Eigentlich gibt es für ein Spiel wie das von gestern Abend nur zwei unterschiedliche Varianten.

Variante 1: Leipzig macht ein frühes Tor, der HSV ist geschockt. Leipzig macht das zweite Tor hinterher, der HSV lässt die Flügel hängen, weil er merkt, dass hier nichts zu holen ist und wird am Ende abgeschossen.

Variante 2: Leipzig macht ein frühes Tor und schaltet automatisch ein paar Gänge zurück. Der HSV gleicht durch einen eigentümlichen Treffer aus, Leipzig gerät kurz ins Schwimmen. Nach der Halbzeit dreht Leipzig dann so lange auf, bis das Spiel entschieden ist, der HSV tut noch ein wenig so als ob und das Match ist aus.

Gestern sahen wir Variante 2, wobei man, wenn man ehrlich ist, sagen muss, dass im Grunde nicht eine Sekunde ein Zweifel daran bestand, wer nach dem Spiel nach Berlin fahren wird und wer nicht. Die Ost-Deutschen sind nun mal spielerisch, technisch und auch sonst in allen Belangen mindestens 3 Klassen besser als ein HSV, der sich im Rahmen seiner Möglichkeiten anständig verkaufte, bei dem nach dem Spiel jedoch mehr Fragen als Antworten bleiben werden. Frage Nr. 1: Warum ist man immer nur in sogenannten Bonus-Spielen in der Lage, eine Leistungs abzurufen, die eine Mannschaft dieser Preisklasse jede Wochen zeigen müssten, wenn denn ihre Einstellung zu ihrem Beruf stimmen würde? Warum geht Kampf und Engagement nur gegen Nürnberg, im Stadtderby gegen St. Pauli, in Köln und nun gegen Leipzig? Wie können Spiele wie die gegen Darmstadt, Aue und Magdeburg zustande kommen?

Als Trainer muss man doch einfach nur an der offenbar nicht vorhandenen Einstellung von Spielern, die nach wie vor wie Bundesliga-Spieler bezahlt werden, verzweifeln. Und noch eines: Warum man mit einem Pierre-Michel Lasogga auf keinen Fall verlängern und dem limitierten Bolzer in der Bundesliga wieder mehrere Jahre € 2 Mio. in den Rachen werfen darf, konnte man gestern eindrucksvoll beobachten. Gegen einen Bundesligisten hat der Mann noch weniger Wirkung als gegen Sandhausen und Bielefeld und das bei dem Preis. Bitte aus diesen Erfahrungen lernen und nicht wieder den Fehler der vergangenen Jahre begehen, nämlich Spieler deshalb halten, weil das gut bei Fans und Presse ankommt.

Schon klar, dass sich die Rumpeltrottel mal wieder feiern, aber eigentlich ist es, wie es ist – zu feiern gibt’s nichts. Ausscheiden im Halbfinale bringt nun mal keinen Titel, auch wenn ich nicht sicher bin, ob die idiotische Medien-Abteilung des HSV nicht doch vielleicht auf die Idee kommen wird und lustige „Leipzig-ganze-30-Minuten-Ärgerer-Trikots“ für nur noch € 69,60 auf den Markt schmeißen wird. Der HSV hat in diesem Jahr im DFB-Pokal Geld eingenommen, welches man gut gebrauchen kann, um einige Löcher der Vergangenheit stopfen zu können.

Nicht mehr und nicht weniger. Am nächsten Sonntag sehen wir dann wieder das wahre Gesicht des Vereins.

Und noch was:

HSV-Kapitän Hunt nach Pokal-Aus: „Da war mehr drin“

Nein, war es eben nicht. Der HSV hat es im Rahmen seiner Möglichkeiten vernünftig gemacht, aber wenn man ehrlich ist, war man über 90 Minuten chancenlos. Es passt aber zu dieser Mannschaft, diesem Verein und diesen Fans, dass sie dies eben nicht erkennen will, sondern sich beständig in die eigene Tasche lügt. Und eines noch: Nach seinem unglücklichen Eigentor stand der arme Janjicic allein hinter der Linie, kein einziger Mitspieler kam und klopfte ihm auf die Schulter, trieb ihn an, weiter zu machen. Nicht einer. Eine Truppe von egoistischen Einzelgängern ohne das, was Ralf Rangnick als die elementarste Eigenschaft eines überdurchschnittlichen Profis ausgemacht hat.

Mentalität.