Man kann tatsächlich die Uhr danach stellen, oder? Irgendwo auf dem Planeten wagt es jemand, sowas wie berechtigte Zweifel oder gar leise Kritik am (neuen) HSV, seinem Wundertrainer oder seiner Spielweise zu äußern und die selbsternannten Retter werfen sich uneigennützig in den Kugelhagel. Alles, wirklich alles, und sei es noch so faktisch begründet und korrekt recherchiert, wird spontan und empört abgebügelt, ungefähr so, wie Trumps Haus- und Hofsender Fox News and friends Kritik am krankesten Gehirn der Welt abbügelt. Da werden Fakten verdreht, da werden Vergleiche gezogen, die einfach nur lächerlich sind oder da wird schlicht und ergreifend mit dem Argument „Ruhe im Verein“ oder „nun habt doch mal Geduld“ versucht, sich als Retter des Abgestiegen eine eigene Fan-Base zu etablieren.

Denn darum geht es tatsächlich, denn es geht diesen Wegbeißern nicht um den Verein und erst Recht nicht um den Übergangstrainer Titz. Es geht ihnen um sich selbst, um die eigenen Arbeitsplätze, um Beifall vom Hohlvolk. Nirgends geht es einfacher, sich tosenden Beifall zu sichern, als wenn man eine angebliche BILD-Kampagne aufdeckt, Spiele kommentiert und bewertet, die man nicht gesehen haben kann und hysterisch klatscht, wo es nichts zu klatschen gibt. Nennt man dann auf der anderen Seite die Fakten, wie…

Kaderwert: € 54,80 Mio.

Spieleretat: knapp € 30 Mio.

Trainer seit 12.03.2018 im Amt

Folterfußball mit einem Torhüter, der weltweit die meisten Ballkontakte hat

Nicht ein wirklich souveränes Spiel in der 2. Liga

Höchste Heimklatsche in der Geschichte des Vereins (0:5 gegen Jahn Regensburg)

keinerlei finanzieller Spielraum aufgrund der Misswirtschaft der letzten Jahre

Jüngster Kader? Ja, aber all die Jungstars aus der ehemaligen U19 und U23 spielen gar nicht!

…dann wird das mit „weichen“ Argumenten zu entkräften versucht. Nun ja, irgendwie ist es ja immer der gleiche Prozess in Hamburg, denn all diese Phänomene konnte man, in abgeschwächter Form, auch unter Titz‘ Vorgängern beobachten. So wollten welche unter Laptop-Trainer Gisdol unfassbare sportliche Entwicklungen erkannt haben, die es nie gab. Da möchte man bemerkt haben, dass der HSV unter Wettstein „seine Finanzen im Griff habe“, was sich angesichts der Bilanzen der letzten 4 Jahre leider nicht halten lässt. Sportchef Becker hat angeblich einen Wahnsinns-Job gemacht, aber die überbezahlten Blinzen wie Wood, Papadopoulos, Lasogga etc. hat er nicht an den Mann bringen können. Warum fällt eigentlich keiner der rosa Hüpfer über die Perversion, dass man für den ehemaligen € 14 Mio.-Mann Filip Kostic genau € 600.000 Leihgebühr pro Jahr aus der Bundesliga bekommt, während man selbst als Zweitligist € 1,5 Mio. Leihgebühr für Hwang abdrücken muss? Das soll nun eine tolle Leistung sein?

Wie gesagt, absolut jede Verteidigungs-Strategie ließe sich innerhalb von 30 Sekunden in die Tonne treten, weil sie eben ohne jegliche faktische Substanz daherkommt. Darum aber geht es gar nicht, es geht, wie erklärt, gar nicht um den Verein, sondern um die Verteidiger selbst. Denkt denn wirklich jemand, dass all die Linnenbrüggers, Schillers und so weiter all ihren Krempel ernst meinen? Diese Flöten werden, wie immer, ihr Fähnchen in den nächsten Wind halten,  wenn erkennbar ist, dass sich dieser drehen wird. Dann möchte man wieder auf der richtigen Seite stehen und den Fortbestand der eigenen Existenz sicher und nicht den des Vereins.

Gestern wagte es Aufsichtsratsmitglied Jansen, eine Art Stellungnahme abzugeben.

 „Auswärts haben wir sehr professionelle Auftritte, aber zu Hause sind die Leistungen sehr überschaubar. Viel Aufwand, viel Ballbesitz, wenige Torabschlüsse. Da hat man die Lösungen noch nicht so gefunden“

Wow, was für eine hinterhältige Abrechnung mit dem Übungsleiters seines Vertrauens, wie kann Jansen bloß? Wer sowas sagt (natürlich ekelhafterweise der BILD), der hat den Aufsichtsrat nie geliebt. Und kaum gedruckt, kommen die Vereins-Bodyguards angerauscht und verurteilen Marcell Jansen für eine Aussage, die zu 100% richtig ist. Aber garantiert nicht deshalb, weil es die Wahrheit ist, sondern weil zur Zeit gut ankommt, wenn man sich als Verfechter des Glaubens positioniert.

Ich veranstalte heute mal ein kleines Quiz. Frage: Warum vermeidet wohl der Vorstand zur Zeit ein klares Bekenntnis zum Trainer?

Wer die richtige Antwort einschickt, darf einen vierstelligen Betrag spenden. 😀