Und das war es dann mit der Tabellenführung, es wird (noch) ungemütlicher….

Ich habe mal versucht, nach zu zählen, aber es ist mir natürlich nicht gelungen. Wie auch. Ich habe versucht, zu zählen, wie oft ich in den letzten Jahren in Blogs, Foren, bei Facebook oder via Twitter die Aufforderungen an die redende und schreibende Presse gelesen habe, die da lautet: „Warum legt ihr nicht mal die Finger in die Wunde? Warum stellt ihr, besonders auf den Pressekonferenzen, immer nur die gleichen, weich-gespülten Fragen?“ Natürlich erfüllen diese Fragen zeitgleich zwei Kriterien, denn sie sind einerseits richtig und andererseits berechtigt, aber auf eine Antwort wartet man natürlich vergeblich. Schließlich befinden sich ja bekanntlich die meisten sogenannten Journalisten in einem eigenen Mikrokosmos mit denjenigen, denen sie diese unbequemen Fragen stellen sollen und man beschmutzt doch nicht das eigene Nest, oder?

Hinzu kommt, dass diese Fragen auf eine gewissen Schizophrenie hinweisen, denn vor allem anderen gilt der Grundsatz: Der Aufschrei nach Aufklärung und kritischer Berichterstattung findet eigentlich immer nur dann statt, wenn es nach Auffassung der Fragesteller (sportlich) nicht läuft, ansonsten bevorzugt der geneigte Hüpfer seine gewohnte Hofberichterstattung. Derjenige, der es dann doch wagt und selbst bei Tabellenplatz 1 und angeblich blühenden Erdbeerfeldern Kritik aufgrund der erkennbar durchschnittlichen Performance zu äußern, wandert ohne Umwege in die Pester-Ecke, denn „das sind keine wahren Fans“. Nein, natürlich sind sie das nicht, aber Fans sollten eigentlich auch nicht versuchen, halbwegs werte-neutral über einen Verein zu berichten.

Wenn man nun als Berichterstatter, Kommentator, Blogger oder was auch immer, die Frage stellen sollte „Ja, was wollt ihr denn jetzt? Wollt ihr kritische Nachfrage, wollt ihr die Realität und die Wahrheit, wollt ihr, dass eure Helden auch mal verbal an die Wand gestellt werden? Oder wollt ihr hündische Hofberichterstattung, die euch eine Welt vorgaukelt, die es so nicht gibt und nie geben wird?“ würde man wahrscheinlich zur Antwort bekommen: „Alles zu seiner Zeit“. Aber genau so läuft es eben nicht, man kann (und darf) sich nicht aussuchen dürfen, wann einem die Realität in den Kram passt. Denn eines ist mal sicher und das trifft ganz besonders auf den HSV zu – der Verein geht am Stock. Der Verein ist nahezu insolvent, der Verein ist unmittelbar abhängig von den Launen seines Investors, der Vorstand hat es nicht geschafft, von den mehr als 300 Mitarbeiter runter zu kommen. Ebenso ist es Realität, dass Hoffmann gelogen hat, dass sich die Balken biegen, dass Wettstein seit 5 Jahren nichts anderes mehr macht, dass der Hamburger Senat das Stadion selbst im Extremstfall nicht kaufen wird.

Ebenso ist es die brutale Wahrheit, dass die Mannschaft, die knapp € 35 Mio. in der zweiten Liga kostet, spielerisch kaum Zweitliga-tauglich ist und ohne gravierende Verstärkungen in der Bundesliga nichts anderes wäre als tasmanisches Kanonenfutter. Das Geld für diese Verstärkungen ist nicht da und diese Geschichte könnte man stundenlang so fortführen. Das aber ist nicht wichtig, denn wichtig ist, dass all diese Wahrheiten immer gelten, ob man nun gegen Regensburg verloren oder St. Pauli gewonnen hat. Ich kann mir als jemand, der an der Realität interessiert ist, nicht aussuchen, wann ich sie konsumieren möchte. Ich kann auch nicht heute von einem mit einem Vereins-Verantwortlichen geführten Interview kritische Nachfragen verlangen und nach einem Sieg im Derby gegen St. Pauli jeglichen kritische Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie dieser „Erfolg“ zustande kam, abbügeln und als Hater-Beitrag brandmarken.

Das aber passiert jeden Tag wieder und es erinnert an die Auseinandersetzung mit fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Für den Intensiv-Täter unter den HSV-„Fans“ gilt grundsätzlich: Der Schiri war (mal wieder/wie immer) gegen uns, der DFB will uns nicht mehr in der Bundesliga sehen und es existiert ein DFL-Komplott gegen den Verein. Jeder Pfiff des gekauften FIFA-Schiedsrichters war gegen den HSV, während die fiesen Gegner treten konnten wie die Kesselflicker. Seltsamerweise finden vom HSV erzielte Abseitstore nie eine Erwähnung, das letzte Foulspiel eines Hamburger Abwehrspielers datiert aus den späten 80ern und im Hamburger Strafraum finden prinzipiell nie eine Handspiel-Situationen statt. Wer das Gegenteil behauptet, ist ohnehin per se Bremer.

Ne, Freunde der griechischen Herkules-Platte, so läuft es nicht. Entweder so oder so, aber mal muss sich schon für eine Seite entscheiden. Um das zu begreifen, müsste man allerdings unfallfrei bis 7 zählen können und dafür ist ein Großteil derer, die für ein Spiel gegen Duisburg € 87 ausgeben, schlicht und ergreifend zu hohl.

KAPITÄN HUNT BERUHIGT DIE FANS

Wir werden am Ende oben sein

BILD: Mussten Sie Ihren Kumpel Lasogga nach seinem kolossalen Fehlschuss in Regensburg trösten?

Hunt: „Das musste ich nicht. Ich wüsste nicht oder kann mich nur sehr schwer erinnern, dass Lasso in der laufenden Saison überhaupt eine große Chance nicht genutzt hat. Er hat so viele Spiele für uns mitentschieden. Lasso wird das nicht aus der Bahn werfen. Von zehn solcher Chancen macht er neun rein.“

BILD: Abschließend, müssen sich die Fans Sorgen um den Aufstieg machen?

Hunt: „Nein

(Quelle: BILD.de)

Ich kann den Tag nicht erwarten, an dem man als HSV-Mitarbeiter für solche Aussagen vom Vorstand (oder Aufsichtsrat) einen Tritt in die Eier bekommt!

Ich kann den Tag nicht erwarten, an dem diese ekelhafte Arroganz endlich ein Ende hat (Stichwort: Ein normaler Verein)

Ich kann den Tag nicht erwarten, an dem sich dieser Bremer Trainings-Allergiker endlich aus meiner Stadt verpisst.

Aber ich freue mich wie ein Schnitzel auf den Tag, an dem feststeht, dass dieser Scheiß-Verein aus Betrügern, Lügnern, Blendern, Leistungsverweigerern, Abzockern und Arroganzlern noch ein Jahr in der zweiten Liga bolzen darf. Oder noch besser, an dem man an der Tür des Insolvenzverwalters klopfen muss. Für diesen Tag gebe ich dann auch gern € 87 aus.