WAHL DES PRÄSIDENTEN DES HSV E.V.

DER BEIRAT SCHLIESST DIE BEWERBERLISTE AM 30. NOVEMBER 2018.

In der am 2. November 2018 erschienenen Ausgabe des offiziellen Vereinsmagazins HSVlive hat der Verein fristgerecht zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Diese findet am 19. Januar 2019 ab 11 Uhr in der edel-optics.de Arena in Hamburg-Wilhelmsburg statt. Die gesamte Einladung ist hier einzusehen.

Bei der Versammlung steht unter anderem die Wahl eines neuen Präsidenten auf der Tagesordnung. Wahlvorschläge zur Nachwahl des Präsidenten werden satzungsgemäß vom Beirat an die Mitgliederversammlung gegeben. In diesem Zusammenhang gibt der Beirat bekannt, dass er die Liste für die Bewerbungen zur Nachwahl des Präsidenten zum 30. November 2018 schließen wird. Im Anschluss sichtet der Beirat alle Bewerbungen und veröffentlicht im Rahmen der entsprechenden Fristen seine Vorschläge an die Mitglieder.

Soweit, so gut. Nach Bernd Hoffmanns „Aufstieg“ vom e.V.-Präsidenten (Ehrenamt) zum Vorstandsvorsitzender der HSV Fußball AG (nett bezahlt) muss das Vakuum an der Spitze des Gesamt-Vereins gefüllt werden, wobei der neue Präsident die Rudimente des „Team Hoffmann“ (Moritz Schaefer, Thomas Schulz) übernehmen muss. Was bei Trainer-Entlassungen üblich ist, nämlich das gesamte Funktionsteam zu feuern, ist beim e.V. weder angedacht noch wird es praktiziert. Das, worauf ich aber eigentlich hinaus will, ist der letzte Satz der Verlautbarung des Vereins.

Im Anschluss sichtet der Beirat alle Bewerbungen und veröffentlicht im Rahmen der entsprechenden Fristen seine Vorschläge an die Mitglieder.

Was bedeutet das? Nun, es bedeutet, dass der Beirat des e.V. eine Vorauswahl treffen wird (es soll sich angeblich um zwei oder maximal drei Kandidaten handeln), die dieser Rat dann zur Wahl am 19. Januar zulassen möchte, was meiner Auffassung nach einige Frage aufwirft. Zuerst einmal – warum eigentlich? Warum sollen nicht alle 7-15 Kandidaten die Chance erhalten, sich einem demokratischen Prozess zu unterwerfen und sich zur Wahl stellen zu dürfen? Wer in diesem fünfköpfigen Rat hält sich eigentlich für kompetent genug, die Selektion durchzuführen und am Ende zu erklären? Das finde ich wirklich spannend, nämlich die anschließenden Erklärungen und Begründungen für die Ablehnung von ca. 10 Mitgliedern, die Spaß an einem unbezahlten Ehrenamt haben.

Was da wohl alles auf uns zukommen wird? Herr Höper darf nicht, aber Herr Hartmann darf. Warum? Geht es nach Vereinszugehörigkeit oder Lebensalter? Geht es nach Einkommen oder Höhe der Rentenbezüge? Wie will man erklären, dass man das eine Mitglied für eine Kandidatur eines Ehrenamtes ausschließen und das andere zulassen möchte? Das kann spannend werden, aber eigentlich weiß doch jeder, worum es wirklich geht. Denn die Selektion der „Heiligen Drei“ wird bereits darauf schließen lassen, wie sich der Beirat die Zusammenarbeit des Aufsichtsrats (in dem der e.V. Präsident eines von 6 Mitgliedern sein wird) mit dem Vorstand unter Bernd Hoffmann in Zukunft vorstellt/wünscht. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an die Aussage des Beiratsvorsitzenden Wendt:

Wahrscheinlich wünscht sich Herr Hoffmann, dass ein Kandidat nicht nur zu den Vizepräsidenten passt, sondern vor allem zu ihm. Aber da muss ich ihn enttäuschen. Das ist kein Kriterium für den Beirat.“

Wenn man ganz ehrlich ist, war diese Aussage bereits ein Fall für den Ehrenrat, denn der Beirat ist eigentlich der Neutralität verpflichtet und sollte Kandidaten nicht danach selektieren, ob sie einem Mitglied des Beirates aus politischen Gründen nun besser in den Kram passt oder nicht. Oder sehen wir alle das vielleicht ganz falsch? Am 15.10.2013 schrieb Kai Schiller in einem Abendblatt-Artikel:

AB: Könnte dieser Beirat, der aus dem Ehrenratsvorsitzenden, dem Amateurvorstand, dem Supporterschef sowie vier weiteren, selbst zu suchenden Ehrenmitgliedern besteht, auch eine Gefahr darstellen?

Prigge: Man muss sich dessen bewusst sein, dass hier eine Machtverlagerung stattfinden würde. Während bislang immer die Wahl des Aufsichtsrats hohe Wellen geschlagen hat, würden bei der HSVPlus-Struktur die Wahlen der Vorsitzenden des Ehrenrats, der Amateure und der Supporters eine größere Bedeutung bekommen. Diese drei dürften ja nicht nur vier weitere Mitglieder für den Beirat und geeignete Kandidaten für das Präsidium aussuchen, sie dürften zudem fünf der acht Mitglieder der Hauptversammlung bestimmen, die wiederum für die Bestellung des Aufsichtsrats zuständig ist. Der Beirat wäre das neue Machtzentrum des HSV…

(Stefan Prigge, Professor an der HSBA Hamburg School of Business Administration)

Das hatten wohl einige vergessen, aber das wird nun erneut wichtig. Aber unabhängig davon, was der Beirat nun darf oder nicht, ist dies für meine Begriffe eine endgültige Beerdigung der demokratischen Abläufe eines Vereins (nicht einer Fußball AG). Und man soll mir doch bitte nicht erzählen, dass die Präsentation von 10 oder mehr Kandidaten den Rahmen der Mitgliederversammlung sprengen würde. Ich war als Mitglied bei einigen Versammlungen anwesend, bei denen es um die Wahl von Aufsichtsräten ging und das waren auch kaum weniger. Und was soll eigentlich „Hoffmann-Befürworter“ bzw. „Hoffmann-Gegner“ heißen? Die vorrangigste Aufgabe des Präsidenten des Hamburger Sportverein e.V. ist nicht die Einengung oder die kritiklose Unterstützung des Vorstandsvorsitzenden. Jemand, der sich sowas auf die Fahne geschrieben hat, dürfte in der Tat nicht zur Wahl zugelassen werden.

Nein, die (Vor)-Auswahl der Kandidaten lässt am Ende des Tages auf die politische Gesinnung der Beirats-Mitglieder schließen und sowas sollte eigentlich nicht mal beim HSV möglich sein.

Ein Satz zum gestrigen Spiel:

Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wann Trainer Wolf wohl Holtby einwechseln würde…

https://www.youtube.com/watch?v=_FALV54RH18