Mal Hand heben, wer vom Niveau des Champions League-Finals genauso enttäuscht war wie ich! Ne, das war, gemessen an den Halbfinals Liverpool gegen Barcelona und Tottenham gegen Ajax eher öde, weil auch der Spielverlauf ein interessanteres Match verhinderte. Ein Elfer nach 2 Minuten für den Favoriten, der daraufhin nur noch das Nötigste machte und ein Außenseiter aus London, dem auf den letzten 30 Meter einfach die Mittel fehlten, das war schon schwierig beim Zugucken. Aber – Kloppo hat’s geschafft und hat endlich die Spitze des europäischen Vereinsfußballs erklommen, Glückwunsch dazu. Und natürlich, weil HSVern eigentlich gar nichts mehr anderes übrig bleibt als in die Vergangenheit zu blicken, kommt vielfach der Aufschrei und der Zorn auf denjenigen, der Klopp einstmals als HSV-Trainer verhinderte, weil dieser Vogel eine Jeans mit Löchern trug und scheinbar Zigaretten rauchte, so ein Halunke.

Und natürlich kommt beim BILD-Zeitungs-lesenden Rumpelnicki sofort die extrem schlüssige Argumentation durch, dass man damals mit einem Trainer Klopp den gleichen Erfolg in Hamburg erlebt hätte, wie ihn die Dortmunder erlebten, die sich den Stuttgarter Menschenfänger anstatt des HSVs angelten. Ich halte das für Mumpitz, ein Klopp hätte die gleiche Erfolgsstory in Hamburg nicht erlebt, jedenfalls ist das meine Meinung. In Dortmund konnte der Mann, im Zusammenspiel mit Michael Zorc so gut wie alles entscheiden, das hätte ihm in Hamburg die Herren Hoffmann (Vorstandsvorsitzender) und Beiersdorfer (Vorstand Sport) nie und nimmer gestattet. Klopp wäre mit seiner Art in Hamburg ebenso gescheitert, wie er in München oder in Berlin gescheitert wäre. Auch ein wirklich guter Coach wie Klopp braucht das für ihn passende Umfeld und das hatte Kloppo in Mainz, in Dortmund und nun in Liverpool, in Hamburg hätte er es nicht gehabt.

Was ich damit sagen will? Einen außergewöhnlichen Trainer muss man auch außergewöhnlich behandeln und Außergewöhnliches machen lassen. In Hamburg aber gibt es seit den 80er Jahren zu viele Kräfte innerhalb und außerhalb des Vereins, die sich selbst für außergewöhnlich halten. Ich erinnere an die Aussage eines ebenfalls außergewöhnlichen Trainers, der einige Zeit mit einem Engagement in Hamburg liebäugelte und sich dann anders entschied.

BVB hat sich sofort so angefühlt, dass ich es machen möchte“, so Tuchel, der zudem erklärte: „Beim HSV hatte ich das Gefühl, mehr als der Trainer sein zu müssen.“

Eigentlich könnte man jetzt aufhören zu argumentieren, aber ich möchte euch bitten, euch dieses kurze Video anzuschauen. 52 Sekunden und man weiß, warum dieser Mann so erfolgreich ist.

Aber, der geneigt HSV-Hüpfer zeichnet sich nun mal dadurch aus, dass er am liebsten zurück und nicht nach vorn schaut. Und obwohl so gut wie alle Rückholaktionen ebenso gescheitert sind wie die Versuche, andere Vereine zu kopieren, lernen sie nicht dazu. Ich sage es also noch mal: Dieser Verein braucht einen eigenen Klopp und einen eigenen Watzke. Der originale Klopp wird nie mehr zum HSV kommen und Trickser Hoffmann ist nicht Watzke, er ist Hoffmann. Der gleiche Hoffmann, der bereits bis 2011 seine Manöver ausführte. Das Probleme in Hamburg ist jedoch, dass dieser Verein keine Klopps oder Watzkes zulassen wird.

Kurz noch ein anderes Thema, die Investoren. Überall auf der Welt funktioniert das scheinbar mit den Privatmänner, Firmen oder sogar Staaten, man kann mit einem Investor erfolgreich sein. Sei es nun Liverpool (John Henry), Manchester United (Glazer), Tottenham (Lewis), ManCity (Scheich), PSG (Scheich) oder auch Hoffenheim (Hopp) oder Leipzig (Red Bull). Voraussetzung ist, dass sich dieser Investor weitgehend aus dem Tagesgeschäft raus- und sich von der Presse fernhält.

Und nun die Beispiele, bei denen das Gegenteil eingetreten ist: München 1860, Kaiserslautern und HSV.

Schöne Woche.