Ganz ehrlich, ich habe nichts gegen Fans. Wie könnte ich auch, schließlich war ich knapp 40 Jahre selbst einer. Ich habe an all diese Dinge wie Vereinstreue, Aufrichtigkeit und Ehre geglaubt und ich musste (für mich!!!) realisieren, dass man mich all die Jahre beschissen hatte. Im Zusammenspiel mit den Medien, die ebenfalls von der ganzen Show leben, wird dem zahlenden Zuschauer, dem Dauerkarten-Inhaber, dem 12-Jährigen mit Fan-Schal eine Welt vorgegaukelt, die schlicht und ergreifend nicht existiert. Da werden Spieler zu Vereins-Ikonen gebastelt, die beim erstbesten Angebot in die nächste Stadt weiterziehen, Rechtsverteidiger küssen das Vereinswappen, um 3 Wochen später für einen anderen Verein zu jubeln. Ähnlich verlogen geht es in den Manager-Büros und in den Vorstandsetagen zu. Das, was gestern quasi unter Eid geschworen wurde, ist morgen das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde. Wer diesen Blog, die frühere Kolumne von Daniel Jovanov verfolgt und die Bücher „Football Leaks“ und „der Abstieg“ nicht nur gelesen, sondern auch verstanden hat, weiß, wovon ich rede.

Dennoch lassen sich Hundertausende, wenn nicht Millionen jede Woche wieder verarschen, kaufen Trikots, Dauerkarten und SKY-Abos. Erwachsene Menschen. Ärzte, Anwälte, Unternehmer. Ich frage mich dann immer: „Haben die nichts Besseres zu tun? Wollen die nicht sehen, dass sie verarscht werden? Oder akzeptieren sie die Verarsche und nehmen sie als Teil der Show hin?“ Keine Ahnung, ich jedenfalls bin nicht mehr gewillt, dieses miese Spiel mitzumachen. Mein Fan-Dasein war davon bestimmt, dass ich damals tatsächlich daran geglaubt habe, vielleicht war ich komplett blind. Aber spätestens seit 2012 bin ich aufgewacht und seit 2014 habe ich endgültig verstanden. Ich habe seit damals an zig „informellen“ Gesprächen teilgenommen und habe Details gehört, die die Leute in der Nordkurve nicht hören sollten, wahrscheinlich wollen sie es gar nicht hören, denn es würde ihnen die letzte Illusion rauben.

Ich habe von schmutzigen Deals gehört, von der Veruntreuung von Millionenbeträgen. Ich habe gehört, wie Spieler den Verein vergewaltigt haben, wie nahezu unbeteiligte Berater Millionen für nichts kassiert haben. Ich habe gehört, dass in diesem Verein, bis auf ganz wenige Ausnahmen, absolut jeder mitkassiert hat und heute wundern sich alle, wo all die Kohle abgeblieben ist. Ich habe gehört, wie man hinter den Kulissen intrigiert und wie Gremien wie Vorstand und Aufsichtsrat sich gegenseitig anscheißen, damit man einer anderen Person via Medien einen verpassen kann. Ich habe Blogger erlebt, die von Trainingseinheiten berichtet haben, bei denen sie gar nicht anwesend waren, weil sie sich per sms von Trainingsrentner informieren ließen. Ich habe in all den Jahren exakt zwei aufrichtige Journalisten kennenlernen dürfen, der Rest ist Müll.

Und nun lese ich heute dies:

Sven: Es bleibt unser HSV, ganz egal in welcher Liga. Aber ich kann mich nur schwer mit den Rahmenbedingungen anfreunden. Die frühen Anstoßzeiten, ein Spieltag über insgesamt vier Wochentage verteilt – das ist nicht meine Welt. Für mich bleibt Fußball als Samstag, 15.30 Uhr implementiert, da bin ich Nostalgiker. Ich habe eine Dauerkarte, muss aber zum Heimspiel pro Strecke über 100 Kilometer zurücklegen, da schaffe ich die Anstoßzeiten am Freitag oder Montag oftmals gar nicht. Auch deshalb müssen wir bitte direkt wieder hoch. Aber derzeit sieht es ja ganz gut aus.

Sven: Es macht natürlich auch vor allem deshalb so viel Spaß, weil die Unterstützung durch die Fans weiterhin erstklassig ist. Wo gibt es denn das alles: Mitgliederrekord, europaweit der größte Zuschauerschnitt aller Zweitligisten, die Menschen kommen wieder gerne ins Volksparkstadion – wer hätte das erwartet? Das macht den HSV einfach aus.

Herr Wendt: Der einzige Titel, den wir die letzten 30 Jahre vor uns hergeschoben haben, war der, dass wir der Dino sind. Den haben wir nun verloren, aber deshalb sind wir ja trotzdem immer noch der geilste Club. Und es ist ja auch keine Frage, dass wir zurückkommen.

https://www.hsv.de/news/meldungen/allgemein/dezember-2018/abschlach-interview-dieser-augenblick-hat-den-gesamte/

BLA BLA BLA

Wenn ich dieses lächerlich PR-Geschafel höre, könnte ich brechen. Diese talentfreien Clowns wären, genau wie dieser dröge Dumpf-Kasper auf dem Kran zusammen mit diesem unsäglichen „Pape“, ohne diesen Verein absolut unbekannt und würden mit großer Wahrscheinlichkeit auf Abi-Feiern trällern. Aber die haben den HSV als ihre Chance erkannt, zu Popularität und somit zu Kohle zu kommen und dann positioniert man sich halt als Ober-Fan und äußert sich entsprechend. Auch diese Vögel gehören zur „Industry“ und somit zur billigen Show dazu. Und das Traurige ist:

Es gibt immer noch erwachsene Menschen, die nach Beiersdorfer, Struth, Kühne, Hoffmann, Jansen, Hilke, Wettstein, Auto-Politur, Ost-Immobilien, Jutesäcken, verlorenen Rucksäcken, zweckentfremdeten Fan-Anleihen, nahenden Insolvenzen und leeren Konten diese ganze Kacke immer noch glauben.