Da ist er nun also, der nächste Hoffnungsträger. Nr. 25 seit dem Jahr 2000 oder Nr. 17 seit dem Jahr 2010, ganz wie man möchte. Und irgendwie ist es doch immer die gleiche Show, oder nicht? Die Neuverpflichtung wird vermeldet, die notwendige Pressekonferenz wird angekündigt, irgendein Sender (meistens SKY) schaltet „live nach Hamburg“ und dann nehmen die Dinge ihren Lauf. Früher wurden noch dramatisch Wasserflaschen geöffnet, heute guckt der Conférencier zuerst unsicher ins Publikum, bevor er mit einem dusseligen „Moin, liebe Schornalisten“ das Spektakel startet. Dann ein paar warme Worte das aktuellen Verantwortlichen und dann folgt der nächste Trainer-Superstar, der sich, normalerweise durchgebrieft, den kreativen Fragen der hiesigen Journaille stellt. Hat man eine Show gesehen, hat man alle gesehen, aber es gibt immer noch reichlich Opfer, die bei wirklich jeder neuen Personalie ins kollektive Ausflippen verfallen und den nächsten Heiland gesehen haben wollen. Tragischerweise ist es immer genau der Erlöser, den die gleichen Vollpfosten nur wenige Monate später zum Teufel wünschen.

Same procedure….

Diesmal nun also der vermeintlich strenge Herr Hecking aus Castrop-Rauxel, kein Witz. Schnappi Hecking ist angeblich kein sogenannter Laptop-Trainer (was auch immer das heißt), er soll mehr von der gnadenlosen Sorte sein. Und nichts wirkt natürlich cooler nach einer mal wieder verkackten Saison, als jemand, der dafür bekannt sein soll, mit harter Hand zu führen und bocklosen Söldnern keinen Raum für Eskapaden zu geben. Recht so, brüllt der Pöbel, nagelt die Brut ans Kreuz, nagelt die Vernunft ins Volk. Natürlich konnte nach dem netten und zurückhaltenden Herrn Wolf kein ähnlicher Übungsleiter präsentiert werden, möchte man für ein paar Wochen Ruhe im Karton haben, muss man den Gegenentwurf präsentieren. Und Hecking ist bekannt für klare Kante und deutliche Worte.

 Dann legte er los und kritisierte die Zustände in der Bundesliga: „So darf es auf keinen Fall weitergehen“, sagte er. „Ich glaube, dass das uns Trainern überhaupt nicht guttut, weil damit das Hire and Fire noch mehr geschürt wird.“ Und: „Eigentlich können wir Trainer zuhause bleiben, weil uns braucht keiner.“ Eindrückliche Worte. (Quelle: Tagesspiegel.de)

Ja, da hat Schnappi natürlich Recht, die Art und Weise, wie man in Bundesliga 1 und 2 mit den Cheftrainern umgeht, ist durchaus grenzwertig. Nachhaltigkeit ist ein Fremdwort, wenn sogar Übungsleiter, die das Saisonziel erreichen, von ihren Aufgaben entbunden werden. Und eigentlich hätte es Hecking, der sich über diesen Umstand echauffiert, zu einem Verein verschlagen müssen, der es anders handhabt. Aber, Dieter hat die Raute in seinem harten Herzen entdeckt und deshalb konnte er gar nicht anders. Genau so wenig wie es angeblich einige „Menschen“ mit dem IQ einer Wanderdüne können, denn diese haben Gerüchten zufolge ihre Dauerkarten verlängert, weil Hecking verpflichtet wurde, auch das soll kein Gag sein.

Eigentlich war ja alles anders geplant, Hecking wollte nach der überraschenden Kündigung in Gladbach erstmal eine Saison aussetzen, aber dann kam der HSV und wer kann dazu schon nein sagen? Und dann interessiert einen das eigene Gelaber von vorgestern auch nicht mehr.

Zuhause bleiben wollte Hecking dann aber offensichtlich doch nicht: Am Mittwoch hat er einen neuen Verein gefunden. Einen, der sich seit Jahren durch Kontinuität und Verlässlichkeit auszeichnet. Einen, der wie kein zweiter Klub in der Branche für seriöse Arbeit und ein ruhiges Umfeld steht. Einen, der sich seinen Trainern verschreibt und ihnen Zeit und Rückendeckung verschafft, in Ruhe eine schlagkräftige Mannschaft zu entwickeln. Hätte er wahrscheinlich gerne gehabt. Es wurde dann aber doch der Hamburger SV. (Quelle: Tagesspiegel.de)

Scheiße gelaufen, gell? Aber für wen jetzt eigentlich? Für Hecking oder doch eher für die Rumpelkasper, die offenbar nicht realisieren, dass weder Hecking noch Jonas Boldt, von dem sie vor einer Woche noch nie etwas gehört hatten, auf dem Rasen stehen und den Wiederaufstieg bewerkstelligen sollen, sondern eine Mannschaft, die der HSV nicht hat. In 17 Tagen beginnt die Saisonvorbereitung und nimmt man alles zusammen, nämlich

die schon erfolgten Abgänge

die geplanten Verkäufe

die Spieler, die von sich aus gehen sollen,

dann hat man exakt diese Truppe zur Verfügung:

Mickel, Behrens, Bates, Gyamerah,  Jung, Ambrosius, Knost, Pfeiffer, Vagnoman, David, Dudziak, Öczan, Kinsombi, Hunt, Kwarteng,  Jatta, Samperio, Opoku, Drawz, Hinterseer.

Mein Tipp für diese Truppe wäre: Platz 6 in der Regionalliga Nord.

 „Dass man im Erfolgsfall damit rechnen muss, gehen zu müssen, das ist eine neue Geschichte“, sagte Hecking. Doch wenigstens das dürfte ihm bei seinem neuen Verein erspart bleiben. Denn Erfolg war beim HSV in den letzten Jahren das geringste Problem. (Quelle: Tagesspiegel.de)

Anyway, nun haben wir also den Nächsten und nach dem Nächsten folgt der Übernächste. Warum macht Hecking HSV? Ich denke, es ist die gleiche Motivation wie bei 99% seiner Vorgänger. Auch Hecking wird denken, dass er „der Eine“ ist. Derjenige, dem es als Erstem gelingen wird, den unbesiegbaren Drachen zu zähmen. Der diesen überaus schwierigen Verein zurück ans Licht führen wird. Und der sich damit in der Trainergilde ein Denkmal bauen wird. „Ich war es, der den HSV besiegt hat“. Lieber Schnappi, sei ganz sicher, der HSV wird dich besiegen, wie er all deine Vorgänger nach Ernst Happel auch besiegt hat. In spätestens 4 Monaten wirst du begriffen haben, worauf du dich eingelassen hast und dann beginnt der Überlebenskampf, den du nicht gewinnen wirst. Aber zumindest ist es gut bezahlt.