Eigentlich kann man ein Nest doch nur beschmutzen, wenn man drin sitzt, oder? Insofern weigere ich mich, diesen Vorwurf zu akzeptieren, denn ich lebe nicht von diesem Schmutz, über den ich fast täglich berichte. Ich sitze eben auch nicht im selben Nest wie diejenigen, die einem hinter vorgehaltener Hand hin und wieder zuflüstern: „Ich weiß, du hast ja recht mit dem, was du schreibst, aber ich kann nun mal nicht so, wie ich wollte. Ich muss doch meine Brötchen verdienen und wenn ich die Wahrheit verbreite, so wie du es tust, dann schneidet mich der Verein von sämtlichen Informationssträngen ab, das kann ich mir nicht leisten.“ Mal ehrlich, ist das nicht erschütternd? Wir können uns die Wahrheit nicht mehr leisten, weil die Wahrheit einfach nur schlimm ist. Schlimm, übel, verloren, unwahr, gefärbt, manipuliert und gesteuert. Und der größte Färber von allen sitzt im Vorstandsbüro des HSV.

Mittlerweile wird am Volkspark penibel hingeguckt, wer was schreibt, aber es geht noch weiter. Jeder einzelne Tweet eines Berichterstatters, jeder Facebook-Eintrag wird beobachtet und in einigen Fällen umgehend sanktioniert. In einer (Journalisten)-Welt, in der Blätter wie die Mopo vor dem Verkauf und dem wahrscheinlich endgültigen Aus stehen, kommt das einer totalitären Überwachung im chinesischen Stil gleich und natürlich muss man sich die Frage stellen, ob nicht jemand, der sich zu solchen Methoden gezwungen fühlt, gewaltig viel zu verbergen und zu verstecken hat. Denn hätte man ein reines Gewissen, müssten man Meinung nicht unterdrücken und Tatsachen nicht verbergen. Hat dieser HSV eines Bernd Hoffmann aber nicht und Hoffmann hat noch ein weiteres Problem.

Während seiner ersten Amtszeit konnte sich Cholerik-Bernie auf die diplomatischen Dienste seiner Feuerwehrfrau Katja Kraus verlassen, die die nicht seltene Ausfälle ihres Kollegen zumeist charmant ausbügeln konnte. Wenn Hoffmann durch seine ätzende Art mal wieder einen Geschäftspartner verprellt hatte, nachdem dieser den Vertrag unterschrieben hatte, sprang Kraus in die Bresche und glättete nicht selten die Wogen. Das ist heute anders, heute glättet niemand mehr und Hoffmanns Art steht so wie sie ist. Jeder, der schon mal mit ihm zu tun hatte, weiß, dass ihm dies mittelfristig das Genick brechen wird. Aber zurück zu den Gehaltsempfängern. Gestern schickte mir ein Leser dieses Blogs einen überaus interessanten Artikel zu eben diesem Thema zu, aus dem ich gern zitieren möchte.

Viele Sportfunktionäre denken, dass Kritik den Sport beschädige. Das Problem: Journalisten denken oft ähnlich.

Markus Gandler (der sportliche Leiter für Langlauf und Biathlon des ÖSV)verstand die Welt nicht mehr. In der ORF-Sendung „Im Zentrum“ schüttelte er den Kopf, als ihm der Journalist und Dopingexperte Hajo Seppelt Vorwurf um Vorwurf entgegenschleuderte. „Ihre Recherchen gehören nicht ins öffentlich-rechtliche Fernsehen, sondern ins Bundeskriminalamt“, zürnte er. „Es gehört aufgezeigt, wo die Probleme sind, aber nicht wie jetzt seit zehn Tagen mit Schlagzeilen. Ist das gut für den Sport?“ Seppelt entgegnete: „Ist es meine Aufgabe Dinge zu machen, die gut für den Sport sind?“ „Ja, irgendwo sage ich schon“, konterte Gandler.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Der Funktionär bezweifelt nicht die Richtigkeit der Vorwürfe, aber er möchte nicht, dass sie öffentlich angesprochen werden.

Gandler ist nicht der erste Sportfunktionär, der diese Denkweise äußert. Viele seiner Kollegen verstehen nicht, warum Journalisten übereifrig das Produkt beschädigen, von dem sie im Endeffekt alle leben. Und tatsächlich werden die Mächtigen des Sports von ihrem natürlichen Gegenüber – der Journaille – bis heute allzu verwöhnt. Sogar verteidigt.

Dieses Phänomen ist in Hamburg ebenfalls bekannt, es handelt sich dabei um die sogenannten schreibenden Fanboys. Jungs, die irgendwann mal in der Westkurve gestanden haben und ihren Traum, über genau diesen Verein berichten zu dürfen, verwirklichen konnten. Schlimmer als jeder Nordkurven-Fanatiker wird das eigene Götzenbild gegen jeden „Rivalen“ verteidigt, einige lassen sich sogar zu offener Feindschaft beispielsweise gegen Werder Bremen hinreißen. Ihren eigentlichen Auftrag, nämlich ihre Leserschaft korrekt und meinungsneutral zu informieren, vergessen sie grundsätzlich.

Der „Krone“-Sportchef meint damit: Journalisten sollen weniger kritisch hinterfragen, sondern mehr bejubeln, damit man sich den Ast, auf dem man gemütlich sitzt, nicht absägt. Und das Millionen-Produkt nicht beschädigt. Der Journalist soll als Marketingfachkraft agieren oder als Tourismuswerber, nicht als Kontrolleur.

Was für ein Wahnsinn, oder?

Reporter klatschen nach Interviews mit verschwitzten Fußballern ab, ballen auf der Pressetribüne nach Siegen die Fäuste, sind oft mehr Fan denn Kritiker. Viele fürchten in der kleinen Szene durch kritische Texte ihren guten Zugang zu Vereinsfunktionären und Pressesprechern zu verspielen. Wer jeden Tag Zeitungsseiten befüllen muss, ist auf Interviews und eine gute Kooperation angewiesen. Von Pressesprechern hört man zuweilen hinter vorgehaltener Hand, dass Journalisten auf die Vereine angewiesen sind. Nicht umgekehrt.

(Quelle: https://www.profil.at/gesellschaft/sport-medien-kritik-10679374?fbclid=IwAR1A2jEft0hSsOoc7pklD7ewK_NkyHzZ-PzoPbOngQyV24Alb_CvP5wdgWw)

Eigentlich könnte ich das jetzt unkommentiert lassen, es spricht für sich. Was jedoch dabei zu kurz kommt, sind die Folgen dieser Kumpanei. Man kann doch davon ausgehen, dass in Zeiten, in denen…

…die einen Journalisten Angst um ihre Jobs haben und

….die anderen Journalisten mehr Fans als Berichterstatter sind

die Qualität der verbreiteten Nachrichten immer mehr Richtung Nullpunkt tendieren. Oder um es anders auszudrücken: Das, was man in Mopo, Abendblatt, Bild oder Kicker über den HSV liest, ist entweder vom Verein exakt so gewollt oder aus der Angst geboren, für zuviel Wahrheit von den Futtertrögen extrahiert zu werden. Da sitzen dann die sogenannten „Experten“ beim Doppelpass oder SKY90 zusammen und diskutieren das, was sie selbst oder ihre Fanboy-Kollege zuvor zusammen gelogen haben. Oder was die Vereine wollen, dass es diskutiert wird. Ich gebe mal ein Beispiel.

Aktuell kämpft der HSV vor allem darum, das Gesamtvolumen der neuen Fan­anleihe zu erreichen. 17,5 Millionen Euro muss der Club einsammeln, um die alte Anleihe ablösen zu können. Auch dieses Vorhaben ist ein wesentlicher Bestandteil der Lizenzerteilung. Bis Dienstagabend waren rund 13 Millionen Euro beisammen. Noch fehlen also 4,5 Millionen Euro. (Quelle: Abendblatt.de)

Was genau steht da? Da steht, dass der HSV für insgesamt „rund 13 Millionen Euro“ Anleihen 2019/26 verscherbelt hat, okay? Woher weiß das Abendblatt das? Wo steht die Quelle für diese Behauptung? Ganz einfach, die Quelle ist der HSV und der HSV hätte auch 12,5 Mio. oder 15,2 Mio. erzählen können, das Abendblatt hätte es geschrieben. Aber stimmt diese Zahl überhaupt? Sicher nicht, denn der HSV muss zu keinem Zeitpunkt irgendeinen Beweis für die Richtigkeit dieser Angabe erbringen. Er haut einfach eine Zahl raus, die ihn halbwegs gut aussehen lässt, die Medien verbreiten es fröhlich und der geneigte Nicki freut sich. So einfach geht das. Ich erinnere an die Zeiten, als der HSV das Gehalt von Herrn Hunt mit € 2,2 Mio angegeben hat, inzwischen kommt raus, es waren zu Bundesliga-Zeiten knapp € 4 Mio. So macht es der HSV (und nicht nur der) mit allen Daten und Angaben. Zuschauerzahlen, Dauerkarten-Verkäufe und am Ende auch die aktuellen Verhandlungsstände mit Kühne und Emirates. Denn das Gute ist – keiner prüft es nach. Monate oder Jahre später kommt dann stets die Wahrheit ans Licht, aber dann interessiert es kaum noch jemanden und außerdem sind die Lügenbarone längst über alle Berge.

Es sind Blätter mit Millionenauflage, die als Medienpartner von Sportvereinen diese Kultur der Verhaberung mitgeprägt haben und Sportfunktionäre bei jeder kritischen Frage nach Majestätsbeleidigung rufen lassen. Funktionäre, die sich über Jahrzehnte an derartige Schmeicheleien gewöhnt haben, hadern verständlicherweise mit kritischen Fragen. Sie betrachten Journalisten als PR-Vehikel, weil sie das auch allzu oft sind. 

Und zu guter Letzt:

ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt erklärte im öffentlich-rechtlichen ORF ganz nüchtern, warum die kritische Berichterstattung notwendig ist: Die Schlagzeilen gebe es, weil es ein Problem gibt. Und das löst man eben nicht mit Zudecken. In der Regel gilt: Wenn ein Verein kritische Fragen abblockt, bedeutet das meist, dass er keine guten Antworten hat.

Na Bernd? Passt der Schuh?

Wie übrigens jemand reagiert, wenn er weiß, dass er Dreck am Stecken hat und der meint, man würde ihm „die falschen Fragen“ stellen, kann man hier eindrucksvoll sehen..

Wer jetzt denkt, dies sei nur wieder das übliche Bla bla und das gewohnte Medien-Bashing, hat immer noch nicht verstanden, woran nicht nur der HSV (der aber ganz besonders), sondern die gesamte Branche krankt. Denn anstatt die zahllosen Mißstände im bezahlten Fußball aufzuzeigen, wird man vom Beobachter zum Komplizen, die Journaille ist somit schon längst nicht mehr Lösung, sondern Teil des Problems. Teils aus Angst,  teils aus Dummheit und teils aus haarsträubender Ignoranz werden Fans und Anhänger um Millionen von Euros betrogen, indem man ihnen eine Welt vorgaukelt, die es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.

Aber wenn das Kind dann am Boden des Brunnes abgesoffen ist, werden zahlreiche Fanboys und Angstschisser unter ihren Steinen hervor gekrochen kommen und behaupten, dass sie es ja immer schon prophezeit haben. Schade nur, dass man, sollte man sich die Mühe machen (wie z.B. grundsätzlich im Fall Münchhausen Scholz) und ein wenig Recherche-Arbeit investieren, so gar nichts von diesen Warnungen finden kann.

Fazit: 99% dessen, was man in den gängigen Medien über den HSV präsentiert bekommt, ist falsch, übertrieben, gefärbt, geschönt, erfunden oder gesteuert. Nicht umsonst treten die meisten Vorhersagen der üblichen Verdächtigen so gut wie nie ein, aber dann haben sich halt „die Umstände geändert“. Nein, haben sie nicht, die Umstände bleiben immer gleich. Es waren die Leser und Zuschauer, die bewusst belogen und verascht wurden und viele von ihnen beklatschen diesen Beschiss auch noch.