiner Leih-Saison nichts mehr auf die Reihe bekommen hat, nun gegen Verteidiger, die das als Jahresgehalt verdienen, was er als Prämie nach einem Spiel mit nach Haus nahm, den Ball dreimal aus 1,34 über die Linie drückte. Es ist immer das gleiche Prinzip in Hamburg. Hier  können Spieler kicken, als hätten sie zwei Holzfüße und verdienen gleichzeitig mehrere Millionen pro Jahr, alles kein Thema. Aber bolzt dann der gleiche Spieler auch nur einmal 90 Minuten so, als würde er in diese Liga gehören, dann wird ihm binnen Sekundenfrist der mediale Heiligenschein verpasst.

Aber zum Glück ist der Tanzbär ja nicht allein.

Titz lobt sich selbst
Die hatte sich Trainer Christian Titz bereits vor der Partie gemacht. Die Spielidee sei gewesen, referierte der Coach, dass sein Team die Heidenheimer müde spielen sollte, ehe Strafraumstürmer Lasogga mit all seiner Wucht reinkäme. „Für diesen Spieltag war das die richtige Entscheidung“, lobte sich Titz. Und für die kommenden? „Da kann es wieder anders aussehen.“

Es tut mir herzlich leid, aber gegen diesen Selbstdarsteller entwickel ich inzwischen im Minutentakt eine Antipathie, die kaum noch zu ertragen ist. Was ist das bloß für ein ätzender Vogel.

https://www.youtube.com/watch?v=qGHk0n8jj_c