It’s Derbytime!

Und nahezu alle Hamburger Medien versuchen verzweifelt, das Gebolze zum Spiel des Jahres hoch zu „sterilisieren“, aber es will nicht so recht gelingen. Da mag man den Kampf der Giganten zwischen den Sturmmonstern Lasogga und Meier zu bemühen oder da treten Analyse-Experten wie Ex-Aufsichtsrat Barbarez und Nierenpatient Klasnic gegeneinander an, beide ungefähr solche Ur-Hamburger wie Barack Obama. Das Ergebnis: Spezial-Gähn. Noch ist das letzte Derby in Erinnerung, ein Spiel zweier Mannschaften, die sich an der gegenseitigen Harmlosigkeit ergötzten und Fußball wie von einem anderen Stern zeigen, einem dunklen, öden Stern. Ne Leute, es ist schon ein Unterschied, ob man sich im Pokal oder in der Bundesliga begegnet oder halt im Unterhaus. Und noch eines zeigt mir die neu-gewonnene Gleichgültigkeit: Die Luft ist raus aus dem Hamburger Fußball.

Zu lange wurden die Interessierten (ich rede nicht von den Nicki-Fans) mit Folterfußball und Management-Fehlern malträtiert, zu lange schon ist für Jedem mit dem IQ oberhalb einer Dose Thunfisch erkennbar, wohin das Ganze führen wird – ins Nichts. Der HSV ist toter als tot, ob nun ein weiteres Jahr in der zweiten Liga oder tasmania-mäßig eine Liga höher. Der Krebs-Patient liegt nicht mehr auf der Intensivstation, er ist austherapiert und wurde ins Hospiz verlegt. Die letzten Geier zerrupfen das, was noch übrig ist und teilen das Aas untereinander auf und in den Hamburger Redaktionsstuben geht die Angst um, denn ohne den HSV keine Existenzberechtigung mehr für die gekauften Hofberichterstatter. Also wird verzweifelt versucht, eine Stimmung zu erzeugen, die nicht mehr vorhanden ist.

Aber man bemüht sich. Jansen gegen Göttlich, Barbarez gegen Klasnic, oder wie die BILD titelt:

DAS DERBY-DUELL DER SUPER-TORJÄGER

Man hätte noch „Der Kampf der Trainer-Titanen“ oder „Krieg zwischen Gut und Böse“ machen können, aber soweit reicht dann die Kreativität nicht mehr. Allerdings muss man gar nicht so kreativ sein, man muss nur die Wahrheit sagen, die ist fies genug.

„Wenn der Fußballgott gerecht ist, dann gewinnt der FC St. Pauli und steigt auch vor dem HSV auf, weil man irgendwann auch mal die Quittung bekommen muss für das, was alles schiefgelaufen ist in den letzten Jahren“ (St. Pauli Präsident Göttlich im NDR)

OMG, das ist göttlich hinterhältig. Was erlauben Oke? Wie kann es der Vogel vom Stadtteil-Verein nur wagen, die ganze Wahrheit über den ungeliebten Rivalen von der Müllverbrennungsanlage auszuplaudern? Dabei spricht Göttlich nur das aus, was der größte Teil der deutschen Fußball-Fans seit Jahren denkt. „Hoffentlich kriegen die in Hamburg endlich mal die Quittung für ihre Scheiß-Arbeit und hoffentlich macht die DFL endlich mal das, wofür sie gedacht war“. Aber natürlich kann man das so nicht stehenlassen und prompt kontert der rhetorisch limitierte Sportvorstand des HSV ungelenk:

„Solche Aussagen sind nicht zu tolerieren. Das ist eine Frechheit. Bisher lief das sehr respektvoll. Ich verstehe nicht, warum man das jetzt macht. Das passt nicht.“ (Becker, natürlich bei Medienpartner BILD)

Doch Ralle, das passt. Und wenn du dachtest, das geht jetzt immer so weiter wie in der PR-Show beim bezahlten Stichwortgeber Münchhausen Scholz, dann haste dich geschnitten. Wahrheit muss Wahrheit bleiben und wenn ihr euch noch so bemüht, ein dreckig-falsches Bild mit der BILD zu malen. Auf der anderen Seite, labert doch, was ihr wollt, es kratzt doch eh schon kaum noch jemanden. Ich jedenfalls bin gelangweilt bis angeödet von diesem Derby-Kram und wer da nun gewinnt oder verliert, interessiert in der Stadt Hamburg kaum noch jemanden. Naja, vielleicht noch die, die sonst nichts haben in ihrem kaputten Leben…