Warum nur erinnern mich die drei Kandidaten jeden Tag ein Stückchen mehr an „die 3 von der Tankstelle“? Ich möchte mir an dieser Stelle einmal den dauergrinsenden, „erfolgreichen Unternehmer“ Marcell Jansen vornehmen, aus dem einen Grund: Niemand kann mir erklären, warum Jansen vom Beirat überhaupt zu gelassen wurde, während oberflächlich betrachtet deutlich qualifizierte Kandidaten wie Ferslev oder Sattlmeier keine Zulassung erhielten oder anders ausgedrückt – was kann Jansen eigentlich, außer als Steigbügelhalter für Bernd Hoffmann zu dienen? Ich habe mir aus den aktuell vorliegenden Aussagen einige entscheidende Passage gesucht und werde sie kommentieren.

Marcell JansenFür mich ist unter anderem entscheidend, dass der kommende HSV-Präsident Sportkompetenz mitbringen muss. Nur durch den sportlichen Erfolg können die finanziellen Probleme der HSV AG gelöst werden.

Hierzu zwei Punkte. 1. Marcell Jansen sitzt bereits im Aufsichtsrat und kann dort als normales Mitglied all seine Sportkompetenz ungehindert einbringen. Um dies zu tun, muss er kein e.V. Präsident sein. 2. Hatten wir nicht im Aufsichtsrat zur Zeit von Dietmar Beiersdorfer schon zwei sport-kompetente Ex-Profis (Nogly und von Heesen), die deutlich erfahrener als Jansen waren? Und wo genau hat deren Sportkompetenz den Verein geführt? Außerdem kann Jansen auch als „normales“ Aufsichtsratsmitglied seine Stimme für den e.V. erheben, daran hindern ihn niemand, aber dafür muss er kein Präsident sein. 

Jansen: Ich verstehe sowieso die ständigen Diskussionen um einzelne Personen nicht. Das ist eine Krankheit, die aufhören muss. Die Wunden der Vergangenheit lassen sich nur mit einer vernünftigen inhaltlichen Arbeit, mit Lösungen heilen, nicht mit Worst-Case-Szenarien. Das funktioniert nur dann, wenn man die richtigen Schritte einleitet. Dazu hat Bernd Hoffmann einen guten Teil dazu beigetragen.

Genau, es ist alles bestens. Hoffmann macht einen hervorragenden Job und wird in Zukunft vom e.V. Präsidenten Jansen vorbehaltlos unterstützt. Dieses Szenario („Die Herzkammer des Vereins“) erwartet sowohl den e.V. wie auch die AG und wer das möchte, sollte Jansen wählen. Wer möchte, dass ein Aufsichtsrat seine Funktion erfüllt und den Vorstand nicht nur berät, sondern auch kontrolliert, sollte dringend nachdenken, denn das wird nicht passieren. 

Jansen: Ich sehe es so, dass der aktuelle Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat aus den beschränkten Möglichkeiten für den Moment an vielen Stellen das Maximum herausgeholt hat.

Erneut. Alles läuft hervorragend. Der aktuelle Vorstand aus Hoffmann und Wettstein macht das alles phantastisch. Noch deutlicher kann man seine zukünftige Rolle als Chef-Abnicker nicht formulieren.

Jansen: Früher saßen beim HSV viele Leute in Gremien und haben am Ende keine einheitliche Entscheidung getroffen, um den HSV so auszurichten, dass er eine gewisse Stabilität hat. Da überwog aber nur wirtschaftliches Know-how. Jetzt sehen wir, wo der HSV heute steht.

Genau. Wirtschaftliches know-how durch Steuerberater, Schauspieler und Versicherungsangestellte. Und zuletzt, wie bereits erwähnt, sportliches know-how durch die Herren von Heesen und Nogly. Reden sie doch keinen Käse, Herr Jansen. 

Jansen: […] .. Dabei halte ich es für erforderlich, dass sich der HSV e.V. künftig mit der Kompetenz einbringt, Entscheidungen im sportlichen Bereich beurteilen, bewerten und begleiten zu können. Richtige Entscheidungen auf sportlicher Ebene werden für unsere Zukunft ein entscheidender Schlüssel sein. Außerdem möchte ich mit meinen Ansätzen und innovativen Impulsen die handelnden Personen unterstützen, um den HSV e.V. weiterhin wettbewerbs- und zukunftsfähig aufzustellen. Mit meinem Netzwerk werde ich positive Entwicklungen fördern.

Richtige Entscheidungen auf sportlicher Ebene werden vom Trainer, vom Kaderplaner und vom Sportchef getroffen, aber garantiert nicht vom e.V. Präsidenten. Und, bei aller Liebe, wenn ich die Luft-Phrasen Ansätze, innovative Impulse und Netzwerk lese, fällt mir das Essen aus dem Gesicht. Deshalb nochmal die Frage: Was genau befähigt Marcell Jansen für den (ehrenamtlichen) Job des Präsidenten? Nichts. Wer ihn wählt, wählt Bernd Hoffmann. Oder noch schlimmer – er wählt den Alleinherrscher Bernd Hoffmann. Wer dies möchte, bitte. Zum Thema Hoffmann hätte ich dann noch einen. 

Zu Erklärung: Es geht hier um den Antrag des SC, welcher sicherstellen soll, dass eine Satzungsänderung den ungehinderten Verkauf von mehr als 24,9% der AG-Anteile verhindert. Bisher war dies lediglich ein Gentlemens Agreement zwischen AG und Präsidium. Hoffmann hatte seinerzeit (Febr. 2018) zugesagt, diese Satzungsänderung unverzüglich umzusetzen, hat es aber knapp ein Jahr später nicht geschafft. Der Antrag des SC ist nun nicht anders zu interpretieren als ein Mißtrauensvotum gegenüber einem Vorstandsvorsitzenden, der sein Wort nicht hält. Und mit Jansens Unterstützung soll dieses Verhalten zementiert werden? 

Machen wir uns doch nichts vor: Wer Jansen wählt, wählt nicht Jansen, weil er von ihm überzeugt ist. Er wählt Jansen, damit kein Anderer Präsident des HSV e.V. wird. 

Lustige Randnotiz – drei Tage vor der Wahl findet eine Hauptversammlung der Aktionäre statt, an der auch der aktuelle Aufsichtsrat der AG teilnimmt. Anschließend kann man dann wohl von einer Stellungnahme Kühnes ausgehen.

Netzwerk, Stallgeruch, Vermarktungsmöglichkeiten. Sorry, aber ich fühle mich ins Jahr 2014 zurück gebeamt. Und wohin das Jahr 2014 den HSV geführt hat, können wir jeden Tag bewundern.