Wie heißt es doch so schön? Unbeliebte Veränderungen nimmt man vor, wenn es läuft und nicht dann, wenn es nicht läuft. Ich kann mich noch gut an die Zeit von Matthias Sammer in München erinnern. Die Bayern gewannen ein Achtelfinale in der Champions League, alle lagen sich kollektiv in den Armen, Sammer trat als Sportdirektor vor die Kameras und sagte: „Wenn wir so wie heute im Viertelfinale spielen, haben wir keine Chance“. Was bitte? Kann der sich nicht einmal freuen? Kann der nicht einmal den Moment genießen und muss unmittelbar nach dem Spiel schon wieder den mahnenden Finger heben? Ja, musste er. Weil Sammer genau wusste, dass in Zeiten des Erfolges die größten Fehler begangen werden. Dafür nahm er auch gern das Motzki-Image an, weil es ihm immer um die größere Sache ging.

Was das mit dem HSV 2019 zu tun hat? Viel. So ließen sich alle hüpfenden Nickis und alle Intensiv-Fans seit Wochen von einer Tabellen-Situation blenden, die zwar optisch hübsch anzusehen ist, tatsächlich aber blendet ohne Ende. Denn dieser HSV ist keine Spitzenmannschaft, noch nicht mal in der zweiten Liga, bei der man bisher davon profitierte, dass sie qualitativ wirklich absolut unterdurchschnittlich ist. Wenn man das aber erwähnte, wenn man auf die Art und Weise hingewiesen hat, wie die Punkte und vor allem auch das Torverhältnis zustande gekommen sind, wurde man niedergemacht. Lustigerweise ausgerechnet von denjenigen niedergemacht, die heute über „ihren“ Verein herfallen, als wäre der zweite Abstieg in Folge perfekt.

Und natürlich zeigen die Reaktionen unmittelbar nach Abpfiff, wie dünnhäutig die Extremisten geworden sind und wie fragil das Konstrukt von Hoffmanns Sport Verein mittlerweile anzusehen ist. Da kann man Tabellenführer sein, da kann man auswärts bei einem Verein führen, gegen den man das Hinspiel im Volkspark noch mit 0:5 verloren hatte, sobald die 90 Minuten vorbei sind und die Punkte bleiben beim Gegner, drehen die Typen durch als hätte man ihnen die dünne Holsten-Plörre geklaut. Dann sind plötzlich die Helden der letzten Woche die absoluten Kernversager, Hannes Wolf ist der schlechteste Trainer seit Josip Skoblar und alles, was bisher geleistet wurde, wird innerhalb von 1 1/2 Stunden in Frage gestellt. Jetzt muss man sich mal vorstellen, was passiert, wenn der HSV sein Heimspiel gegen Fürth verliert und nach dem nächsten Spieltag nur noch Tabellen-Dritter ist. Bernie, zieh dich warm an.

Dabei waren die Entwicklungen der letzten Wochen durchaus erkennbar, aber man darf sie nicht benennen, wenn man nicht wüst bepöbelt werden möchte (und erneut schließt sich der Kreis zu Sammer). Mangala ist nur noch ein Schatten der Hinrunde, Narey lässt seit Monaten erkennen, warum er es nie über die zweite Liga hinaus geschafft hat. Bäckerei Jutta hat jetzt zwar einen 5-Jahresvertrag mit € 450.000 pro Jahr, aber ein professioneller Fußballer wird er nicht mehr. Holtby und Lasogga sind komplett überbezahlte Zirkuspferde und wenn wirklich irgendeiner denkt, dass jemand kommt und für  Herrn Douglas Santos € 25 Mio. auf den Tisch legt, sollte er seine Medikamenten-Einstellung überprüfen. All das war bereits seit Wochen erkennbar, aber da man von der Spitze der Tabelle grüßte, war alles in Butter. Das eben unterscheidet jemanden, der sich inhaltlich mit dem Sport beschäftigt von einem bescheuerten Fanboy oder einem Journalisten-Simulanten.

Das eigentliche Dilemma, auch perspektivisch, ist aber noch ein anderes. Denn warum lässt Hannes Wolf denn Spieler wie Mangala, Hwang, Sakai, van Drongelen, Holtby und Co. immer spielen? Ganz einfach, weil dahinter nichts kommt. In solchen Momenten offenbart sich nämlich die Augenwischerei des Vereins und seine Sportvorstandes, der gebetsmühlenartig vom „jüngsten Kader“ und der „großartigen Durchlässigkeit“ labert. Tatsache ist aber, dass die durchgelassenen Peters-Perlen nicht mal für die zweite Liga taugen. Dass der HSV, mit dem teuersten Kader der Liga, gerade mal einen Anzug besitzt und wenn bei dem zwei Knöpfe fehlen, reicht es nicht mal für Regensburg oder Bielefeld, die mit einem Drittel des Hamburger Etats auskommen müssen.

Aber Hauptsache, die Hamburger Medien quatschen davon, welch brillanten Job der Sportchef gemacht hat und wie cool alles läuft. Schade nur, dass die gleichen Vollpfosten exakt das Gleiche auch über Beiersdorfer und seine Zeit zu berichten wussten und wohin das den Verein geführt hat, kann man sehen. Nicht einer wagt es, dem Tabellenführer seine Fehler vorzuhalten, nicht einer traut sich Kritik, obwohl die Art und Weise, wie die Punkte zustande gekommen sind, mehr als erkennbar war. Wie immer wird die Abrechnung erst dann kommen, wenn auch die letzten Fledermaus drüber gestolpert ist.

Und vor dem Fürth-Spiel wackelt Hoffmanns Kartenhaus wie nach einem Erdbeben mit 7,4 auf der nach oben offenen Richterskala.

Mein ganz persönlicher Höhepunkt des gestrigen Tages sind allerdings die dämlichsten unter den Hohl-Hüpfern, die nun wirklich allen ernstes behaupten wollen, mit Ober-Blender Titz wäre das alles nicht passiert. Mit Titz wäre der HSV heute nicht Tabellenführer, sondern maximal 6.

Und als ob das noch nicht reichen würde…

Holtby schimpft über arroganten Schiri

Nach dem 1:2 in Regensburg knöpfte sich HSV-Profi Lewis Holtby (28) Felix Zwayer (37) vor. Der HSV-Kapitän unterstellte dem Schiri aus Berlin „arrogantes Auftreten“ und kritisierte die Gelb-Rote Karte für Orel Mangala.

Und über Zwayer: „Ich habe manchmal das Gefühl, die fühlen sich schlecht, wenn sie von da oben runter kommen und 2. Liga pfeifen müssen. Man kann ja mal nicht richtig liegen, aber wenn man dann mit ihm sprechen möchte. Die Tonlage, da hat man das Gefühl, oh…“

(Quelle: Bild.de)

Du rappender Vollkasper, tu‘ uns bitte nach der Saison einen Gefallen und verpiss dich endlich aus dieser Stadt. 5 Jahre lang abkassieren, absteigen und keine Leistung bringen – und jetzt auch noch die dumme Fresse aufreißen. Mann, habe ich diesen Spacken gefressen.

Falsch. Mit weltfremdem Gehüpfe und belämmerter Schiedsrichter-Schelte lebt es sich einfacher. Und die Opfer sterben nicht aus…

Sorry, aber ich kann diese verschissenen Ausreden nicht mehr ertragen, nach jedem Punktverlust ist es der gleiche Dreck. Zwayer darf den HSV nicht mehr pfeifen und Meier darf den HSV nicht mehr pfeifen und überhaupt – alle sind fies und gemein zu „uns“, weil wir denen zu erfolgreich sind. Immer sind die Anderen Schuld, wir machen doch alles richtig. Ich weiß nicht, ob sich überhaupt einer dieser Vollidioten diese Spiele überhaupt anguckt, aber bei einem HSV-Spiel in der 2. Bundesliga passiert mehr Slapstick in 90 Minuten als in einer gesamten Bundesliga-Saison zusammen. Warum erklärt keiner der selbsternannten Vereins-Advokaten mal, wie unendlich peinlich das ist, was sich professionelle Fußballer wie Lasogga, van Drongelen, Sakai und Hwang  dort zum Teil abkneifen?

Beweis gefällig?

https://www.youtube.com/watch?v=nGwpzYotlQk