So lange, wie ich mich mit dem HSV beschäftige, ist dieses Thema ein Thema – die Medien in Hamburg. Und tatsächlich war auch ich jahrelang der Auffassung, dass die fiese Presse dem Verein beständig ans Leder und aus der Bundesliga befördern wollte. Wie lange hielt sich die Legende, dass es Führungscrew, Sportchef, Trainer und hoffnungsvoller Profi in Hamburg ungleich schwerer hatten als in jeder anderen Stadt Deutschlands, ach was sag ich, der Welt? Nirgendwo wurde, meiner naiven Meinung nach, so unfair mit Rauten-im-Herz-Trägern umgegangen, nirgendwo sonst wurde kritisiert, wo man hätte loben müssen. Als echter HSVer war ich empört und entwickelte Hass-Gefühle auf dieses Pack, welches sich dort grinsend und gegenseitig abklatschend am Trainingsplatz einfindet und am Spieltag auf Vereinskosten die kalten Platten leer frisst, um anschließend los zu lästern.

Ja, ich war wirklich der Meinung, dass die Hamburger Sportpresse eine massive Mitschuld daran tragen würde, dass der Verein trotz aller Bemühungen nicht noch erfolgreicher werden konnte. Diese Meinung habe ich heute, im September 2018, immer noch, aber der Grund ist ein anderer. Denn die Hamburger Schmierlappen behindern eine Entwicklung nicht deshalb, weil sie zu kritisch sind, sondern weil sie zu unkritisch sind. Alles wird gedeckelt, über jede Minusleistung wird der Mantel des Schweigens gedeckt. Erinnern wir uns doch als Beispiel nur an die letzten Sportdirektoren. Jeder, wirklich jeder Kaderplaner wurde mit Applaus begrüßt, mit Vorschusslorbeeren ausgestattet. Ob der Mann nun Knäbel, Kreuzer, Todt oder Becker heißt, man könnte sogar zurückgehen bis Beiersdorfer, damit einem richtig schlecht wird. All diese Herren wurden von den Medien gestützt und geschützt, natürlich nur so lange sie im Amt waren.

Der Einzige, für den das nicht gilt, war auch gleichzeitig der Einzige, der tatsächlich seinen Job machte, aber sich weigerte, mit den Herren zu „kooperieren“: Frank Arnesen. Der Däne wurde vom ersten Tag an zum Abschuss freigegeben, was am Ende darin gipfelte, dass Teile des Aufsichtsrats von seiner Demission aus der BILD erfuhren. Arnesen bekam nie eine Chance, alle anderen aber, Vorgänger und Nachfolger, wurden geschützt, so lange es ging. Dabei ist die eigentlich Aufgabe eine andere, jedenfalls so weit ich es verstanden habe.

„Journalismus ist etwas zu veröffentlichen, was andere nicht wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist Propaganda.“

George Orwell war ein englischer Schriftsteller, Essayist und Journalist.

Dies aber wäre zuviel verlangt von einer Herde Fanboys, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Nun weiß jeder, dass der Sportjournalist als solcher innerhalb einer Redaktion das untere Ende der Nahrungskette bildet, man wird schlicht und ergreifend von „echten“ Journalisten nicht ernst genommen. Wenn man auf die Reaktionen von BILD, Abendblatt, Mopo, Kicker etc. schaut, kann man nur sagen: Zu recht! Das Problem ist nur – die Herren (und ein paar Damen) haben mit ihrer jahrelangen Hofberichterstattung eine Wohlfühloase geschaffen, die jeglicher Leistungsentwicklung spottet. Man muss nur die Regeln beachten, das Spielchen mitspielen, mal was durchstecken, für eine Homestory gut sein, dann hat man seine Ruhe, egal, wie blind man kickt. Bestes Beispiel ist doch der Mann, der sich vor Angeboten aus der Premier League nicht retten kann und dessen nächstes Kind wahrscheinlich Dieter und das übernächste Dödel heißen wird.

Also: Mit ihrer unkritischen und kriecherischen Berichterstattung haben die Edelfedern dem HSV einen Bärendienst erwiesen und haben einiges an Schuld am Niedergang des Vereins auf sich geladen, das steht fest. Entwicklung findet nur dort statt, wo man weiß, dass man kritisch hinterfragt und nicht dort, wo man sich mit einem „Deal unter Kumpels“ die berühmte „Spiel-doch-Scheiße-ich-schütze-dich-Karte“ erkaufen kann. Den vorläufigen Höhepunkt liefert natürlich, wie könnte es anders sein, der legitime Nachfolger des Legendbetreuers Matz, Münchhausen Speckbacke Scholz ab, der tatsächlich meinte, er müsse „internen und externen“ Kritikern das Wort verbieten und der jeglichen kritischen Umgang mit dem Verein und seinen handelnden Personen untersagen wollte. Willkommen im tiefsten Nord-Korea oder North Carolina, wie man möchte.

Ich bin jedenfalls froh, dass es doch noch Leute gibt, die bereit sind, die Wahrheit zu schreiben und damit gegen einen heftigen Strom zu schwimmen.

An dieser Stelle dann doch noch einige wenige Worte zur Vertragsverlängerung von Bernd Hoffmann. Dazu möchte ich nur einige wenige Sätze zitieren, kommentieren muss man das Ganze kaum noch.

 „Ich wollte vom ersten Tag an, das ist die Wahrheit, einen Einfluss beim HSV ausüben.“ Und dafür habe es nur den Weg über das Präsidium des HSV e.v. gegeben. (Bernd Hoffmann)

Nein, dazu hätte man vom Aufsichtsrat als Vorstandsvorsitzender berufen werden müssen und zwar nicht, nachdem man die Mitgliedschaft arglistig getäuscht und sich selbst erneut an den Futtertrog des Vereins manipuliert hatte.

„Das ist Sache des Beirates, diese Personalien neu zu besetzen. Thomas Schulz und Moritz Schaefer werden dabei bleiben und sich hoffe, dass dieses Team um jemanden ergänzt wird, der da gut reinpasst und den eingeschlagenen Weg weitergeht. Aber wie gesagt, das ist Sache zwischen Restpräsidium und Beirat. Ich will mich allgemein an Personaldiskussionen nicht beteiligen. Grundsätzlich nicht“ (Bernd Hoffmann)

Ich erinnere mich noch dunkel an das „Team Hoffmann“. Was für eine Verarschung!

Im Zuge dieses Treffens hatte Hoffmann den Räten übrigens auch eine Personalie schon sehr nahegelegt: Katrin Sattelmair.

Hieß es nicht eben noch, er wolle sich aus allen Personaldiskussionen raushalten? Und nun soll die blasse Katrin, die bereits dreimal für einen Sitz im Aufsichtsrat kandidierte, seine rechte Flanke schützen. Es ist alles so widerlich und jeder Wähler von HSV+ müsste eigentlich im Strahl kotzen.

Das Thema schwelt beim HSV seit Monaten. Jetzt ist die Entscheidung gefallen. Nach BILD-Informationen steht Bernhard Peters (58) vor dem Aus. Offiziell verkündet wird der Abgang in den kommenden Tagen. (Quelle: Bild.de)

Jetzt gehts los! Die eigene (Macht)-Position wird gestärkt, der Helfeshelfer Becker wird durch die Demission von Peters unterstützt, Hoffmann baut sich seine Hausmacht auf. Dürfte nicht lange dauern, bis die alten Gegner die schweren Geschütze auffahren. Eines ist mal sicher, die Wahl des e.V.-Präsidenten wird eine Schlammschlacht von epischen Ausmaßen.

Sieben Jahre habe er Zeit gehabt seit seiner ersten Amtszeit als Vorstandsboss. Und er habe viel über seine Fehler nachdenken können, so Hoffmann.

Dazu kann ich nur eines sagen: Bernd Hoffmann hat sich um keinen Millimeter verändert, es ist der gleiche Bernd Hoffmann, den man 2011 beim Verein nicht mehr wollte. Der Verein Hamburger SV wäre gut beraten, zumindest im Aufsichtsrat ein kompetentes Gegengewicht und ein Regulativ einzubauen, aber eigentlich ist diesem Verein eh nicht mehr zu helfen.