In den USA stehen wir 10 Tage vor den richtungs- und zukunftsweisenden midterm elections, in Hamburg sind wir bereits einen Schritt weiter, denn es ist der Herbst der Kampagnen. Und wie immer in solch unruhigen Zeiten geht es am Ende darum, wer besser manipulieren und wer noch besser heucheln kann. Wir erinnern uns, oder? Vor wenigen Wochen versuchten die glorreiche Morgenpost und das göttliche Abendblatt im Zusammenspiel einen Krieg der Blätter vom Zaun zu brechen, um den Kollegen von der nicht minder geilen BILD eine (Hetz)-Kampagne gegen Wundertrainer und Liebesbrief-Schreiber Titz anzudichten. Natürlich erbringt man seitens der Journalisten-Simulanten keine Beweis oder Ähnliches, aber zumindest schafft man es, das gemein Volk aufzuwiegeln.

Eine Zeitung mit vier Buchstaben, die nicht MOPO heißt, hat es sich zum klaren Ziel gemacht, Christian Titz als HSV-Trainer abzusägen. Die Kampagne läuft schon lange vor und hinter den Kulissen auf Hochtouren, das 0:5 gegen Regensburg kam da gerade recht, im Derby wird dann nun wohl St. Pauli die Daumen gedrückt. (Quelle: Mopo.de)

Dass nach dem dritten Spiel in Folge ohne Sieg und ohne Tor nicht jeder Kritiker so schnell zufriedengestellt werden kann, dürfte Trainer Titz spätestens nach der Lektüre der „Bild“-Zeitung am Morgen klar gewesen sein. „Jetzt letzte Chance für Titz?“, hatte die Boulevardzeitung getitelt – und damit den roten Faden der Berichterstattung der vergangenen Tage konsequent aufgenommen. (Quelle: Abendblatt.de)

Natürlich kann man sich fragen, warum sich die Pulitzer-Preisträger bemüssigt fühlen, sich so derart für einen Übungsleiter ins Zeug zu legen. Der HSV ist bekannt dafür, dass man im Schnitt alle 14 Monate (so ungefähr) den Trainer wechselt und eine solche Verteidigungsstrategie habe ich noch nie beobachten dürfen. Liegt es daran, dass Titz überirdisch schönen und erfolgreichen Fußball hat spielen lassen? Wohl kaum. Oder war es vielleicht das Freibier im Anschluss an eine dieser gähnend langweiligen Pressekonferenzen? Ach Quatsch, die Plörre war eh alkoholfrei. Vielleicht war es ja die Tatsache, dass Titz um kein Mikrophon und keine noch so unwichtige Sendung einen Bogen machen konnte? Mitnichten. Das Engagement der Schreiber und ihrer Arbeitgeber hat nur einen einzigen Grund: Man möchte beim Volk beliebt sein, denn wer beim Volk beliebt ist, der verkauft.

Und so einigt man sich darauf, einen durchschnittlich erfolgreichen und begabten Übungsleiter zur Ikone zu basteln. Der Mann ist „beliebt“, der Mann ist „innovativ“, der Mann ist „bescheiden“ und so weiter und so weiter. Die Tatsache, dass sich die von ihm betreute Mannschaft nicht vor- sondern zurückentwickelt, ignoriert man. Würde ja auch nur stören, wenn man erkennen würde, dass die Spiele immer mühsamer werden, dass die hochgezogenen Youngster gar nicht spielen, dass die neu hinzugekommenen Akteure nicht besser, sondern rapide schlechter werden. Das alles bei einem Bundesliga-Etat und einem ständig gut gefüllten Stadion.

Ich schwenke einmal abrupt um. Was wollte man in Hamburg eigentlich all die Jahre haben? Wollte man nicht sportlich und wirtschaftlich Verantwortliche, die unabhängig und vor allem unabhängig von Medien und Mainstream entscheiden? Wollte man nicht endlich einmal einen Vorstand, der eben nicht danach handelt, was die Medien und die Fans wollen, sondern der macht, was er für das Beste hält? Wollte man nicht endlich einmal verhindern, dass dem Verein Spieler wie van der Vaart und Olic reingesungen werden? Wollte man nicht endlich einmal, dass Entscheidungen dann getroffen werden, wenn es notwendig ist und nicht dann, wenn es zu spät ist? Nun hat man diesen Vorstand und was machen die von den Medien aufgestachelten Vollpfosten?

Irgendwie fühle ich mich an meine glückliche Kindheit erinnert, denn auch da wollte niemand mehr mit mir in der Sandkiste spielen, wenn ich ihm vorher die kleine rote Schaufel geklaut hatte. Dabei macht der Vorstand doch endlich einmal das, was man all die Jahre von einem Vorstand erwartet hatte und nicht bekam. Emanzipierung von Kühne, Trennung von Spalter Peters, dessen Bilanz nach 4 Jahren und insgesamt € 32 Mio. im Nachwuchsbereich außerordentlich dünn ist und nun die rechtzeitige Trennung von Wundertrainer Titz, der bei genauem Hinsehen kein Wundertrainer ist.

Und wenn wir mit den Heuchlern anfangen, wollen wir doch auch mit den Heuchlern aufhören. Denn diejenigen, die noch vor wenigen Wochen ihren Kollegen von der anderen Zeitung mit den vier Buchstaben eine oberfiese Hetzkampagne gegen Titz unterstellen wollten und zu diesem Zweck unbewiesene Geschichten wie die von der eingeforderten Bevorzugung in die Welt setzten, die Vögel fahren jetzt selbst eine Kampagne, diesmal allerdings gegen den Vorstand. Das ist natürlich viel besser, viel fairer und absolut in Ordnung. Und es ist natürlich purer Zufall, dass man mit dieser Stimmungsmache genau ins Ohr des Pöbels trifft.

Ich möchte an dieser Stelle einmal (mehr) den schlimmsten Lügner, Blender und Geschichtenerzähler im Umfeld des HSV zitieren und da es davon viele gibt, will das etwas heißen:

Sie protestieren damit allerdings nicht gegen den neuen Trainer, sondern für den alten, dessen viel diskutierte Entlassung vor allem einem angelastet wird: Vorstandsboss Bernd Hoffmann. Der hatte intern schon länger keinen Hehl daraus gemacht, dass Titz nicht seine Wunschlösung sei. (Quelle: Münchhausen)

Und genau dafür hätte ich doch zu gern einen Beweis. Was heißt denn hier bitte „intern“? Wo ist die Quelle für eine derart dreiste Behauptung? Die Titzianer interessiert das alles natürlich nicht, wie es diese Leute nie interessiert, wenn ihnen die transportierte Meldung in den Kram passt. Hinzu kommt, dass dieses Brechmittel gerade dabei ist, wiederum „interne“ Meinungen unter die Leute zu verbreiten, nach denen innerhalb des Vereins angeblich sogar gegen Hoffmann rebelliert werden soll, weil er dort mit eisernem Besen fegt. Woher solche angeblichen Informationen wohl kommen können? Doch wohl nur von Personen, die von der notwendigen Säuberungsaktion betroffen sind und hier fällt mir tüt tüt sofort jemand ein.

Ein letztes Wort zu diesem unendlich hohlen Transparent, das in seiner Dämlichkeit nur noch von Kreuzen auf dem Trainingsplatz übertroffen wird.

Wie oft hatte ich mir Meinungsäußerungen dieser Art in Richtung des finalen Totengräbers Dietmar Beiersdorfer gewünscht. Aber gab es sowas jemals? Pustekuchen. Weil – „Didi“ war ja so beliebt. Didi war ja im Verlaufe der HSV-Geschichte vom Boulevard zum „Dukaten-Didi“ gekrönt worden. Didi hatte ja auch immer alles so gemacht, Transfers getätigt, dummes Zeug gestottert, was den Vollpfosten gefiel. Und was passiert, wenn sich eine Vereinsführung daran orientiert, was beliebt macht und nicht daran, was richtig ist, haben wir in den letzten 8 Jahren gesehen.

Grundsätzlich eine Frage an die Kampagnen-Medien:

Wo seid ihr gewesen, mit euren Verschwörungstheorien und euren Unterstellungen und Vermutungen, als Beiersdorfer diesen Verein beerdigte? Diese Frage kann man übrigens ungefiltert an die Plakatmaler weiterleiten !

Wäre ich Hoffmann oder Becker, ich würde all das, was gerade medial passiert, genauestens abspeichern und mir genau merken, wer wann welches Spielchen spielt. Die sogenannten Fans mit ihren Titz-Parolen oder Titz-Plakaten raffen natürlich wieder mal nicht, dass sie instrumentalisiert werden. Aber die raffen bekanntlich eh nicht viel.