Hallo, liebe Schornalisten.

Ich möchte wirklich nicht übertreiben, aber ich stehe immer noch unter dem Eindruck des Magdeburg-Spiels und ich schreibe diesen Blog vor dem Match gegen den 1.FC Köln. Das, was ich gegen Magdeburg im Volkspark zu sehen bekam, hat meine Sicht auf das, was beim HSV abläuft, nochmal nachhaltig beeinflusst, denn ich hatte die bisherigen Spiele bekanntermaßen nur am TV erlebt, live im Stadion wirkt das alles nochmal 40% brutaler. Der Umstand, dass eine Mannschaft, die mit 10 aktuellen oder ehemaligen Nationalspielern beginnt und die mit 10 Spielern beginnt, die bereits in der Bundesliga aktiv waren, nicht mal versucht, im Spiel nach vorn spielerische Lösungen zu finden und die sich über 80% der Spielzeit vom Tabellen-16. der zweiten Liga zeigen lassen muss, wie man dies tut, macht mich fassungslos. Ebenso fassungslos macht mich, dass sich am 28. Spieltag der laufenden Saison nicht ein Spieler des Vereins in Normalform befindet und dass es sowas wie Automatismen nach all den Monaten immer noch nicht zu geben scheint.

Allerdings bin ich, lese ich in vielen Kommentaren bei Facebook oder in anderen Foren, zwar nicht allein mit meiner Meinung, aber es gibt eben immer noch viele viele, die durchaus noch verzweifelt versuchen, positive Ansätze zu sehen, die einfach nicht vorhanden sind. Woran liegt das? Nun, das liegt daran, dass man im Volkspark keinerlei Anspruch mehr zu haben scheint, mit dem Minimalsten zufrieden ist und sich Dinge schön labert, anstatt endlich einmal auf die Barrikaden zu gehen. Zwar guckt man nach Hannover, wo die Mitglieder einem Herrn Kind ein deutliches Zeichen verpasst haben man guckt auch auf andere Verein wie z.B. Schalke, wo sich die Anhänger eben nicht von Verein und Mannschaft verarschen lassen, aber man selbst ist offenbar viel zu sediert von manipulativen Medien, als dass man der Meinung wäre, man müsste endlich mal den Arsch hochkriegen.

Nein, der letzte Anspruch an Verein und Spieler scheint mit dem Abstieg endgültig beerdigt worden zu sein, einem Abstieg, von dem einige bereits wieder behaupten, er wäre eine Art Betriebsunfall gewesen und kein Resultat jahrelange Misswirtschaft. Ich erinnere an dieser Stelle: 7, 16, 16, 10, 14, 17. Dies waren die Tabellenplätze nach den letzten Spieltagen der letzten 6 Bundesliga-Spielzeiten und wohl kaum ein Verein in Deutschland hat so lange so sehr um den Abstieg gebettelt, wie der HSV. Und mal ehrlich: Hatte sich in all den Jahren irgendwas Gravierendes geändert, außer, dass man regelmäßig den jeweiligen Trainer entließ und abfand? Nichts hatte sich geändert und wer die Hoffnung hatte, mit dem überfälligen Abstieg würde sich etwas ändern, wurde erneut enttäuscht.  Immer noch Lotto, immer noch die Scheiß-Uhr, immer noch der überflüssige Dino. Kein Mut, keine Ideen, immer weiter.

Aber wie auch? Wie in einem Verein, in dem die größten Blender gleichzeitig zu den beliebtesten Stil-Ikonen werden können. In einem Verein, bei dem einmal Fußballer wie Magath, van Nistelrooy, van der Vaart usw. die Idole waren, sind heute hyperaktive, ineffektive Brummkreisel wie DJ Duracell Holtby oder Knochenbrecher wie der Augenroller Papadopoulos die angesagtesten Spieler, das sagt alles. Warum? Zuerst einmal, weil es echte Fußballer in dieser Mannschaft, in der man einen Trainingsallergiker wie Aaron Hunt dafür hält, gar nicht mehr gibt. In einer Zeit, in der jeder moderne Trainer erklärt, dass man als Verteidiger vorher etwas falsch gemacht hat, wenn man grätschen muss, ist ein Holzfuss wie der Grieche das Sinnbild für den idealen HSV-Profi, wenn er wie ein Geisteskranker seinen Gegenspieler über die Seitenlinie blutgrätscht. Das sieht nach echtem Willen und wahnsinniger Hingabe und Vereinsliebe aus, ist aber tatsächlich ein Zeichen dafür, dass man es nicht besser kann.

Die gleiche Nummer mit Holtby. Der Mann hat in seinen 5 Jahren beim HSV weniger als 10 wirklich gute Spiele, dafür aber mindestens 50 unterirdische Spiele abgeliefert. Spielt aber im Bewusstsein der Rumpelnickis keine Rolle, denn das, was Lewis Harry dort treibt, sieht eben wahnsinnig engagiert aus, auch wenn es am Ende brotlos ohne Ende ist. Er rennt wirr in der Gegend rum, gewinnt kaum man einen offensiven Zweikampf, aber er rudert wie verrückt mit den Armen. Und er appelliert an die Zuschauer, den Gruselkick auch noch zu unterstützen. Und vor allem postet er nach einem Sieg auf Instagram, für welch genialen Support die besten Fans der Welt und die geilsten Follower Deutschlands gesorgt haben. Wer so freundlich die zahlenden Zuschauer in den Erfolg einbezieht, der wird mit Online-Petitionen belohnt, die irgendwelche Hirn-befreiten Trottel im Internet anzetteln.

Das alles sagt außerordentlich viel über einen Verein aus und es sagt außerordentlich viel über die Anhänger dieses Vereins aus, die vielfach immer noch nichts begriffen haben. Die es völlig ok finden, wenn der teuerste Zweitliga-Spieler aller Zeiten in 90 Minuten keinen Zweikampf gewinnt. Die nicht meckern, wenn der volltapezierte Honk während eines Spiels nicht zu sehen ist und und von einem Verteidiger abgemeldet wurde, der noch nicht mal ein Zehntel seiner Bezüge einstreicht. Im Gegenteil – die es sogar toll finden, wenn ein solcher Antifußballer nach einem Sieg, bei dem er ein Tor erzielte, mehr Prämien kassiert, als sie selbst im Jahr verdienen. All das ist nicht nur in Ordnung, es wird so getan, als wenn dies genauso sein muss. Gleichzeitig wird aber geträumt ohne Ende und, wie ich gestern lernen durfte, es wird sich doch tatsächlich mit Werder Bremen verglichen, welch eine Ironie. Dabei hat Werder einen (notwendigen) Schritt getan, den dieser HSV nie gehen wird. Er ist ins Risiko gegangen, hat etwas gewagt und hat gewonnen. Das alles wird beim HSV, besonders unter Bernd Hoffmann, nie passieren.

Aber das macht nichts, denn das Stadion ist bekanntlich immer noch fast voll und warum sollte man dann etwas ändern wollen. Würde man die Verantwortlichen darauf ansprechen und sie fragen, wann sie denn nun endlich mal den Schalter umlegen oder ob sie tatsächlich so lange warten wollen, bis der Insolvenzverwalter vor der Tür steht, würden sie antworten: „Was willst du denn? Selbst in der zweiten Liga ist die Bude voll. So viele können wir dann wohl nicht falsch gemacht haben, oder?“. Doch, eines habt ihr falsch gemacht. Ihr habt, mit tatkräftiger Unterstützung der Hofberichterstatter, jeglichen Anspruch auf Leistung entsprechend der Entlohnung im Keim erstickt und getötet. Danke dafür.

Zu all dem passt, wie Arsch auf Eimer, das Spiel gegen Köln. Keine Ahnung, was sich die Rheinländer bei der zweiten Halbzeit gedacht haben, aber damit dürfte klar sein, dass auch sie in der Bundesliga weniger als nichts zu suchen haben. Aber was fiel auf in der zweiten Halbzeit? Kein Holtby, kein Papadopoulos, kein Jung, kein Lasogga, kein Hunt, kein Sakai. Und? Lernt ihr daraus? Garantiert nicht, denn „nur mit Jungen geht es nicht“.

P.S. Ich habe in letzter Zeit selten etwas Peinlicheres gesehen als die Jubelorgie nach dem Ausgleich, man hätte denken können, die Luschentruppe hätte den Pokal in Berlin geholt. Ihr habt das 1:1 gegen einen anderen Zweitliga-Verein geschossen, ihr Loser!!! Mein Gott, das ist ja nicht zum aushalten.

Und dann sowas, das nächste Beispiel dafür, dass ich mit meinem Text zu 100% richtig liege…

Cavit Mine Yilmazer Gut aus der Affäre gezogen?? Wir haben gegen die beste Mannschaft der Liga mit 3 Topstürmern dominiert. Egal was vorher war, dieses Spiel war einfach nur geil! Sogar nach dem 1-1 auf den 2 .Treffer gespielt, Klasse Jungs, nur der HSV!!!

Wie anspruchslos kann man noch werden?