Ich lese jetzt bestimmt schon 45 Jahre lang Zeitungen, aber sowas ist mir neu.

Eine Zeitung mit vier Buchstaben, die nicht MOPO heißt, hat es sich zum klaren Ziel gemacht, Christian Titz als HSV-Trainer abzusägen. Die Kampagne läuft schon lange vor und hinter den Kulissen auf Hochtouren, das 0:5 gegen Regensburg kam da gerade recht, im Derby wird dann nun wohl St. Pauli die Daumen gedrückt. (Quelle: Mopo.de)

Ehrlich jetzt? Ausgerechnet das größte Schweineblatt der Stadt unterstellt dem zweitgrößten eine KAMPAGNE, also eine gezielte Herbeiführung einer Entlassung? Und natürlich lassen es sich die Hofberichterstatter von der KloPo nicht nehmen, auf der Stelle gegen zu steuern.

Klar, der „Trainer-Lehrling“ (BILD) hat Fehler gemacht – wie jeder andere Trainer auch. Er hat es aber auch mit seiner unvergleichlichen Art geschafft, die Fans trotz des Abstieges für die 2. Liga zu mobilisieren, sie wieder hinter die Mannschaft zu stellen. Der HSV lebt!

Titz versucht es wenigstens, richtigen Fußball spielen zu lassen. Das ist wohltuend nach jahrelangem Gebolze im Volkspark. Dass dies angesichts der jüngsten Mannschaft der 2. Liga und der natürlich nicht geplanten schweren Verletzung von Stützpfeiler Gideon Jung auch mal in die Hose geht und Zeit braucht, ist logisch. Dennoch hat der HSV vier Spiele in Folge gewonnen und liegt als Zweiter voll auf Kurs. Diesem Kader ist mit diesem Trainer der Aufstieg weiterhin absolut zuzutrauen. Ich halte ihn sogar für ziemlich wahrscheinlich. (Quelle: Mopo.de)

Junge, ist das peinlich. Da versucht man nun verzweifelt, alles aufzuzählen, was einem auffällt, um den Kooperationspartner Titz am Leben zu halten.

Ein Trainerwechsel würde das zarte Pflänzchen Neuaufbau brutal zertrampeln. Und den Fans würde mit einem neuen x-beliebigen Trainer (Roger Schmidt, puh…) der letzte Glaube an einen neuen, konstanten HSV (mal ohne Chaos!) verloren gehen. (Quelle: Mopo.de)

Ach so, jetzt werden schon Horror-Szenarien erdacht, um die rosa Hüpfer bei der Stange zu halten. Wahnsinn!

Klar. Die BILD hat sie direkt zu Endspielen für Titz erklärt. Macht für ihre Zwecke ja auch Sinn. (Quelle: Mopo.de)

Wow! Der Mann unterstellt also den Kollegen, sie würden den Trainer aus niederen Beweggründen und zum Selbstzweck zum Abschuss freigeben, das ist der Hammer. Und er selbst formuliert als echter 1887er-Fanboy seine Wünsche für seinen Herzensverein, so geht unabhängiger Journalismus:

Insofern wünsche ich mir jetzt einfach vier bis sechs Punkte aus den nächsten beiden Spielen und damit Ruhe im Verein. Auch wenn dass für eine gewisse Kampagne natürlich ganz schlecht wäre.

Ohne Worte, aber der Krieg der Schmierblätter hat definitiv begonnen. Ob nun die lächerliche Mopo gut damit beraten ist, sich mit der mächtigen BILD anzulegen, darf bezweifelt werden, aber irgendwo muss man als sterbendes Blättchen schließlich seine Marktlücken suchen. Ich jedenfalls finde, dass Beides absolut lächerlich und peinlich ist. Weder gehört es zu den Aufgaben eines Journalisten (oder eines Mediums), eine sogenannte Kampagne zu fahren, noch einen hündische Hofberichterstattung abzuliefern.

Als Leser kann man sich auf jeden Fall schon mal das Popcorn zurechtlegen 🙂