Am 15.10.2018 gegen 18.38 Uhr verbreitete der HSV über HSV.de folgende Nachricht:

„Der Hamburger SV und Bernhard Peters haben im gegenseitigen Einvernehmen das Arbeitsverhältnis beendet. Seit August 2014 hatte Peters beim HSV die Position des Direktor Sport ausgefüllt, nun folgte nach vier Jahren die einvernehmliche Trennung…“

Soweit, so gut. Trennung, Entlassungen, Abgänge, aufgelöste Verträge, Abfindungen, all das ist beim Hamburger SV nun wirklich nichts Neues, es ist eher der Standard. Standardisiert waren allerdings nicht die zahlreichen entrüsteten Wut-Beiträge von sogenannten „Fans“, die einen Vorgeschmack auf die Reaktionen, die kommen werden, wenn sich der HSV von Wundertrainer Titz trennen wird, erkennen lassen. Wie kann man nur? Der Nachwuchs-Magier, der den HSV endlich wieder in die Spur gebracht hat? Der HSV-Juwelier, der die Jungstars am Volkspark erstmals aus dem Dornröschenschlaf erweckte? Das ist wieder mal typisch Machtmensch Hoffmann, der keine anderen Alphatiere neben sich duldet!  So oder ähnlich gestalteten sich ca. 70% der Äußerungen und sie sind nicht nur oberflächlich, sie sind auch noch faktisch nicht zu belegen und basieren am Ende des Tages auf exakt einer Sache: Die über Monate verbreitete PR-Kampagne der Hamburger Medien, die einem Bernhard Peters einen Adelstitel verleihen wollten und selbst nicht mal wusste, warum eigentlich.

Ich möchte versuchen, das Wirken des Herrn Peters in den letzten 4 Jahren etwas detaillierter zu durchleuchten und fange mit einem (dem) Interview aus dem Hamburger Abendblatt an, von dem einige vermuten, es hätte Latschen-Bernie am Ende den Job gekostet. Aus diesem Interview einige Auszüge, bei denen es eben nicht nur um die damalige Bewerbung für den Vorstand geht.

HA: Wäre Titz schon beim Wechsel von Markus Gisdol zu Bernd Hollerbach die bessere Wahl gewesen?

Peters: In diese Entscheidung war ich nicht involviert. Ich habe Christian Titz hier schon häufiger als Cheftrainer ins Gespräch gebracht, weil ich von seinen Kompetenzen und seinem Stab als Gesamtpaket überzeugt bin.

HA: Warum haben Sie sich nicht durchgesetzt?

Peters: Es waren andere, die die Entscheidungen getroffen haben. Das hatte ich zu respektieren.

Schon aus diesem wenigen Worten kann man erkennen, um was für eine Person und was für einen Charakter es sich bei Peters handelt und exakt das ist der Grund, warum man mit einer solchen Person nicht im Team arbeiten kann. Für die Erfolge lässt er sich feiern, für die Niederlagen sind andere verantwortlich. Wäre ich Bernd Hoffmann, ich hätte bereits an dieser Stelle aufgehorcht.

HA:Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann sucht einen Sportvorstand. Fürchten Sie, dass dieser Manager wieder neue und eigene Vorstellungen mitbringt?

Peters: Ich glaube, der Aufsichtsrat wird die Idee, die ich dazu beigetragen habe, anerkennen. Herr Hoffmann ist ein sehr erfahrener Mann im Sport. Es ist gut, dass er wieder beim HSV Verantwortung übernimmt. Ich bin mit ihm im Austausch, er kennt meine Ansichten.

HA: Das heißt, Sie plädieren für einen Sportvorstand, der übergeordnet arbeitet? Und der Bernhard Peters heißt?

Peters: Wenn es gewünscht ist, bin ich bereit, diese Verantwortung zu übernehmen. Ich glaube, dass es in dieser Konstellation Sinn ergeben kann. Ein Manager, der für ein Bundesligateam zuständig ist, ist im Tagesgeschäft total ausgelastet durch Transferarbeit, Medienarbeit, er muss nah an der Mannschaft und am Trainerstab sein. Dieser Mitarbeiter hat keine Ressourcen mehr, auch noch die Gesamtausrichtung zu entwickeln. Dieses strategisch-mittelfristige Denken ist auf Vorstandsebene notwendig, wenn sich der Sport im HSV entwickeln soll.

(Quelle: https://www.abendblatt.de/sport/article214206103/Bernhard-Peters-Der-HSV-war-ein-Club-ohne-Mut.html)

Nun, die Aussagen sind relativ leicht verständlich und lassen kaum Raum für Interpretationen. Problem war auch weniger die Tatsache, dass ein Mitarbeiter engagiert ist, sondern vielmehr der Zeitpunkt. Das Interview wurde am 05.05.2018 veröffentlicht, wurde also wenige Tage zuvor geführt. Am 05.05.2018 verlor der HSV mit 3:0 in Frankfurt und belegte nach dem vorletzten Spieltag den 17. Tabellenplatz mit 28 Punkten, einzig die Rettung auf den Relegationsplatz wäre noch möglich gewesen. Zu diesem Zeitpunkt öffentlich Politik in eigener Sache zu machen, ist schmutzig und hätte eigentlich zur sofortigen Trennung führen müssen. Führte es aber nicht, weil der HSV kurz vor Saisonende kein Fass aufmachen wollte, weil Hoffmann noch nicht mal Vorstand war und weil die Geschichte vom „HSV-Juwelier“ immer noch Anklang fand. Übrigens: Ein solches Interview muss in der Regel vom Verein autorisiert, also abgenickt werden. Wer auch immer innerhalb des Vereins, sei es nun Pressesprecher Müller oder Mediendirektor Pletz gewesen, dieses Interview zu diesem Zeitpunkt freigegeben hatte, wollte mindestens so viel Politik machen wie Peters selbst oder ist absolut unfähig.

Und dann sollte man sich eine weitere Frage stellen, nämlich die Frage: Warum und mit welchem Ziel wollte jemand beim HSV, der berechtigt ist, derartige Interviews freizugeben, Peters Position stärken und helfen, ihm in den Vorstand zu hieven? Doch wohl in erster Linie, um Becker zu verhindern, oder? Und wenn man Becker verhindert hätte, hätte man Hoffmanns Machtposition geschmälert. Hinter den Kulissen läuft beim HSV immer noch ein Grabenkrieg und derjenigen, der ihn gewinnen will, muss deutliche Entscheidungen treffen.

Nun aber zu den Erfolgen des Herrn Peters in den letzten 4 Jahren, die ja, nimmt man die Reaktionen seiner Fans, überragend gewesen sein müssen. Man sagt ihm nach, dass er es geschafft hätte, den gesamten Nachwuchsbereich zu revolutionieren und in die Erfolgsspur zu führen, aber stimmt das überhaupt? Sind die Nachwuchsteams des HSV erfolgreicher als in den Jahren vor Peters? Nein, sind sie eben nicht! Es gab mal einen absolut lesenswerten Blog von „He leucht“, der sich die Mühe gemacht hatte, die Platzierungen der U-Mannschaften des HSV zu analysieren. Anhand dieser Analyse bricht das Kartenhaus vom „HSV-Juwelier“ relativ schnell in sich zusammen.

http://heluecht.stupid-and-slow.de/platzierungen-der-nachwuchsteams-erfolgsnachweis-fuer-bernhard-peters/

Grundsätzlich: Betrachtet man die Entwicklungen und Platzierungen der Nachwuchsteams, muss man auch die „Nebengeräusche“ berücksichtigen. Zuerst einmal investierte der HSV in den letzten Jahren (lt. SportBild) ca. € 8 Mio. pro Jahr in den Unterbau, das sind Welten von dem, was die direkte Konkurrenz der U-Teams zur Verfügung hat. In der Regionalliga Nord muss sich die U21 des HSV beispielsweise mit Teams vom VfB Lübeck, BSV SW Rehden, SSV Jeddeloh und Lupo Martini Wolfsburg messen, die Hauptkonkurrenten sind Wolfsburg, Hannover, Bremen und St. Pauli, jeweils die zweite Mannschaft. Auch diese Vereine geben nicht annähernd das Geld aus, welches Bernhard Peters zur Verfügung hatte, aktuell liegt die U21 des HSV auf Tabellenplatz 11 mit 17 Punkte aus 14. Spielen, aber dafür sind garantiert andere verantwortlich und nicht Herr Peters.

Gehen wir weiter runter. Die U19 spielt in der A-Bundesliga und liegt zur Zeit hinter RB Leipzig, St. Pauli und Wolfsburg auf Platz 4. Die U17 spielt B-Bundesliga und rangiert auf Platz 5 hinter Hertha, Wolfsburg, Leipzig und Bremen. Die U15 spielt Regionalliga gegen Hannover, Wolfsburg, Bremen, Kiel etc., und ist zur Zeit Zweiter. Die U14 liegt in ihrer Liga hinter Lohbrügger, Concordia, Eintracht Norderstedt auf Platz 4. Dies ist alles ok und im Rahmen, aber es ist eben nicht sensationell und alles überragend, schon gar nicht angesichts des finanziellen Aufwandes.

Nächster Punkt. Ich zitiere aus dem Buch „der Abstieg“ von Daniel Jovanov und Tobias Escher.

So mutiert die Saisonanalyse der Vorstände im InterConti Hotel schnell zur Grundsatzdebatte. Es geht plötzlich auch um Scouting und Nachwuchsarbeit. Der HSV investiert jährlich fünf bis sechs Millionen Euro in die Jugendabteilung.Das Fazit über den Ertrag dieses Aufwandes fällt vernichtend aus. In der Saison 2008/09 beträgt die Spielzeit von selbstausgebildeten Talenten in der Bundesliga ganze elf Minuten. Für Hoffmann, der in Köln und Pennsylvania Betriebswirtschaftslehre studiert hat, sind diese Zahlen ein Beleg des Versagens. Er spricht in diesem Zusammenhang öffentlich sogar von Geldverbrennung. Es ist ein Bereich, den Beiersdorfer verantwortet und der alles andere als effizient funktioniert. Wie so vieles, was der ehemalige Profi selbst macht, denkt Hoffmann. Bei Spielertransfers ist er es, der die Verhandlungen zu Ende bringt. Nicht immer gelingt ihm ein Erfolg, immerhin aber ein Ergebnis. Zeit ist in diesem Geschäft ein hohes Gut. Beiersdorfer nimmt sich viel davon. Für Hoffmann muss es schneller gehen.

Duplizität der Ereignisse, oder? Denn das, was (in Hoffmanns Augen) 2009 passierte, passiert gerade wieder und Hoffmann möchte diesen Fehler möglichst schnell korrigieren. Auch damals betrieb man einen massiven finanziellen Einsatz, auch damals war der Ertrag, wie heute, mehr als mau. Denn die Fakten sprechen für sich. Obwohl die Hamburger Hofberichterstatter nicht müde werden, auf den jüngsten Kader in der zweiten Liga hinzuweisen, sieht Hoffmann, was unter dem Strich steht und allein das zählt. Die hochgezogenen Eigengewächse drücken zwar den Altersschnitt des Kaders publikumswirksam nach unten, aber die Jungs spielen nie. Stattdessen setzt Wundermann Titz auf Allstars und Gesichter des Abstiegs wie Hunt, Holtby und Sakai oder auf Leihspieler wie Hwang oder Mangala, aber die Herren Ambrosius, Kwarteng, Jatta, Pfeiffer, Vagnoman, Knost, Ferati, Opoku, Drawz und Wintzheimer sitzen auf Bank oder Tribüne.

Dabei muss man eines noch bedenken: Die Jungs sollen nicht gegen Bayern, Dortmund oder Leverkusen bestehen, sondern gegen Sandhausen, Bielefeld und Heidenheim, aber scheinbar reicht es nicht mal dafür. Und hatte nicht Bernhard Peters selbst erklärt, er bräuchte zwei oder drei Jahre, dann könnte man die ersten Erfolge bewundern? Nun hatte er vier Jahre, hat in der Zeit € 2,4 Mio. verdient und der Erfolg ist gleich Null. Dies ist die Rechnung, die jemand wie Bernd Hoffmann aufmacht und er macht sie zu recht auf, denn dies sind die Fakten! Die Fakten spielen aber bei den künstlich-euphorisierten Peters-Fans ebenso wenig eine Rolle wie bei den Titz-Fanatikern, denen die Hamburger Sportpresse angebliche Superspiele, taktische Revolutionen und überirdisches Fachverständnis einimpfen wollte.

Moment, kenne wir das nicht von irgendwoher? Aber klar, es gab da doch mal diesen Dukaten-Didi, von dem die Medien das Märchen erzählten, er hätte den Verein reich gemacht. Hätten sie damals schon genauer hingeguckt, wäre ihnen aufgefallen, dass der Mann, der den Verein auf Jahre saniert haben sollte, den Verein mit einem Transferminus von ca. € 11 Mio. (und einer Abfindung) verlassen hatte. Aber so genau wollte keiner hingucken und so genau will auch niemand bei Peters und Titz hingucken. Wer das doch tut, wird niedergebrüllt, aber das kennen wir ebenfalls. Was die angeblich ach so kritische Hamburger Presse immer wieder ignoriert: Mit ihrer hündischen Hofberichterstattung schadet sie dem Verein mehr als mit kritischer aber korrekter Betrachtung. Denn einen Beiersdorfer 2014 hatten eben die Schreiber zu verantworten, die einen Dukaten-Didi erfunden haben, obwohl es ihn nie gab. Ohne das Etikett „Dukaten-Didi“ hätte Beiersdorfer als vermeintlicher „Experte mit Stallgeruch“ nie den Job des Vorstandsvorsitzenden bekommen und dem Verein wäre viel erspart geblieben.

Zum Schluss……

……das Letzte!

Nach drei freien Tagen am Wochenende dürfen die Profis heute erneut die Füße hochlegen. Trainer Christian Titz hat seinen Spielern einen weiteren freien Tag spendiert. Der Grund: Weil viele Nationalspieler erst heute anreisen, wäre ein gemeinschaftliches Training ohnehin nicht möglich gewesen. Am Donnerstag wird wieder im Volkspark trainiert.

Bedeutet: Wundertrainer und Arbeits-Verweigerer Titz lässt in den letzten 6 Tagen insgesamt zweimal trainieren. Die Absteiger fliegen in Kurzurlaube nach Dubai etc., anstatt an den vorhandenen Defiziten zu arbeiten, verdienen aber immer noch nach Bundesliga-Maßstäben (Kaderkosten ca. € 30 Mio. pro Saison)

Ohne Worte! 

feliz cumpleaños, Pelu