Das kollektive Jubeln über die Inhalte des nächsten durchgesteckten PR-Artikels von Bernies Medienpartner BILD dauerte leider nur wenige Stunden, denn dann kam „der Gönner“ und zertrat den zarten Keim der Hoffnung wie Thor mit seinem Hammer Mjölnir. Wie hatte Hoffmann zuvor via BILD verkünden lassen?

ES GEHT UM ÜBER 50 MIO

HSV kauft Kühne Kohle-Klauseln ab

Es geht um 60 Millionen Euro: Der Hamburger SV steht angeblich kurz vor einem Mega-Deal mit seinem Investor Klaus-Michael Kühne. Der Vertrag soll bald unterschrieben werden. Ein Teil der Vereinbarung ist der Recht am Stadionnamen. Bisher bringt dieser Deal den Hamburgern etwa vier Millionen Euro pro Jahr. Der Großteil der jetzt diskutierten Summe würde laut Bild aber durch eine andere Thematik zusammenkommen:den Verzicht Kühnes von Rückzahlungsoptionen, die sich der Unternehmer sicherte, als er zuletzt mehrere Millionen Euro in neues Spielerpersonal investiert hatte. Bei sportlichem Erfolg müsste der HSV nach jetzigem Stand einen Teil des Geldes zurückzahlen – im Extremfall bis zu 50 Millionen Euro. Sollte die neue Vereinbarung greifen, wäre dieser Passus nicht mehr gültig, der Klub würde erheblich sparen. Weitere Vereinsanteile soll Kühne, der rund 20,6 Prozent am HSV besitzt, demnach nicht erhalten. Der Klub könnte sich nach Bild-Angaben durch die Zahlung eines „mittleren einstelligen Millionen-Betrages“ aus der Vereinbarung lösen. (Quelle: Sportbuzzer.de)

Na Nicki, wie liest sich das? Kühne schenkt, Kühne gönnt, Kühne unterstützt weiterhin und Bernd Hoffmann ist der größte Dealmaker westlich des Mississippi. Alle Sorgen sind ab morgen auf einen Schlag vergessen, man kann endlich in Seelenruhe aufsteigen und wird für die nächste Saison eine schlagkräftige Truppe aufbieten. Für jeden Interessenten, der sich mit einem Invest bzgl. der neuesten Fan-Anleihe beschäftigt, klingt das doch so, als wäre der Verein über’n Berg und man könne guten Gewissens ne Menge Kohle hinterher schieben. Hurra, der Himmel hängt voller Geigen und  – Europapokaaaaaaaaaaaaaaaal. Herrn Linnenbrügger von der Mopo soll sich angeblich während seines Frühstücks spontan eingenässt haben.

Und dann, um 8.49 Uhr? April, April. Denn via Abendblatt ließ der Logistiker erklären:

HSV-Investor Kühne dementiert Millionen-Einigung

Um 8.49 Uhr ließ der Milliardär ein Kommuniqué verschicken mit der Überschrift: „Klares Dementi“. Dort steht: „Klaus-Michael Kühne dementiert die heutige Veröffentlichung in „Bild“, wonach er „bis zu EUR 60 Mio. in den HSV investieren will.“

Im Anschluss:

 Trotz des „klaren Dementis“ sollen die Verhandlungen nach Abendblatt-Informationen allerdings tatsächlich schon weit fortgeschritten sein, allerdings eben noch nicht abgeschlossen.

Ach ja, nach „Abendblatt-Informationen“ also. Ob das die gleichen „Abendblatt-Informationen“ sind, die vor einem halben Jahr darüber berichtet hatten, dass Fiete Arp beim HSV um zwei Jahre und ohne Ausstiegsklausel verlängert hätte?

(Nach Abendblatt-Informationen beinhaltet Arps neuer Kontrakt keine Ausstiegsklausel – auch nicht für den Fall, wenn die direkte Rückkehr in die Bundesliga nicht gelingen sollte. https://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article214891103/Spektakulaere-Wende-Fiete-Arp-soll-beim-HSV-verlaengern.html)

Aber Kühne legt noch einen drauf.

Investor Klaus-Michael Kühne hat Verhandlungen mit dem Hamburger SV über eine Verlängerung der Namensrechte am Volksparkstadion bestätigt. Die Gespräche über die Verlängerung um „ein bis zwei Jahre in einer geringeren Größenordnung“ seien ergebnisoffen, teilte die Kühne Holding AG der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch mit. Der 81 Jahre alte Kühne hatte die Namensrechte 2015 für vier Jahre erworben. Der Vertrag, der dem Zweitligisten vier Millionen Euro pro Jahr einbringt, läuft in diesem Sommer aus. (Quelle: Sportbuzzer.de)

Wow! So schnell wird aus einer guten Nachricht eine mehr oder weniger beschissene Nachricht. Zuerst einmal erklärt Kühne, dass die von Hoffmann durchgesteckten Informationen der BILD schlicht falsch sind und dann auch noch die Geschichte mit dem Stadionnamen. Nicht mehr vier Jahre wie zuvor, sondern vielleicht nur ein Jahr. Oder maximal zwei Jahre. In einer geringeren Größenordnung! Also nicht mehr € 16 Mio. (oder gar mehr) für vier weitere Jahre (oder gar mehr), sondern vielleicht noch € 2,5 Mio. für ein läppisches Jahr.

Die Frage, die sich unmittelbar anschließt, lautet doch wohl: Warum tritt Kühne einem Hoffmann, dem er doch angeblich erneut mehrere zig-Millionen in den Rachen werfen will, so derart mit Anlauf in die Eier? Denn eigentlich sah Kühne doch nach dem BILD-Artikel wie das Paradebeispiel dies Muster-Gönners aus. Warum macht er diesen Eindruck, der ihm eigentlich doch schmeicheln müsste, mit einem Handstreich zunichte? Ich denke, Kühne hat die Schnauze gestrichen voll vom HSV und er hat die Schnauze noch voller von den Machenschaften des Strippenziehers Hoffmann. Dieser brauchte nach der Arp-Lüge und den mehr und mehr aufkeimenden Zweifeln an seiner neuen Anleihe positive Nachrichten und meinte, den Investor mit einem Vorabbericht über eventuelle Verhandlungen unter Druck setzen zu können, was krachend gescheitert ist.

Wie steht der HSV/Hoffmann nun da? Kühne hat im Grunde gesagt, dass er nicht mehr, sondern eher weniger als zuvor geben würde, wenn überhaupt. Die Zweifel an der Anleihe sind größer denn je und Hoffmann steht schon wieder als Überbringen falscher Nachrichten da, ein für ihn schon gewohntes Gefühl.

Und dann war da noch….

…der Passus im Anleihe-Prospekt.

Es ist nicht auszuschließen, dass durch eine negative Berichterstattung in den Medien (sei es in Gestalt einer einseitig-tendenziösen Darstellung, falscher Anschuldigungen oder auch wahrer, aber der Reputation des HSV abträglicher Umstände) oder durch das Aufkommen wahrer oder falscher öffentlicher Anschuldigungen das Image und die öffentliche Wahrnehmung des HSV beeinträchtigt werden. Insbesondere durch eine negative Presse im Anschluss an Ausschreitungen, Indiskretionen und sonstige Verfehlungen durch Fans, Mitglieder, Mitarbeiter und Organmitglieder des HSV kann das Ansehen des HSV nachhaltigen Schaden nehmen.
Ein beschädigtes öffentliches Ansehen könnte einen Rückgang der Zuschauerzahlen sowie der Mitgliederzahl und ein geringeres Interesse aktueller und/oder potenzieller Sponsoren am HSV zur Folge haben. Diese Umstände würden sich erheblich nachteilig auf den wirtschaftlichen Erfolg und die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Emittentin auswirken

Wie geil ist das denn? Und wie perfekt passt das zu den letzten Blogs? Es kann also sein, dass die Wahrheit bzw. das Verbreiten der Wahrheit dem HSV nachhaltigen Schaden zufügt. Und wer es wagt bzw. so hinterhältig ist, diese Wahrheit zu verbreiten, macht sich (mit)-schuldig, wenn der Verein aus der Kurve fliegt? Was für ein Glück, dass diejenigen, die den Verein um zig-Millionen beschissen haben, die katastrophal gearbeitet und mit Millionen-Abfindungen vom Hof geritten sind, nicht im Ansatz so schuldig sind, wie diejenigen, die deren Treiben aufdecken.

Was ist das bloß für eine kranke Welt.