Ich kann es nicht mehr zählen, ehrlich. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in Verbindung mit dem HSV und vor allem als Erklärung für nicht erreichte sportliche Ziele die Erklärung „Der Druck war einfach zu groß“ gehört habe. Immer und immer wieder. Und auch der große Vorsitzende erzählte mal wieder diese dümmliche Legende von einer (Medien)-Landschaft, einem Umfeld und einer Fan-Szene, die „anders“ wäre als woanders. Besonders die Anmerkung des Trickers aus Leverkusen, dass die armen armen Profis nach einem verlorenen Spiel Hunderte von kritischen Beiträgen auf ihren Instagram und Facebook-Accounts ertragen müssten, hat mir die Tränen der Rührung in die Augen getrieben.

Verdammt noch, dann sollen sie doch ihre Accounts löschen oder gar nicht erst welche erstellen, wenn sie das nicht ertragen können. Aber wenn man sich Holtby-mäßig auf diesen Kanälen abfeiern lassen kann, dann passt es, oder wie? 

Sorry, aber die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Nicht einer von diesen Abgreifern hat auch nur im Ansatz eine Ahnung, was Druck überhaupt bedeutet. Sie alle verdienen im Monat mehr, als ihr Vater im Jahr nach Haus getragen hat und wenn dann ein paar Opfer auf Facebook rumpöbeln, machen sie sich in die Hose? Oder die Legende von den ach so fiesen Medien in Hamburg.

Im Zusammenhang mit dem HSV wird immer wieder von der schwierigen Medienstadt Hamburg und dem unruhigen Umfeld gesprochen. Ist es wirklich so viel schwieriger in Hamburg als in München oder Mönchengladbach, wo Sie ebenfalls gespielt haben?

Jansen: Nein, diese Auffassung teile ich überhaupt nicht. Ich finde die Medien in Hamburg sehr fair, zurückhaltend und dem Verein wohlgesinnt. Da geht es in einigen anderen Städten deutlich heftiger zu.

(Quelle: https://www.goal.com/de/news/27012/jansen-exklusiv/2016/10/07/28243402/ex-hsv-profi-jansen-an-den-trainern-allein-kann-es-nicht-gelegen-)

Fasst man alles zu, kann man nur zu einem Schluss kommen: Dieser HSV ist ein Fake-Verein! Fake, was sämtliche Äußerungen bzgl. der finanziellen Situation betrifft. Fake, was jegliche sportliche Performance betrifft. Fake, was Ausreden bzgl. der nächsten sportlichen Enttäuschung betrifft. Spieler, die nach Hamburg kommen, erhalten scheinbar an der Geschäftsstelle das Büchlein mit den „Top20 Ausreden, warum es beim HSV nicht geklappt hat“. Top1 dabei unter Garantie: Der unfassbare Druck. Wenn ich dann auf Facebook oder wo auch immer die immer gleichen Sprüche von den immer gleichen BILD-Nickis lese, die den Schwachsinn „Die Medien wollen Unruhe in den Verein bringen“, dann geht mir das Messer in der Tasche auf. Der Einzige, der Unruhe in den Verein bringt, ist der Verein, verdammt nochmal! Die Medien mit ihren Hofberichterstattern tun doch ihr Möglichstes, um den HSV vor Kritik zu schützen.

Ich kann euch mal etwas über Druck erzählen. Vor einiger Zeit habe ich ein paar wirklich spannende Stories aus Argentinien gehört. Da war z.B. die Geschichte vom Derby zwischen Boca Juniors und River Plate Buenos Aires , der sogenannte Superclásico. Wenn Boca dieses Derby verloren hatte, haben die Spieler die Nacht darauf in der Kabine verbracht, weil niemand garantieren konnte, dass sie unversehrt nach Haus gekommen wären, hätten sie das Stadion verlassen. Und das war nicht nach 20 Jahren Folterfußball und Misswirtschaft, das war nach einem Spiel! Andere Geschichte: Der Boss der Ultras von Boca saß im Gefängnis, wahrscheinlich wegen Mord. Mindestens einmal pro Woche fuhr nach dem Training eine Limousine beim Training vor und zwei Spieler und ein Trainer mussten einsteigen, auf zur Audienz in den Knast. Weigerung? Undenkbar. Der Ultra-Chef wollte auf dem Laufenden gehalten werden. DAS IST DRUCK!

Was mich beim HSV immer gewundert hat: Wenn wir gute Spieler verpflichtet haben, wurden sie bei uns anschließend immer schlechter. Angeblich sei der Druck hier zu groß. Aber wovon ist eigentlich die Rede? Die Leute stehen mal vor dem Stadion, wenn du 0:3 verlierst. Und sonst? Die Fans unterstütze den Verein doch phänomenal. Ich habe das mit dem großen Druck nie verstanden.

Wer hat das wohl gesagt? Ich löse auf: Rafael van der Vaart!

Bei aller Liebe, aber das sind alles Pussys. Sich abfeiern lassen, das können die Herren, aber wenn jemand pfeift, fangen sie an zu weinen. Nicht ein Spieler, der jemals beim HSV unter Vertrag war, weiß auch nur im Ansatz, was Druck ist, aber es eignet sich hervorragend als Ausrede. Aber was will man erwarten, das Verhalten wird doch von oben vorgelebt. Ich habe den heutigen Vorstandsvorsitzenden live erlebt, wie er in einem Cafè in Eppendorf saß. Als er „Spielerberater“ war und sich keine Sau für ihn interessierte. Kleine Wurst mit ängstlichem Blick, keine Spur vom großen Vorsitzenden Bernd.

Allen Spielern, die nach einem verlorenen Spiel Angst vor Instagram-Kommentaren haben, empfehle ich, einmal ein paar Wochen lang einen vereins-kritischen Blog zu schreiben, das härtet ab. Wenn man Hundertfach aufs Übelste bepöbelt wird, wenn einem Leute auf Facebook schreiben, dass sich eine Horde sogenannten „Fans“ zusammenrotten wollen, um einen „auszulöschen“ oder wenn jeder dahergelaufene Pfosten mit irgendwelchen Klagen etc. droht, dann wissen die Herren Millionäre, was wirklich Laune macht. Und im Gegensatz zu ihnen kriege ich keinen Cent dafür.