Was ist eigentlich in den letzten Wochen so passiert beim HSV? Zuerst einmal hat man den Trainer gefeuert und der Aufschrei der Ahnungslosen war laut. Dabei war die Aktion als solche mehr als gerechtfertigt und zu diesem Zeitpunkt absolut richtig. Denn diejenigen, die sich nicht vom medialen Hype um „Big“ Titz hatten blenden lassen, hatten längst bemerkt, dass sich die Mannschaft nicht vor, sondern zurück entwickelte. Überproportional gute Auftritte hatten nur noch die die Herren von der Mopo und dem Abendblatt gesehen und eben diejenigen, die diesem Quatsch aus Ermangelung an eigener Ahnung folgten. Umso „witziger“ natürlich, dass es ausgerechnet die Titz-Supporter unter den Schmierlappen waren, die binnen Sekundenfrist die Pferde im Galopp und zum neuen Trainer Wolf wechselten. Das Gleiche Phänomen bei den rosa „Nikkis“, auch bei denen redet niemand mehr von Mr. Coaching Zone.

Der Umstand, dass sich Hoffmann und Becker vom zu erwartenden Shitstorm nicht von ihrer Linie abbringen lassen, fordert Respekt, denn all die Jahre zuvor war es anders, auch unter Hoffmann übrigens. Bedauerlich, dass man dann solche Auswüchse ertragen muss, aber steigt der HSV am Ende der Saison auf, werden die gleichen Trottel Transparente mit „Bernd Hoffmann, bester Mann“ malen.

Die darauffolgende Moderation der Entlassung von Wundertrainer Titz wurde ebenfalls ungewohnt professionell erledigt, man merkt schnell, dass sich Hoffmann und Becker einig sind und sich abstimmen. Auch die Art und Weise, wie Neu-Trainer Wolf die Spiele kommentiert, die Arbeit seines Vorgängers lobt und auf die Bremse tritt, ist clever. Wolf selbst hat mit drei Siegen am Stück natürlich einen Start nach Maß hingelegt, aber viel wichtiger ist die Art und Weise seines Auftritts. Weg von der nervigen Selbstgefälligkeit des Herrn Titz, hin zu nüchternen norddeutschen Betrachtungsweise, die aufkommende Spinnereien im Keim erstickt. Weiter so.

Man sieht irgendwie, dass sich beim HSV tatsächlich etwas bewegt, wenn auch vorerst mehrheitlich außerhalb des Platzes. Obwohl die eigene mediale Darstellung immer noch amateurhaft und peinlich gewollt erscheint, wandelt sich der Verein langsam aber sicher. Wenn man jetzt noch realisiert, mit wem man was machen kann, wäre eine Menge gewonnen.

Auf dem Platz hat sich noch nicht wirklich viel geändert, aber das liegt auch daran, weil Wolf zu Beginn seiner Tätigkeit erstmal Punkte holen und dann eventuell personelle Veränderungen vornehmen muss. Dennoch – irgendwann muss sich der Trainer Gedanken darüber machen, ob Spieler wie Holtby und Sakai eine Verstärkung oder doch eher eine Belastung darstellen, denn besonders die letzten Auftritt von Lewis Harry waren, auch angesichts seiner Erfahrung und seines Gehalt, eine Frechheit.

Läuft die Saison so weiter, wird sich der sofortige Wiederaufstieg kaum verhindern lassen, doch dann wird die eigentliche Arbeit erst beginnen. Der Kader, ohne die ausgeliehenen Mangala, Lacroix und Hwang ist kaum tauglich für die zweite Liga und würde in dieser Zusammensetzung in der Bundesliga Tasmania Berlin Konkurrenz machen. Allerdings ist für Verstärkungen kein Geld da, Schulden müssen bedient und die Fan-Anleihe zurückgezahlt werden. Wenn man mich heute, im November 2018, fragen würde, würde ich fast darauf wetten, dass man im Mai nächsten Jahres anfangen wird, mehr als die 24,9% der AG-Anteile zu veräußern.

Doch davor kommt noch die Wahl des e.V.-Präsidenten und wenn ein erklärter Hoffmann-Gegner diese Wahl gewinnt, kann alles mit einem Schlag vorbei sein.

Schaun wir mal….