Das war’s dann, Big Titz. Seit gestern Nachmittag ist der letzte große Boris Becker-Imitator in Hamburg Geschichte und ich sage dazu: Besser zu spät als nie. Am Ende lebte ein offenkundig überforderter Übungsleiter nur noch von den Rudimenten des künstlichen medialen Hypes und dem unerklärlichen Kult um seine Personen. Mich würde mal interessieren, woran all die hüpfenden „Nikkis“ ihre verbreitete These „Der Trainer identifiziert sich zu 100% mit dem Verein“ festmachen wollen? Ehrlich jetzt, wie kommt ihr darauf? Weil er einmal während eines Spiels einen Pullover mit der Aufschrift „Hamburg“ trug, läuft euch das Wasser aus der Hose? Oder doch eher, weil er im Verlauf seiner Karriere eine immer schlimmer um sich greifende Volkspark-Allergie an den Tag legte, die ihm ein regelmäßiges Training unmöglich machte? Wie in Gottes Namen kommen diese Vollpfosten auf den Gedanken, dass sich ausgerechnet dieser Trainer so unfassbar mit dem Verein identifiziert hatte?

Aber selbst wenn Boris Titz irgendwelche romantischen Gefühle zu seinem Arbeitgeber, welcher ihm in der zweiten Liga ein Gehalt von € 600.000 gewährte, entwickelt hatte, welche Rolle spielt das?

Fakt ist: Die Mannschaft spielt einen beschissenen, unansehnlichen, erfolglosen Fußball

Fakt ist: Die Mannschaft ist so besetzt, dass sie den Rest der Liga mit Ausnahme FC Köln dominieren muss!

Fakt ist: Unter Titz wurde nicht ein Spieler besser, aber viele (Narey, Arp, Ito, Mangala, Hwang) schlechter

Zwischenzeitlich bekam man den Eindruck, dass Titz mehr damit beschäftigt war, seinen Kultstatus bei Fans (immer Autogramme und Selfies, Eis für Trainingskiebitze etc.) auszubauen und sich bei der Presse Liebkind zu machen (Bier für Journalisten, in jeder Dreckssendung auftauchen), als mit der Mannschaft zu arbeiten.

Wann endlich begreifen es die rosa Hüpfer endlich? Nur, weil einer freundlich grinst und sich eine Raute auf den Hintern pinseln lässt, ist er nicht automatisch der bestmögliche Mann für den Verein. Das kann doch nicht so schwer zu kapieren sein. Glaubt ihr denn, dass ein Mourinho oder ein Guardiola von allen geliebt wurde und von allen geliebt werden will? Sicher nicht. Was ich übrigens ganz doll vermisse? All diejenigen, die abfeiern, dass diesmal „nichts nach außen gedrungen“ ist. Das ist doch sonst immer ein Grund, die geniale Arbeit der Vereinsführung abzufeiern, warum diesmal nicht? Vielleicht, weil euch die Meldung diesmal nicht passt, ihr Opfer?

Am Ende seiner Schaffenszeit hatte ich bei Titz mehr und mehr den Eindruck, als wollte er es auf einen Machtkampf ankommen lassen. Frei nach dem Motto „Mal gucken, ob ihr euch traut“ verweigerte er jeglichen Lerneffekt und jede mögliche Trainingseinheit. Er, die Presse und die Fans gegen den Vorstand, wollen wir doch mal gucken, wer weiter pinkeln kann. Warum hat Titz nicht einfach mit Lasogga in der Spitze begonnen, Vagnoman für den dauerschwachen Sakai gebracht und sein belämmertes Torwartspiel unterbunden? Der Dank der Fans wäre ihm sicher gewesen und seine Argumente wären ihm auch gegenüber seinen Vorgesetzten nicht so schnell ausgegangen. Titz aber agierte nach dem Gedanken „Ihr könnt mich mal“ und jetzt kann er, nämlich sich einen neuen Job suchen.

Dem Vorstand unter Bernd Hoffmann muss man an dieser Stelle Respekt zollen, denn populär ist diese Maßnahme sicher nicht. Die Tatsache, dass sie die Entlassung von Titz ebenso konsequent durchziehen wie die überfällige Entlassung von Peters (von dem übrigens keine Sau mehr spricht), ist zu 100% richtig, will man

  1. die Saisonziele nicht noch drastischer gefährden und
  2. dem Verein ein neues Gesicht geben

Als nächstes muss man dann wohl doch mal ein Gespräch mit Herrn Arp führen, denn der scheint aus seinen Fehler nicht lernen zu wollen.

Und natürlich, weil es sich gehört:

Herzlich willkommen in Hamburg, Hannes Wolf. (für B.K.)

Und jetzt stellt euch mal vor……

…ihr hätte für jedes Mal, wo ich in den letzten 6 Jahren richtig gelegen habe, € 5 spenden müssen. Dann könnte ich mich jetzt zur Ruhe setzen 🙂