Nun ja, es war ja eigentlich auch deutlich genug, oder? Wenn jemand, der sich eigentlich für ein unbezahltes Ehrenamt bewirbt, bei dem sein vorrangiges Interesse eigentlich dem Breiten- und Hobbysport gelten sollte, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht, bereits vor der Wahl ins sogenannte operative Geschäft einzumischen, in dem er nichts verloren hat, dann schrillen bei einigen „Operativen“ die Alarmglocken. Zu recht. So nun auch beim Sportchef himself, denn Ralf Becker hat (endlich reagiert).

Natürlich hat Becker auch im 2500 Kilometer entfernten La Manga mitbekommen, dass der Wahlkampf um die Präsidentschaft in der Heimat die entscheidende Phase erreicht hat. Und nicht weniger hat Becker wahrgenommen, dass Kandidat Marcell Jansen, mit dem er in den vergangenen Monaten häufiger als Aufsichtsrat Gespräche führte, immer offener formuliert, im Falle eines Wahlsiegs ein gewichtiges Wörtchen im sportlichen Bereich mitreden zu wollen. „Beim HSV gibt es ganz klar definierte Abläufe“, entgegnet nun Becker. „Operative Entscheidungen trifft der Vorstand.“

Was war der Hintergrund? Unter anderem dies:

Jansen (33) hatte in der „Sport Bild“ angekündigt, sich stärker in die sportlichen Belange einmischen zu wollen, sich beispielsweise nach einem Wahlsieg mit Chefscout Johannes Spors treffen zu wollen, um diesem seine Einschätzungen zu möglichen Transfers zu geben. (Quelle: Abendblatt.de)

Zumindest ich frage mich beim Lesen solcher Zeilen immer wieder: Was denkt Jansen eigentlich, wer er ist? Nur, weil er mal selbst gebolzt hat, empfindet er sich nun als Deutschlands letzte Instanz zur Talentbewertung? Er, bei dem seine Berater seine Verträge ausgehandelt haben, weiß nun plötzlich besser als jeder andere, wie das (Fußball)-Geschäft funktioniert? Einen Dreck weiß der Kasper, der nur zum richtigen (Hoffmann)-Zeitpunkt am richtigen Ort war. Deshalb fühlte sich der sportlich-Verantwortliche Becker nun auch genötigt, Jansen durch die Blume mitzuteilen: „Marcell, Ball flachhalten und Backen halten“. 

Denn am Ende muss Becker den Kopf für Transfers und Kaderplanung hinhalten, während Laber-Marcell sich schön in den Aufsichtsrat zurückziehen und sagen kann: „Ich habe ja nur meine sportliche Kompetenz zur Verfügung stellen wollen, entschieden haben dann Andere“. 

Bei aller Liebe, aber ich kann den Vogel schon jetzt nicht mehr sehen.

Was übrigens extrem interessant ist: Becker tätigt diese Aussagen vor der Wahl, warum wohl? Weil er genau weiß, wie die Geschichte in Zukunft laufen wird. Findet irgendeine Personalentscheidung, irgendein Transfer statt und führt zum Erfolg, wird ihn sich Jansen auf die Fahne schreiben, wie jetzt im Fall der Titz-Entlassung. Würde der HSV z.Zt. auf Platz 8 stehen, hätte Jansen seine Rolle in diesem Fall sicherlich nicht herausgestellt. Geht ein Transfer in die Hose, wird sich Jansen hinstellen und erklären: „Damit hatte ich nichts zu tun, ich wollte ja nur beraten, die Entscheidungen haben andere (Becker) getroffen“.

Wie ich darauf komme? Ganz einfach. Hätte Jansen Stil und Eier gehabt, hätte er vor seiner Kandidatur aus dem Aufsichtsrat zurücktreten müssen. Er hätte erklären müssen, dass er sein Mandat zur Verfügung stellt, aber im Falle einer Wahl zum. e.V. Präsidenten in den Rat zurückkehren würde. Macht er aber nicht, weil er immer auf der sicheren Seite stehen möchte., weil – was hat er jetzt zu verlieren? Nichts. Er sitzt im AR, stellt sich zur Wahl und wenn er verliert, bleibt er halt im AR sitzen. So machen es Feiglingen und solche Feiglinge sollen eine maßgebliche Rolle im Verein spielen?

P.S. Mein Beileid übrigens an Tim Mickel, dass er sich für eine derartige Scheiße nicht zu schade ist.

Freundliche Grüße

B. Osmani