Natürlich beschäftigen sich die Meisten, die in irgendeiner Art und Weise am HSV interessiert sind, mit der Frage: Steigt der Ex-Dino nun auf oder nicht? Mit der anderen Frage, nämlich mit der nach der wirtschaftlichen und vor allem sportlichen Zukunft im Fall eines Aufstiegs beschäftigen sich die Wenigsten, denn in bester Hoffmann-Manier agiert man frei nach dem Prinzip – „Das sehen wir dann“. Jemand, der aber eben nicht nach diesem Prinzip agieren kann und darf ist Sportvorstand Becker und er steht vor einer Aufgabe, die im Grunde nicht zu bewältigen ist. Immer vorausgesetzt, es klappt irgendwie mit der Lizenz, wird der HSV. Stand jetzt bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg zittern müssen. Stand jetzt hat man

die neue Anleihe nicht in Gänze an den Mann gebracht

keine neue Vereinbarung mit Kühne bzgl. a.) weiterer Investitionen und b.) Abgleich alter Verbindlichkeiten

keine neue Vereinbarung über den Stadionnamen (mit wem auch immer)

keinen neuen Deal mit dem langjährigen Hauptsponsor „Fly Emirates“

keine Tendenzen bzgl. der Rückkehr der verliehenen Spieler Wood, Steinmann und Moritz

Als sicher gelten die Abgänge von Holtby (Vertrag läuft aus), Arp (nach München), Douglas Santos (das allerletzte Tafelsilber) und eventuell Lasogga. Die Leihgeschäfte mit Mangala  und Hwang laufen aus. Und es kommt noch dicker, denn laut Medienpartner BILD muss Becker nicht nur aus nichts eine Bundesliga-Mannschaft bauen, auf den letzten Drücker. Nein, er muss auch noch Transfererlöse generieren, ein Vorgang, den es wohl in der Geschichte der Bundesliga noch nie gegeben hat. Denn eigentlich verstärkt man sich als neuer und euphorisierter Aufsteiger, um die Möglichkeit des Klassenerhalts in der nächsten Saison zu verbessern, der HSV dagegen muss Geld verdienen. Warum? Ganz einfach. Die Kassen sind leer und die neue Fan-Anleihe soll bekanntlich eigentlich dazu dienen, die alte Anleihe im September abzulösen. Das wird aber nichts, weil man sofort Geld braucht (Gehälter für eine teure Mannschaft und mehr als 300 Mitarbeiter), also werden Teile der Anleihe-Einnahmen für das laufende Geschäft benötigt. Damit man aber im September auslösen kann, braucht man im Juli/August frisches Geld und das kommt über Spielerverkäufe.

Schaut man sich einmal die Entwicklung des Vereins seit 2010 an, kann einem übel werden. Hatte der Kader des HSV im November 2010 noch einen Wert von € 134,8 Mio., so liegt der Wert des teuersten Kaders der zweiten Liga bei € 58,8 Mio.. Und die Tendenz zeigt nach unten. Denn zieht man von diesem € 58,8 Mio. die Werte der Spieler Holtby ( € 2,5 Mio.), Arp (€ 4 Mio.),  Douglas Santos (€ 7,5 Mio.), Lasogga (€ 2,5 Mio.), Mangala (€ 5,5 Mio.) und Hwang (€ 5 Mio.) ab, landet man bei einem Wert von € 31,8 Mio. In diesen € 31,8 Mio. ist dann noch ein Spieler wie Papadopoulos (€ 3 Mio.) enthalten, der aufgrund seiner medizinischen Vorgeschichte keinen Verkaufswert mehr besitzt.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/517074/umfrage/marktwert-vom-hamburger-sv-gesamt/

Wie sieht es bei den neuen Spielern aus, denn von Einkäufen kann man bekanntlich kaum reden. Sicher ist, dass Berkey Özcan (Marktwert: € 2,5 Mio.) für € 1,5 Mio. aus Stuttgart kommend, gehalten wird, desweiteren kommt der Bochumer Jan Gyamerah (Marktwert: € 1,5 Mio.) ablösefrei. Addiert man diese € 4 Mio. zu den zuvor berechneten € 31,8 Mio, landet man bei 35,8 Mio. und hätte einen Kader von 28 Spielern. Ohne Moritz (Vertrag bis 2020), ohne Steinmann (Vertrag bis 2020), ohne Bobby Wood (Vertrag bis 2021). Fasst man alles zusammen, hätte der HSV in der nächsten (Bundesliga)-Saison einen Kader (inkl. der verliehenen Spieler) von 31 und einen Kaderwert knapp über € 40 Mio. Zum Vergleich: Der Kaderwert der chancenlosen Nürnberger beträgt € 52,6 Mio, der Wert der ebenfalls abstiegsbedrohten Hannoveraner € 113,7 Mio.

https://www.transfermarkt.de/1-bundesliga/startseite/wettbewerb/L1

Stand jetzt, wie soll es weitergehen bzw. wie soll Becker einen Bundesliga-tauglichen Kader basteln und gleichzeitig noch Geld verdienen? Ehrlich, mir fehlt die Phantasie, aber ich kann mich noch gut an die Idioten erinnern, die sich bei einer vergleichbaren Situation über Arnesens „Chelsea Boys“ aufregten. Wollen wir für den HSV hoffen, dass Becker ebenfalls einen guten Draht zu einem Club-Boss hat, der ihm junge Nationalspieler für fast umsonst überlässt. Wenn nicht, droht der HSV im nächsten Jahr den Rekord von Tasmania Berlin angreifen zu können, die in der Saison 1965/66 mit 8:60 Punkten (nach der alten 2-Punkte-Regel) aus der Liga geschossen wurden. Aber zum Glück steht der Aufstieg ja noch nicht fest. Stand jetzt….

Ein (kleiner) Tipp für eine Art Lösung: Einfach den kläglichen Rest der AG-Anteile an Kühne verhökern. Aber das würde dann den unaufhaltsamen Abflug von B. Hoffmann beschleunigen und dann doch lieber den eigenen Job sichern, als dem Verein helfen.

Zum Schluss…..

……das Letzte!

Der HSV soll sich intensiv mit der Verpflichtung von Alex Meier beschäftigen, dessen Vertrag beim FC St. Pauli nach der Saison ausläuft und der damit ablösefrei zu haben wäre. Nach einem halben Jahr ohne Verein heuerte der 36-Jährige Im vergangenen Winter beim Kiezklub an und stellte unter Beweis, dass er noch gut in Schuss ist. (Quelle: Mopo.de)

Wow, das sind wirklich absolut kreative Ideen. Ich bin erstaunt, dass man für solch spektakuläre Gedankengänge wie Meier und Hinterseer lediglich einen Sportvorstand, einen Sportdirektor, einen Kaderplaner und ein ganzes Scouting-Team benötigt. Sorry, aber solche Spieler finde ich zwischen 8.00 Uhr und 9.30 Uhr mit meinem Smartphone. Es ist so armselig.