Der kleine Mutombo kommt allein. Seit Wochen ist er unterwegs, zuerst durch verschiedene Länder Afrikas, dann mit dem Schiff übers Mittelmeer, immer mit einer orangenen Weste an. In Italien darf er an Land, muss ins Auffanglager. Nach einigen Wochen geht die Reise weiter bis ins Land seiner Träume, denn Mutombo wollte von Anfang an nach Deutschland. Auf dem Weg des Leidens hat ihm irgendwann einmal einer der Schleuser gesagt: „Wenn sie dich in Deutschland fragen, wie alt du bist, sagt ihnen, du bist 17. Dann darfst du bleiben“. In seiner Jackentasche steckt immer noch der Ausweis aus Gambia, den ihm seine Eltern für umgerechnet € 50 haben erstellen lassen, im afrikanischen Land ein kleines Vermögen, wenn man nur durchschnittlich € 500 im Jahr verdient. Dieser Ausweis bestätigt, dass Mutombo erst in 7 Monaten volljährig wird.

In Deutschland angekommen muss der Junge zum Gespräch und dort übermittelt er die gelernte Geschichte. Sein Problem ist nur, dass man beim Amt für Migration mittlerweile nicht mehr nur 5 Geräte zur Überprüfung der Personalien von Flüchtlingen besitzt, sondern über 100 und wir haben nicht mehr 2015. Nun wird dort während des Gesprächs festgestellt, dass Mutombos Papiere gefälscht und der junge Mann tatsächlich 22 und nicht 17 Jahre alt ist. Die Mitarbeiterin vom Amt erklärt dem verstörten jungen Mann, dass er gerade versucht hat, eine Straftat zu begehen und dass man ihn unter diesen Umständen zurück in sein Heimatland schicken muss. Mutombos Antwort: „Aber warum? Bei Bakery Jatta habt ihr es doch anders gemacht, der durfte bleiben und weiter Fußball spielen, obwohl ihr ihn erwischt habt“

Warum ich diese Geschichte schreibe? Ich möchte auf das Dilemma hinweisen, welches sich gerade für so gut wie jeden Beteiligten ergibt. Ich persönlich finde es gelinge gesagt abartig, dass man sich gegen Vorwürfe, auf der rechten Seite zu fischen, wehren muss, wenn man auf die Einhaltung des Gesetzes besteht. Vorausgesetzt, die Sachlage ist so, wie es die Sportbild berichtet, dann muss das Gesetz Bakery Jatta/Daffeh genauso behandeln, wie jeden anderen, der wie er gehandelt hat und es macht absolut keinen Unterschied und es ist völlig egal, ob es außer ihm noch 100.000 andere Gambier in Deutschland gibt, die es ähnlich versucht haben und noch versuchen.

Um es ganz unmissverständlich zu sagen: Ich habe absolut nichts gegen den Fußballer Bakery Jatta, im Gegenteil. Ich bewundere seine Fähigkeit, durch Eigeninitiative, Kampfgeist und Engagement besser zu werden. Ich finde es absolut toll, was er mit seinen Mitteln erreicht hat.

Aber das alles darf bei der Bewertung der Sachlage keine Rolle spielen! Es spielt auch keine Rolle, ob er hier seine Steuern bezahlt oder ob Herr Tönnies sich viel schlimmer verhalten hat. Der „Fall Jatta“ muss losgelöst von allem anderen betrachtet werden, aber er muss eben vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass man an ihm die Problematik eines gesamt-sozialen Themas erkennen kann. Und nein, die Behörden dürfen eben keinen Unterschied in der Bewertung machen, nur weil der Mann zufällig Fußballer und nicht Kellner ist. Sollten die ermittelnden Behörden in den Verdacht gelangen, hier mit anderen Werten zu messen, wird es politische Kräfte geben, die ein Heidenlärm veranstalten werden, der „Fall Jatta“ ist politischer als alles je dagewesene beim HSV.

Also: Es muss eine genaue Prüfung des Falles geben, ohne wenn und aber. Es darf nicht den geringste Zweifel an der Identität des Mannes geben, ansonsten wird es eine politische Gruppierung geben, die dies zu ihrem Vorteil nutzen wird und ich denke nicht, dass dies jemand möchte. Und sollten die Ermittlungen ergeben, dass all die Geschichten aus der SportBild stimmen, muss mit Bakery Jatta/Daffeh exakt so umgegangen werden, wie mit Mutombo und jedem anderen, der in dieser Situation ist. Das ist weder rechts noch links, das ist Rechtsstaatlichkeit.

Und, der verzweifelte Versuch des Herrn Boldt, durch ein Ablenkungsmanöver mit Hilfe einer Nebelkerze den Focus weg vom HSV und Jatta, hin zu DFB und DFL zu verlagern, ist ebenso dumm wie peinlich.