Wir befinden uns in einer Zeit Ende des Jahres 2013.

Vor der Bundestagswahl im Jahr 2014 tobt der Wahlkampf, dem Land geht es schlecht. Seit Jahren gehen die Wirtschaftsindikatoren in den Keller, die Bundesrepublik Deutschland hat eine ausgewachsene Energiekrise, die Arbeitslosenzahlen erreichen wöchentlich neue Höchstwerte, die Stimmung im Land ist eine einzige Katastrophe. In dieser Zeit taucht eine bis dahin unbekannte neue Partei am politischen Horizont auf, eine Partei des Volkes (wie sie sich selbst nennt). Diese Partei hat offensichtlich das Ohr an der Stimme des Volkes, denn sie will alles anders machen. Schnellstmöglicher Ausstieg aus der Atom-Industrie, keine neuen Kraftwerke, Investitionen im Milliarden-Bereich in alternative, erneuerbare Energien. Darüberhinaus will man die Rüstungsausgaben drosseln und in die Bildung investieren, Arbeitsplätze schaffen und grundsätzlich die Staatsverschuldung abbauen. In Zukunft soll nur noch so viel Geld ausgeben werden, wie eingenommen wird.

Diese Ideen wirken, nicht zuletzt dank einer geschickten PR-Agentur, die diese Ideen dem Wähler verkauft. Diese Agentur arbeitet übrigens ohne Bezahlung, denn alle Angestellten sind glühende Anhänger der neuen Partei. Jedem begeisterten Unterstützer ist es eine Ehre, Teil der Bewegung zu sein, niemand möchte einen Vorteil, jedenfalls ist es das, was man sagt.

Mai 2014, die Überraschung gelingt. Die Partei des Volkes schafft die absolute Mehrheit und stellt die neue Bundesregierung und somit auch den neuen Bundeskanzler. Noch während sich die glücklichen Wähler in den Armen liegen, wird der neue Kanzler aus seinem Exil eingeflogen, es ist ein früherer Bildungsminister, der die damalige Regierung im Streit verließ und im Anschluss aus dem Land floh. Während seiner Abwesenheit hatte ihm niemand eine Träne nachgeweint und warum er jetzt der neue Hoffnungsträger der siegreichen Volkspartei sein soll (vorher gehörte er übrigens einer anderen Partei an), ist vielen Wählern ein Rätsel. Aber erstmal egal, denn man hatte gewonnen, die alten Bonzen aus dem Amt gejagt und ein neues Zeitalter konnte beginnen.

Mitte des Jahres nimmt der neue Kanzler seine Arbeit auf und seine ersten Amtshandlungen sind die Vergabe für den Bau von 4 neuen Kernkraftwerken, eine Reduzierung der Bildungsausgaben, eine Erhöhung des Wehretats und der Beschluss einer Neuverschuldung des Bundes um 3%. Teile der Wählerschaft sind geschockt, andere Teile argumentieren, man müsse dem neuen Mann doch vertrauen und erstmal Zeit geben. Tatsache ist jedoch, dass der bereits als Minister gescheiterte Politiker exakt das Gegenteil dessen macht, wofür die Partei im Vorfeld der Wahl so überzeugend geworben hatte. Nachdem er einige Monate im Amt ist, gibt der neue Kanzler ein Interview. Angesprochen auf die Diskrepanz zwischen den Wahlversprechen der Partei und seinen eigenen Entscheidungen fragt der Regierungschef den Journalisten, welches denn diese sogenannten Wahlversprechen waren? Als der Journalist die einzelnen Punkte des Parteiprogramms aufzählt, kann sich der Kanzler ein Lachen nicht verkneifen. Das alles können man „schön aufschreiben“, aber die Wahrheit sieht nun mal anders aus und wir sind hier schließlich immer noch in Deutschland und nicht in Luxemburg.

Wer jetzt einen Aufschrei der Wählerschaft erwartet hatte, wurde enttäuscht, denn offenbar war es vielen Anhängern der Partei am Ende doch wichtiger, die ungeliebten Bonzen los zu werden, als tatsächlich die getätigten Wahlversprechen eingelöst zu sehen.

Natürlich geht die Sache nicht gut, denn der aus dem Exil geholte Kanzler ist ein Versager ohne jegliche politische Durchsetzungskraft und eigentlich ging es ihm ohnehin nur um den eigenen Vorteil und weitaus weniger darum, das Land zu heilen und in die Zukunft zu führen. Die an ihrem eigenen Kanzler verzweifelte Partei zieht nach nicht einmal 2 1/Jahren den Stecker und entbindet einen Kanzler, der die Situation des Landes nicht verbessert, sondern noch wesentlich verschlechtert hat, von seinen Pflichten, jedoch nicht, ohne ihm ein lebenslanges Gehalt, zwei Leibwächter auf Lebenszeit und ein Büro mit Assistenz zu garantieren.  Lustigerweise sind in der Zwischenzeit nahezu alle führenden Politiker, die vor ca. 3 Jahren den Wahlkampf geführt und den Bürgern ein goldenes neues Zeitalter versprochen hatten, verschwunden. Einige haben den Wohnort gewechselt, einige haben der Politik den Rücken gekehrt, andere sind ins Ausland geflogen. Eines haben sie allerdings gemein: Eine Schuld an dem katastrophalen Zustand des Landes tragen sie ebenso wenig wie eine Verantwortung für das, was der untaugliche Kanzler-Darsteller in seinen 2 1/2 Jahren verbrochen hatte.

Leider hatten die Reste der Partei des Volkes aus all den Tiefschlägen der letzten Jahre nichts gelernt, denn als Ersatz für den Desaster-Kanzler holen sie den Ex-Kanzler eines anderen Landes aus dem Ruhestand, dieses Experiment scheitert nach 1 1/4 Jahren, das Land befindet sich mittlerweile unmittelbar vor dem Kollaps. Der Alt-Kanzler des fremden Landes gefällt sich mehr in der Ausübung seiner überheblichen Attitüde, die eigentlich Führungsarbeit ist ihm ein Graus. Fakt: Das Land ist gelähmt und auf dem Weg in den Staatsbankrott.

In dieser Zeit erscheint der Vor-Vorgänger des Loser-Kanzlers aus der Versenkung, auch er war in schöner Staatstradition am Ende seiner Amtszeit aus eben diesem Amt gejagt worden und konnte damals mit knapper Not einem Ermittlungsverfahren wegen Veruntreuung entgehen. Allein der Angst der damaligen Regierungspartei vor einem Parteienskandal und einer Staatskrise hatte es der Mann zu verdanken, dass er nicht auf dem direkten Weg ins Staatsgefängnis war. Und so trägt es sich zu, dass der Vor-Vorgänger sich gnädigerweise bereit erklärt, seinem Land zu helfen. Nicht etwa als Kanzler, das schließt er kategorisch aus, denn er sagt:

Nein, der Vor-Vorgänger hat keinerlei finanzielle Ambitionen, er möchte nur als Parteivorsitzender seine Erfahrungen einbringen und dem Land unentgeltlich dienen. Dieser grundgute Mann. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf, wie sie in diesem Land immer ihren Lauf nehmen. Am 18.02.2018 ernennt ihn eine Partei, die ihn noch vor knapp 7 Jahren, also am Ende seiner ersten Amtszeit aus dem Amt und fast vor den Kadi gejagt hatte, zum neuen Parteivorsitzenden und gleichzeitig Generalsekretär. Der Vor-Vorgänger freut sich.

Denn tatsächlich sind am 27.05.2018, also knapp drei Monate, nachdem der ehemals in Ungnade gefallene Ex-Kanzler zum neuen Parteivorsitzenden gewählt worden war, alle Vorsätze, alle Versprechungen und Zusagen über Bord geworfen und der Vor-Vorgänger als neuer Kanzler der Bundesrepublik Deutschland vereidigt. Das, womit wirklich nur diejenigen nicht gerechnet hatten, die ohne fremde Hilfe nicht in der Lage sind, selbstständig zu atmen, ist eingetreten – ein zuvor aus dem Amt gejagter, in seinem Land verhasster Ex-Kanzler kehrt in die Staatskanzlei zurück. Frei nach Konrad Adenauer will der neue mächtigste Mann im Land an seine Aussagen von vor 3 Monaten nicht mehr erinnert werden, denn jetzt gilt es, nach vorn zu gucken.

Nun, erneut geschieht das, was jeder mit einem IQ oberhalb der Zimmertemperatur bereits erahnen konnte – der Rückfall in alte Zeiten lässt nicht lange auf sich warten. Nach nur wenigen Tagen im Amt wird wirklich jeder gesprochene Satz und jeder getätigte Stuhlgang aus dem Kanzleramt publik und dies natürlich immer nur in einem dem Kanzler nahe-stehenden Medium. Mit Hilfe des bewährten Medienpartners ist man sich, wie immer, nicht zu schade, erfundene Geschichten zu lancieren, faktische Lügen zu verbreiten und im Grunde das gleiche Spiel zu spielen wie in der Zeit vor 2011. Erschwerend kommt hinzu, dass das alte Team des ehemaligen Parteivorsitzenden und jetzigem Bundeskanzler dabei erwischt wird, wie man nicht näher definierte „Beraterverträge“ dem Rechnungsprüfer vorenthält und trotz mehrmaliger Aufforderung nicht bereit ist, diese herauszugeben.

Mit anderen Worten: Same procedure…

Was nun folgen wird, ist relativ klar in einem Land, welches von der Rating-Agentur Moodys nicht mehr mit Aaa, sondern nur noch mit Caa bewertet wird. Das Land ist auf dem Weg in den Staatsbankrott und die einzige Frage wird sein, ob der Vor-Vorgänger den Sargdeckel schließen darf oder ob er zuvor, natürlich wie seine Vorgänger mit großzügiger Apanage ausgestattet, aus dem Kanzleramt gejagt wird, ich persönlich tippe auf Version b.

Und natürlich gab es in all den Jahren auch kritische Stimmen, Journalisten und andere, die frühzeitig auf die Folgen der Partei-Entscheidungen hingewiesen hatten, aber sie wurden größtenteils von den wilden Horden der Partei-eigenen Schläger bepöbelt, bedroht und mundtot gemacht.

Übrigens: Wer Parallelen findet, vielleicht zum Brexit oder anderen geschichtlichen Ereignissen, kriegt nen Keks.

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„Sponsors“: HSV ineffizientester Club

Dass beim HSV finanzieller Aufwand und sportlicher Ertrag in den vergangenen Jahren in einem Missverhältnis standen, ist keine kühne Behauptung. Jetzt gibt es den empirischen Beleg: In der vom Magazin „Sponsors“ berechneten „Effizienztabelle“ der vergangenen Bundesligasaison landeten die Hamburger auf dem letzten Platz.

Der HSV hatte für seine Profis 55 Millionen Euro ausgegeben, die gesamten Personalkosten beliefen sich sogar auf 74,8 Millionen Euro. Damit hätten die Hamburger „in der oberen Tabellenhälfte landen müssen“, schreibt „Sponsors“. Gleichzeitig waren die Medienerlöse wegen der schlechten Platzierungen die drittniedrigsten der Liga (39,711 Millionen Euro), Pokaleinnahmen gab es kaum.