Das gesamte Dilemma, die komplette Katastrophe um diesen Verein wird mit einem Schlag und mit einem einzigen Satz deutlich und er zeigt, wie es um diesen Verein bestellt ist und warum es keinen gangbaren Weg mehr zurück aus der Dauerkrise geben kann.

Klaus-Michael Kühne:  „Ich halte es für eine krasse Fehlentscheidung, ein Talent schon wieder an den ‚Bayern-Feind‘ zu verkaufen, der nichts Besseres tun kann, als anderen Bundesliga-Vereinen die besten Spieler und Talente zu Höchstpreisen abzunehmen“

Natürlich geht es um den Verkauf von Jann-Fiete Arp an den FC Bayern, aber eigentlich geht es um viel mehr, denn es zeigt, dass der Mann, von dessen Goodwill und dessen Bankkonto das Überleben des Vereins unmittelbar abhängig ist, in einer Zeit hängengeblieben ist, in der sich der Hamburger Sport Verein zumindest einigermaßen auf Augenhöhe mit den Bayern befand. Diese Zeiten sind ca. 30 Jahre her. Kühne aber denkt offenbar immer noch, dass es Vereine wie der FC Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04 sind, an denen sich die Norddeutschen reiben würden und nicht an Sandhausen, Bielefeld und Regensburg. Anders ausgedrückt, Kühne hat die Realität offenbar selbst nicht im Ansatz verstanden, was ihn in einen Topf mit den verblödeten Hüpfern kullern lässt.

Wie aber, und das ist das ganz große Problem der Vereinsführungen der letzten Jahre, will ich demjenigen, der die Musik bestimmt, erklären, wie der Fußball im Jahr 2019 funktioniert, wenn dieser immer noch glaubt, man müsse nur einen netten 10er kaufen und dann steht der Meisterschaft nichts mehr im Wege? Wie will ich Kühne die Realität begreiflich machen, wenn dieser tatsächlich immer noch denkt, „sein“ HSV sei ein reiner Weltverein und nicht ein runtergekommener Zweitligist, der sich von Mannschaften wie Holstein Kiel im eigenen Stadion abschlachten lässt? Der Mann lebt offenbar noch in einer Zeit, als Jupp Derwall Bundestrainer war und es ausschließlich schwarze Fußballschuhe gab.

Leute, ich meine das hier nicht witzig, sondern absolut ernst. Kühne gibt dem HSV  € 4 Mio. pro Jahr für den Stadionnamen und glaubt garantiert, dass dies eine Unsumme ist, weil – die war es 1987 auch. Heute aber ist sie es nicht, aber das versteht ein Mann nicht, der die Bayern für den „Feind“ des HSV hält. Die Bayern (Mannschaftswert: € 745,70 Mio.) wissen doch schon seit Jahren kaum noch, dass es diesen Verein aus Hamburg (Mannschaftswert: € 56,65 Mio.) überhaupt gibt, schon gar nicht nimmt man in München den HSV 2019 als so etwas wie einen Konkurrenten wahr. Warum auch? Das aber glaubt Kühne und all seine Handlungen, seine Äußerungen, seine finanziellen Zuwendungen sind dieser Vorstellung untergeordnet. Der HSV wird von einem 81-jährigen Opa regiert, der sportlichen Wahnvorstellungen unterliegt. Das ist nicht bitter, das ist eine einzige Katastrophe und aus ihr gibt es kein Entkommen.

Apropos Katastrophe. Gestern twitterte die BILD folgende Jubelmeldung:

Wow, dachte ich. Man wird seiner Rolle als Hoffmanns Medienpartner weiterhin gerecht und agiert weniger wie ein Medium und mehr wie ein Anlage-Vermittler. Deshalb kommentierte ich diesen Tweet so:

Ich arbeite jetzt seit knapp 30 Jahren im Bereich Verlag, Zeitungen und Medien, aber was dann kam, habe ich noch nicht erlebt. Die Antwort der BILD, diesmal als Privatnachricht:

Unbedingt. Meine Antwort, ebenfalls als direkte Nachricht:

Aber natürlich würdet ihr. So wie den fürchterlichen Skandal-Montag. Richtig?

Was dann kam, macht mich immer noch sprachlos, aber lest selbst:

Das muss man sich jetzt mal vorstellen. Ein angeblich unabhängiges Medium empfiehlt jemandem, der offenkundig nicht empfänglich für seine Propaganda ist, sich doch „ein anderes Hobby zu suchen“ und außerdem solle man doch nicht alles so negativ sehen. Was ist dieses Blatt denn jetzt eigentlich? Nicht nur der Anlage-Vermittler des HSV, sondern auch noch dessen Anwalt? Und wie verträgt sich diese neue Verteidiger-Rolle eigentlich mit der weit-verbreiteten Meinung der Fans, dass es sich bei der „BLÖD“ doch um ein fieses Hetzerblatt handelt, dem man nicht eine Silbe glauben darf? Steht man als hüpfender Nicki jetzt plötzlich Schulter an Schulter mit der Schundpresse und verteidigt gemeinsam den Verein gegen die dunklen Kräfte?

Wie bereits gestern geschrieben, wer nicht jubelt oder gar wahre Anschuldigungen erhebt, ist der Feind und wird von Medienpartner BILD offenbar genauso bekämpft wie Kühne den „Bayern-Feind“ bekämpft. Alter, ist das alles krank.