Er galt als das Versprechen des HSV, einem Verein, bei dem das Wort Versprechen eher negativ besetzt sind. 19 Jahre alt, seit seinem 10. Lebensjahr im Nachwuchsbereich des Nord-Klubs aktiv, hier zum Junioren-Nationalspieler und Kapitän der U19-Nationalmannschaft geworden. In einem Klub wie dem HSV, in dem angebliche Talente nach nur einem Profi-Jahr als local player normalerweise ohne Einsatzzeiten im Nirgendwo verschwinden, war ein Arp eine lange Zeit wie eine Fliege in der Milch. Und eigentlich passte wirklich alles. Vor den Toren Hamburgs (Bad Segeberg) geboren, norddeutsches Aussehen und sogar norddeutscher Name, früher ständiger Gast als Fan in der Kurve. Fiete hatte die HSV-DNA, er war Spieler und Fan zugleich. Und während einige Verstrahlte vielleicht dachten, dass Arp in bester Uwe Seeler-Manier seine Karriere beim HSV nicht nur beginnen, sondern auch beenden würde, sahen die Realisten in ihm die Möglichkeit, den Verein mit einem einzigen fetten Transfer sorgenfrei zu schießen.

Dies alles wusste ein Mann namens Hoffmann und er machte daraus eine Lügengeschichte, von der am Ende nur einer profitierte, nämlich er selbst. Denn während die Fans noch von Uns-Fiete im Jahr 2022 träumten, hatte dieser längst bei den Bayern aus München unterschrieben. Das aber konnte man den leidgeprüften Anhängern unmittelbar nach dem Abstieg aus der Bundesliga nicht verkaufen und so entsann der „Trickser aus Leverkusen“ das Märchen von der Vertragsverlängerung ohne Ausstiegsklausel, denn natürlich braucht niemand eine Ausstiegsklausel, der schon längst woanders unterschrieben hat. Arp aber war gezwungen, diese Schmierenkomödie mit zu spielen und die eigenen Fans zu belügen. Für jemanden wie Hoffmann ist das eine Fingerübung, für einen 18-Jährigen kann das durchaus belastend sein.

Aber egal, denn für den Moment war ein Teil des Schmerzes, den der Abstieg aus dem Oberhaus verursacht hatte, gelindert, der Goldesel hatte ja verlängert. Hoffmann stand da wie einer, der sogar das Unmögliche, nämlich das größte Sturmtalent Deutschlands an einen Zweitligisten binden zu können, schaffen konnte. Und er wusste bereits zu dem Zeitpunkt, dass die Lüge irgendwann auffliegen würde.

Aber da war er wieder, der Bernie, den wir alle kennen. Probleme werden in die Zukunft verschoben und was wir dann machen, sehen wir, wenn es akut wird.

Jann-Fiete Arp aber wollte trotz der Unterschrift in München gern noch ein Jahr in Hamburg bleiben und seinem Heimatverein helfen, ins Oberhaus zurück zu kehren. Mit 17 Jahren der jüngste Torschütze des Ex-Dinos war sich Arp sicher, in der zweiten Liga gesetzt zu sein und auf reichlich Einsatzzeiten zu kommen. Banane. 15 Mal eingewechselt, im Schnitt 25 Minuten pro Spiel, kein Tor. Stattdessen setzen zwei verschiedene Trainer lieber auf Lasogga in der Sturmmitte und sollte sich dieser den Hintern gebrochen haben, sind es eher Hwang, Jatta oder Hunt, die in die Spitzen rücken. Arp guckt in die Röhre. Um das Ganze zu erklären, wird selbstverständlich von unterdurchschnittlichen Trainingsleistungen geredet, wie könnte es anders sein. Leider kann das niemand beweisen.

Dann kommt es, wie es kommen muss – das Lügenmärchen fliegt auf. Kommunikativ hinterhältig versucht Hoffmann, Verantwortung zu übernehmen, aber der Verlierer heißt Arp. Mögen ihn die Fans auch beim ersten Spiel nach der Offenbarung nicht auspfeifen, lieben tun sie ihn nicht mehr. Und sogar ein stilles Bedauern über den bevorstehenden Abgang des einstigen Hoffnungsträgers ist nicht mehr spürbar, Arp wurde vom Seeler zum Beister und das Ganze hat nur 26 Spieltage gedauert. Beispiele der Dummheit gefällig?

Michael Sandomierski Die Bauer müssen doch nichts mehr dazu sagen. Den Vertrag haben doch alle Seiten unterzeichnet. Auch Fiete, der Berater hat. Alles Erwachsene Leute. Der Vertrag ist am Ende mit seiner Zustimmung unterzeichnet worden. ER MÖCHTE ZU DEN BAUERN…SO ODER SO! Fang also jetzt nicht wieder an Geschichten gegen den bösen HSV zu konstruieren! Es reicht. Wenn Arp hätte in Hamburg bleiben wollen, er hätte es ohne Probleme tun können. Ihm standen hier von Anfang an alle Türen offen. (Auszug, weil der Rest an Dummheit nicht zu übertreffen ist)

Heute spielt der HSV in Bochum, aber Jann-Fiete spielte gestern in Drochtersen, Regionalliga.

Man darf gespannt sein, wie sich die Karriere des Jann-Fiete Arp in der Zukunft entwickeln wird, nur eines ist relativ sicher: In Hamburg weinen sie ihm keine Träne mehr nach und sollte er mit irgendeinem Verein jemals wieder im Volksparkstadion auflaufen, bin ich sicher, dass es mehr Pfiffe als Beifall geben wird. Das alles hätte man anders machen können, aber dann hätte man ja einmal ehrlich sein müssen. Arp selbst kann unter Garantie den Tag nicht mehr erwarten, an dem er sich endlich auf den Weg Richtung Süden machen kann. Wer will es ihm verdenken?

Was bekommt der HSV? € 2,5 Mio. plus eventuellem Nachschlag? Gerade diese Woche verpflichteten die Bayern Lucas Hernandez für € 80 Mio. und ich erinnere mich an die fanatischen Vollpfosten, die bei Arp von „mindestens € 30 Mio.“ träumten. Mein Gott, was sind diese hüpfenden Nickis dämlich. Aber werden sie dazulernen? Garantiert nicht, denn nun träumen sie von € 25 Mio. für Douglas Santos und auch die werden nie kommen. Aber jedenfalls ist das HSV-Regal an guten Kickern nach einem Verkauf von Santos endgültig leergeräumt und man muss sich in Zukunft über solche Summen keine Gedanken mehr machen.