Ihr erinnert euch garantiert noch an die herzzerreißende Fiete Arp-Story, oder? Hoffmanns Märchen Verein inszenierte eine Vertragsverlängerung (natürlich ohne Ausstiegsklausel 😀 ), die es nie gab. Oder besser, die Veranstaltung gab es, aber die Verlängerung nicht, denn stattdessen unterschrieb das Peters-Juwel Fiete bereits vor dieser Saison bei den Bayern und ließ sich für eine Saison nach Hamburg verleihen. Warum damals das Ganze? Ganz einfach, man beachte den Zeitpunkt.

Arp verlängert bis 2020 HSV-Sportchef Becker: „Es ist ein großes Zeichen für uns“

Diese Nachricht lässt den Volkspark beben: HSV-Juwel Fiete Arp (18) hat seinen Vertrag bis 2020 verlängert. Ein Wechsel zum FC Bayern München ist damit vorerst vom Tisch. „Ich kann und will mich nicht vom HSV trennen“, sagte der Angreifer und hat sich mit ganzem Herzen „seinem“ HSV verschrieben.

Wochenlang wurde spekuliert, wochenlang war Fiete Arp eines der größten Gesprächsthemen im Volkspark. Wechselt er zu den Bayern? In diesem Sommer? Oder im nächsten? Fragen, die nicht nur die Fans umtrieben, sondern auch den 18-jährigen Angreifer belasteten.

Doch jetzt herrscht endlich Klarheit über die Zukunft des Mega-Talents: Der Kapitän der Junioren-Nationalmannschaft hat seinen im im nächsten Jahr auslaufenden Kontrakt bis 2020 verlängert – und auf Kohle verzichtet. Die Bayern hatten dem gebürtigen Bad Segeberger satte fünf Millionen Euro Jahresgage geboten. Beim HSV wird sein Gehalt nun angehoben, aber deutlich weniger betragen als an der Isar.
(Quelle: Mopo.de)
Oh ja, diese Nachricht lies den Volkspark erbeben. Die ließ auch die Macher Hoffmann und Becker wie wahre Wundermänner aussehen, die es tatsächlich geschafft hatten, Deutschlands begehrtesten Junggesellen von ihrem „Projekt HSV“ zu überzeugen. Nix mit Bayern, nur der HSV. Am Arsch. Schade nur, dass an dieser Geschichte absolut nichts dran war, denn man hatte schlicht und ergreifend die Mitglieder und Fans beschissen, weil man im Juli (der Artikel erschien am 21.07.2018) gute Nachrichten brauchte. Die erste traurige Zweitliga-Saison stand vor der Tür, die Dauerkartenverkäufe stagnierten, die Finanzen waren ohnehin komplett im Eimer. Was macht sich da besser als die (erfundene) Geschichte von einem Super-Talent, welches man halten konnte?
Und nein, diese Geschichte kann man gar nicht oft genug erzählen, denn sie zeigte damals schon, wie der HSV unter Bernd Hoffmann in Zukunft arbeiten würde, dieser war gerade zwei Monate zuvor erneut zum Vorstandsvorsitzenden ernannt worden. Aber immerhin befindet sich der „Trickser aus Leverkusen“ in bester Gesellschaft, denn in Sachen Lügenmärchen steht ihm Vorstandskollege Wettstein in nichts nach. Und auch Sportvorstand Becker lernt schnell.
Der Fall Lacroix.  der 27-jährige Schweizer (Marktwert: € 1.5 Mio.) stand in dieser Saison in insgesamt 12 (von 30) Partien auf dem Platz und spielte dabei im Schnitt 56 Minuten. Man bedenke: Bei einer Konkurrenz wie von Leder-Allergikern wie van Drongelen und Bates. Am 09. November 2018 erklärte der Mann dann plötzlich:

Anders als gedacht, liegt es nicht ausschließlich in den Händen der Hamburger Verantwortlichen, ob Lacroix auch über die Saison 2018/19 hinaus an der Elbe spielt. Vielmehr sind die sportlichen Resultate entscheidend. „Ich bin ausgeliehen, aber im Falle des Aufstiegs wird die Kaufoption verpflichtend. Ich bin komplett im Projekt Hamburg involviert“, sagte der Defensivmann gegenüber dem Portal „Fussballtransfers.com“.

Ich kann mich noch gut an den Aufschrei der Fans erinnern, die sich allesamt an die Birne fassten, wie man denn einen solchen Rumpelkicker zu solchen Konditionen verpflichten konnte. Und – schwupps – wie von Zauberhand, wurde diese Meldung umgehend von Herrn Becker dementiert, es würde sich um einen Übersetzungsfehler handeln. Übrigens: Der Mann ist Schweizer und das Interview wurde von Tristan Bernert geführt, der kommt aus Köln.  Und nun passiert Folgendes:

Lacroix, der zuvor das letzte Spiel für den HSV am 24.02.2019 gemacht  (der HSV verlor 2:1 bei Jahn Regensburg) und damals ganze 17 Minuten auf dem Platz gestanden hatte, erlebt am 15.04.2019 gegen den 1.FC Köln eine Wiedergeburt. Startelf, volle 90 Minuten und das, obwohl die bisherigen Stammkräfte Bates und van Drongelen fit waren. Am 20.04. gegen Aue (1:1) nochmal und im Pokal gegen Leipzig (1:3) erneut. Startelf, 90 Minuten. In all diesen Spielen agierte der Schweizer weitgehend unauffällig, auf jeden Fall war er Lichtjahre davon entfernt, durch überirdische Performance gepunktet zu haben. Aber:

Nicht nur bei Aufstieg: HSV will Lacroix fest verpflichten

“ Laut „Bild“-Zeitung erwägt der HSV nun sogar schon, Lacroix (27) fest zu verpflichten – eine entsprechende Kaufoption war im vergangenen Sommer beim Leihgeschäft mit dem französischen Erstligisten AS Saint-Étienne ausgehandelt worden. Die Ablöse soll knapp zwei Millionen Euro betragen.

Eine Interview-Aussage Lacroixs, wonach die Kaufoption im Aufstiegsfall für den HSV verpflichtend sei, wurde später von beiden Seiten dementiert. Es habe sich um einen Übersetzungsfehler gehandelt. (Quelle: Abendblatt.de)

Ist das nicht ein erstaunlicher Zufall? Ein Spieler, sportlich bereits durchgefallen war und der dann erklärt hatte, der HSV müsse ihn so oder so kaufen, egal wie er spielt, steht plötzlich wieder auf dem Platz? Und keine drei Spiele später hat er die Spezial-Experten derart überzeugt, dass sie ihn nie wieder gehen lassen wollen? Eine solche Geschichte kann der HSV, der unter Hoffmann wieder zur alten Märchenfabrik geworden ist, den Rumpelnickis verkaufen.

Arp-Verlängerung, Lacroix-Kauf, Kühne-Deal, Bilanz-Tricks, Anleihe-Märchen. Ich kann jedem HSV-Interessierten nur empfehlen, wirklich jede (lancierte) Meldung aus dem Vorstandsbereich des Vereins nicht nur kritisch zu hinterfragen, sondern grundsätzlich nicht zu glauben. Was dieses Verhalten für einen Trainer Wolf bedeutet, kann sich wohl jeder selbst ausmalen, oder? Der Mann muss Spieler bringen (Lacroix, Papadopoulos, Jung, Hunt), die ihm in seiner aktuellen Situation nicht weiterhelfen, aber er muss es tun, um die Märchenwelt am Leben zu halten. Wenn er schlau ist, macht er sich nach dem 34. Spieltag aus dem Staub.